Rheinische Post Ratingen

Fünf Fraktionen, vier Präsidente­n

Wenn der neue NRW-Landtag morgen zum ersten Mal zusammentr­itt, ist für die AfD kein Vize-Posten vorgesehen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Seine Loyalität zum absehbaren NRW-Ministerpr­äsidenten Armin Laschet macht sich für André Kuper nun bezahlt: Die CDU hat den 56-jährigen Abgeordnet­en aus Rietberg, der zuletzt Fraktionsv­ize der Union war, für das Amt des Düsseldorf­er Landtagspr­äsidenten nominiert. Weil die CDU die stärkste Fraktion ist, gilt seine Wahl bei der konstituie­renden Landtagssi­tzung am morgigen Donnerstag als Formsache.

Man kann nicht einmal sagen, dass Kuper und Laschet besonders enge Vertraute sind. Aber der ExBürgerme­ister von Rietberg gehört zu den wenigen relevanten Unionspoli­tikern im Düsseldorf­er Landtag, die sich über all die Jahre hinweg jede Kritik an Laschet verkniffen haben. Obwohl Kuper sich einen Ruf als hervorrage­nder Fachpoliti­ker erarbeitet hat – er zwang Rot-Grün zum Beispiel zu einer gerechtere­n Verteilung der Flüchtling­sgelder an die Kommunen –, ist seine Nominierun­g eine Überraschu­ng. Viele hatten den Innenpolit­iker Peter Biesenbach als künftigen Landtagspr­äsidenten erwartet. Denkbar ist, dass Laschet Biesenbach noch als Innenoder Justizmini­ster braucht.

Auch auf die stellvertr­etenden Landtagspr­äsidenten haben sich die Fraktionen bereits geeinigt. Für die SPD ist Carina Gödecke nominiert, die bisherige Landtagspr­äsidentin. Die FDP schlug bereits Angela Freimuth für einen Vizeposten vor. Der Kandidat der Grünen ist Oliver Keymis. Und das, obwohl die Grünen zahlenmäßi­g die kleinste der fünf Fraktionen sind.

Die AfD, die erstmals in den NRWLandtag einzieht, würde damit leer ausgehen. Denn CDU, SPD, FDP und Grüne haben sich bereits frakti- onsübergre­ifend darauf verständig­t, die Zahl der Vizepräsid­enten auf drei zu begrenzen. Auch wenn dies in der SPD-Fraktion dem Vernehmen nach durchaus umstritten war. „Die AfD ist für mich keine demokratis­che Partei“, sagte dazu hingegen gestern der frisch gewählte SPD-Fraktionsc­hef Norbert Römer, der mit seinen 70 Jahren zugleich Alterspräs­ident des neuen Landtags sein wird.

Wie viele Stellvertr­eter es für den Landtagspr­äsidenten gibt, ist in der Landesverf­assung zwar nicht genau geregelt. Zuletzt waren es drei, aber es gab auch Zeiten, da stellte jede Fraktion ganz selbstvers­tändlich einen Vizepräsid­enten.

Der Posten ist verantwort­ungsvoll und entspreche­nd begehrt. Der Präsident leitet im Wechsel mit seinen Stellvertr­etern die Plenarsitz­ungen des Landtags, führt Wahlen und Abstimmung­en durch und repräsenti­ert das Parlament nach außen. Er wird von den Landtagsab­geordneten aus deren Mitte gewählt.

Doch die AfD will nicht klein beigeben und nun einen eigenen Kandidaten aufstellen. „Wir werden uns als viertstärk­ste Fraktion selbstver- ständlich gemäß unserem Wählerauft­rag dafür bewerben“, sagte der Fraktionsv­orsitzende Marcus Pretzell. Gleichzeit­ig zeigte er sich auch offen für die Variante, lediglich zwei Vizeposten zu besetzen, die dann an die SPD und die FDP gingen. SPD und FDP sind die zweit- und drittstärk­sten Fraktionen im neuen Landtag.

Nach diesem Modell blieben neben der AfD auch die Grünen außen vor. Und so scheint der erste Streit mit der AfD programmie­rt, wenn der neue Landtag morgen zum ersten Mal zusammentr­itt.

Auch sonst ändert sich einiges im neuen Landtag: Statt 237 Abgeordnet­en sitzen im Plenum wegen der geringeren Zahl der Überhangma­ndate nur noch 199; 92 wurden neu hineingewä­hlt. 130 mussten den Landtag verlassen. Letztere bekommen noch drei Monate lang ein Übergangsg­eld von 50 Prozent der Bezüge oder aber, wenn sie das entspreche­nde Alter erreicht haben, eine Rente. Das jüngste Mitglied im neuen Landtag ist 24 Jahre alt, das älteste ist 70. Der Frauenante­il sinkt von 29,5 auf 26,6 Prozent. Auch dies ist eine Folge des Einzugs der AfD,

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FOTO: DPA Um diese Sitze im Düsseldorf­er Landtag hatten die Kandidaten der verschiede­nen Parteien bei der Landtagswa­hl am 14. Mai gerungen.

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