Behandlungsfehler: Jeder vierte Verdacht bestätigt
BERLIN (dpa) Die Zahl der medizinischen Behandlungsfehler ist nach Angaben der gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Das bedeute jedoch nicht, dass sich das Risiko, einen Behandlungsfehler zu erleiden, generell verringert hätte, erläuterte der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) seine Statistik für 2016. Danach wurden gut 15.000 fachärztliche Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. In knapp jedem vierten Fall, nämlich bei 3564 Behandlungen, bestätigten die Fachärzte des MDK den Verdacht der Patienten. Zwei Drittel der Vorwürfe betrafen demnach Behandlungen in der stationären Versorgung, ein Drittel Behandlungen durch niedergelassene Ärzte. 7765 Vorwürfe (51,4 Prozent) standen in direktem Zusammenhang mit der Behandlung im Operationssaal. Verteilt auf die Fachgebiete bezog sich laut MDK ein Drittel der Vorwürfe auf Orthopädie und Unfallchirurgie, zwölf Prozent ent- fielen auf die Innere Medizin und Allgemeinmedizin, weitere je neun Prozent auf die Allgemeinchirurgie und die Zahnmedizin, sieben Prozent auf die Frauenheilkunde und vier Prozent auf die Pflege.
Der MDK kritisiert generell, dass Daten zu Behandlungsfehlern in Deutschland nur punktuell vorlägen. Deshalb lasse sich auch das Gefährdungsrisiko nicht beziffern. Die Ärzteschaft legt einmal im Jahr eine eigene Statistik über Behandlungsfehler vor. Der Dienst verlangte trotz der erkennbaren Fortschritte noch konsequentere Anstrengungen zur Fehlervermeidung: „Dazu gehören eine Meldepflicht für Behandlungsfehler und eine intensivere Forschung im Bereich Patientensicherheit.“
Die Ärztekammer Nordrhein rief zur Nutzung von anonymen Berichtssystemen auf, um die Gründe für ärztliche Behandlungsfehler aufzudecken. In diesen bereits eingerichteten Systemen könnten Ärzte anonym auch von Beinahe-Feh- lern berichten, von denen sie wüssten, sagte Verbandspräsident Rudolf Henke im WDR5-Radio. „Das ist ein wichtiges Instrument, um dann in Qualitätszirkeln oder auf Konferenzen herauszuarbeiten, welchen Chancen wir haben, um das abzustellen“, erklärte Henke. „Wo Menschen arbeiteten, würden Fehler gemacht, betonte er. Mit Blick auf die Krankenhäuser komme dazu, dass die personelle Besetzung sowohl bei den Pflegekräften als auch bei den Ärzten zu knapp sei.