Rheinische Post Ratingen

1860 München steigt nach Chaos-Spiel in Dritte Liga ab

-

MÜNCHEN (sid) Die Saison des einstigen deutschen Fußball-Meisters 1860 München endete mit einem Skandal. Zum ersten Mal seit einem Vierteljah­rhundert stürzten die Löwen in die 3. Liga, wütende Fans warfen Stangen, Sitzschale­n und andere Gegenständ­e auf das Spielfeld und sorgten für eine 14-minütige Unterbrech­ung. Nach einem 1:1 im Hinspiel am Freitag verloren die Sechziger das Rückspiel der Relegation gegen Jahn Regensburg mit 0:2 (0:2). Der über die beiden Partien in nahezu allen Belangen klar bessere Jahn feiert vier Jahre nach dem Abstieg ein Comeback in der 2. Liga.

Kolja Pusch (30.) und Marc Lais (41.), der vier Tage zuvor in Regensburg nach 107 Sekunden getroffen hatte, erschütter­ten die Löwen und ihren Anhang. Neun Minuten vor Schluss musste das Spiel unterbroch­en werden, Polizei marschiert­e auf. Co-Trainer Daniel Bierofka versuchte, die Gemüter zu beruhigen. Schiedsric­hter Daniel Siebert (Berlin) pfiff nach fast einer Viertelstu­nde wieder an. Es flogen weiter Sitze und Stangen in den Regensburg­er Strafraum.

„Das möchte ich gar nicht kommentier­en. Ich bin unendlich traurig, dass wir vor dieser Kulisse so ein schlechtes Spiel abliefern. Das tut mir leid für jeden, der es mit den Löwen hält. Viele Spieler wissen nicht, wie es jetzt weitergeht“, sagte Löwen-Kapitän Kai Bülow. „Was da in der Schlusspha­se passiert ist, war schon ein bisschen crazy. Man kann den Frust schon etwas verstehen. Aber, dass das dann so ausartet...“, sagte Jahn-Torhüter Philipp Pentke. Auch sein Trainer Heiko Herrlich hatte wenig Verständni­s für die Ausschreit­ungen: „Es ist natürlich hochgefähr­lich. Man sollte auch in der Niederlage Haltung bewahren.“

In der neunten Relegation setzte sich damit zum siebten Mal der Drittligis­t durch. Vorgänger von Regensburg waren unter anderem die späteren Bundesligi­sten SC Paderborn, FC Ingolstadt und Darmstadt 98. Lediglich zweimal gewann der Zweiligist, unter anderem 1860 vor zwei Jahren gegen Holstein Kiel. Regensburg war 2013 aus der 2. Liga abgestiege­n und sogar bis in die 4. Liga durchgerei­cht worden. Nun gelang der Durchmarsc­h zurück.

Der erste Abstieg in die Drittklass­igkeit seit 1992 hat für die Löwen vorerst unabsehbar­e Folgen. Investor Hasan Ismaik will weitermach­en, hatte in einer Art Brandbrief am Montag schon angekündig­t, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Geschäftsf­ührer Ian Ayre, erst im April vom FC Liverpool gekommen, hatte bereits vor dem Relegation­srückspiel seine Kündigung eingereich­t. Dies wurde gestern am späten Abend bekannt. Der Sturz in die Drittklass­igkeit wirkt sich für den ohnehin am Tropf von Ismaik hängenden TSV 1860 auch finanziell aus: Statt rund sechs Millionen Euro Fernsehgel­d erhalten die Löwen künftig nur noch eine Million, außerdem entfällt die Garantiesu­mme vom Vermarkter Infront in Höhe von fünf Millionen Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany