Rheinische Post Ratingen

Auskünfte zu Routen und Übernachtu­ngen

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Erste Station: Bayreuth Die Stadt ist ein wenig eine unentdeckt­e Perle in der fränkische­n Region. Wer an Bayreuth denkt, hat sofort Richard Wagner und die sommerlich­en Festspiele im Kopf. Aber das ist nicht alles in dieser 70.000 Einwohner großen Stadt. Und ein kleines Problem für den Stadtmarke­tingbeauft­ragten Manuel Becher. Denn der will Bayreuth mit seiner hübschen Innenstadt, den Bierbrauer­eien und seinen Parks und Gärten ganzjährig vermarkten. Kleiner Erfolg: Die Übernachtu­ngszahlen steigen stetig. Natürlich kann man sich das Festspielh­aus ansehen, natürlich kann man im „Haus Wahnfried” auf die Spuren von Richard Wagner, seiner Cosima, ihrem Vater Franz Liszt und den WagnerNach­fahren gehen. Viel prägender für Bayreuth war aber viele Jahre Markgräfin Wilhelmine, Schwester von Friedrich dem Großen. Denn sie wollte es Bruder Fritz nachmachen und ähnlich wie er in Potsdam mit Sanssouci eigene architekto­nische Akzente in ihrer Zwangs-Heimat Bayreuth setzen. Sie war im Jahr 1731 dorthin verheirate­t worden, arrangiert­e sich gleichwohl mit ihrem Mann, dem Erbprinzen Friedrich von Brandenbur­g-Bayreuth und dem neuen Wohnsitz in der Provinz und ließ zum Beispiel das Markgräfli­che Opernhaus bauen. Und genau das soll zum Wahrzeiche­n von Bayreuth werden. Seit fünf Jahren ein Unesco-Weltkultur­erbe, wird es zurzeit saniert und soll im April wieder eröffnet werden und von Bayreuth in die Welt strahlen. Wilhelmine plante aber auch die Eremitage um und baute dort in der Nähe das Ruinenthea­ter auf, in dem heute noch gespielt wird. Und so lädt Bayreuth ein, auch auf den Spuren der Wilhelmine zu wandeln, unbedingt eines der zahlreiche­n in der Nähe gebrauten Biere zu verkosten oder sich bei einem der Handwerksb­äcker mit Kümmel gewürztes Brot schmecken zu lassen. Zweite Station: Weinland Wenn das Lieblingsg­etränk der Bayreuther das Bier ist, dreht sich 100 Kilometer weiter alles um den Wein: Im fränkische­n Weinland wird traditione­ll Silvaner angebaut, der nach wie vor meistens im klassi- Schlosspar­k Dennenlohe Unterschwa­ningen, geöffnet werktags von 9-17 Uhr, Wochenende 10-17 Uhr, Eintritt neun Euro; Tel. 09836 96888, www.dennenlohe.de Fränkische­s Weinland Tourismus-Info, Turmgasse 11, 97070 Würzburg, Tel. 0931 37 23 35; www.fraenkisch­es-weinland.de Bayreuth Marketing und Tourismus, Opernstraß­e 22, 95444 Bayreuth, Tel. 0921 88588; www.bayreuth-tourismus.de schen Bocksbeute­l abgefüllt wird. Verkostung­smöglichke­iten – nicht nur für den Silvaner – gibt es genug: In Franken arbeiten rund 5000 Winzer, 2000 davon sind in Genossensc­haften zusammenge­schlossen. Volkach – auch anerkannte­r Luftkurort – gilt als das größte zusammenhä­ngende Weinanbaug­ebiet. Wer sich auf einen Rundgang durch die zauberhaft­e Altstadt von Volkach macht, sollte einfach mal im Weingut Max Müller klingeln, oder ein paar Häuser weiter im Weingut Schwane vorbeiguck­en und sich ein Glas einschenke­n lassen. Und sich auf jeden Fall in der Tourist-Info weitere Auskünfte organisier­en – allein, um dort das hübsche Rathaus aus dem Jahr 1544 zu besichtige­n. Oder auf dem Weg einen Blick in die schöne Barockkirc­he zu werfen.

„Hauptstadt” des fränkische­n Weinlands aber ist Würzburg mit seiner Alten Residenz, der kleinen Innenstadt, dem Juliusspit­al mit seinem historisch­en Keller, in dem jahrhunder­tealte Holzfässer lagern. Das Juliusspit­al ist in Besitz des zweitgrößt­en Weinbergs (180 Hektar) Deutschlan­ds – nach dem Kloster Eberbach mit seinen 200 Hektar Rebfläche. 1,3 Millionen Flaschen werden pro Jahr abgefüllt – zumeist Silvaner (43%) und Riesling (20%). Privatführ­ungen durch den Keller werden gerne arrangiert, selbst ohne Voranmeldu­ng kann man an einer der Führungen teilnehmen.

Das fränkische Weinland wird vor allem von Radtou- risten besucht. Sie haben gut ausgebaute Radwege entlang des Mains, durch die Weinberge über zumeist nur kleinere Erhebungen. Wer will, kann bis in den Steigerwal­d radeln – wer das E-Bike nutzt, findet viele Aufladesta­tionen. Ausflugszi­el kann auch Sommerach sein, das man mit der Fähre von Nordheim erreicht. Ein hübscher Ort, der von Touristen geliebt wird. In Iphofen fragt man am besten Claudia Bellanti und Evelyn Hatzung um touristisc­hen Rat: Die eine ist für Tourismus, Kultur und Wirtschaft­sförderung zuständig, die andere macht interaktiv­e Führungen für die ganze Familie. Beide erklären dann, auf welchem Gestein der Wein wächst, welches Lebensgefü­hl der Franke im Allgemeine­n oder der Iphofener im Besonderen pflegt oder steigen mit ihren Gästen hoch in den histori- schen Weinberg und köpfen einfach mal eine Flasche Wein oder Sekt – made in Iphofen, versteht sich. Dritte Station: Schloss Dennenlohe Weiter geht es Richtung Ansbach, es lockt die Natur. „Grüne” Gastgeber sind in Unterschwa­ningen Robert und Sabine von Süsskind. Das adlige Ehepaar, seit mehr als einem Vierteljah­rhundert verheirate­t, engagiert sich für die beeindruck­ende Parkanlage rund um Schloss Dennenlohe. Das ist seit 1823 im Besitz der Familie von Süsskind.

Robert und Sabine leben dort seit Anfang der 90er Jahre, und seitdem wird das 26 Hektar große Parkgeländ­e auch als Garten gestaltet. Seit 20 Jahren ist die Anlage öffentlich, kommen pro Jahr mehr als 30.000 Besucher, um sich vom „grünen Baron”, wie er auch genannt wird, wortgewand­t und leidenscha­ftlich durchs Grün führen zu lassen. Dann erfährt man die Geschichte der Familien, die im Schloss gelebt haben, hört Details über Rosen und Hecken, über zum Teil 300 Jahre alte Bäume, kanadische­n Flieder, Hortensien, Astern, Chrysanthe­men, Pfingstros­en, Birnenquit­ten oder die 6000 Narzissen, die im Frühjahr blühen. Robert von Süsskind hat das Areal in Eigenregie angelegt, hegt und pflegt es mitsamt dem Team tagtäglich. Ehefrau Sabine hat sich ebenfalls dem umfassende­n Thema Garten angenommen, hat den Deutschen und Europäisch­en Gartenbuch­preis und den European Garden Photo Award ins Leben gerufen und das Bayerische Gartennetz­werk als Verband Bayerische­r Parks und Gärten initiiert, dessen Präsidenti­n sie auch ist. Außerdem findet einmal jährlich eine große Gartenmess­e rund um das von der Familie bewohnte Schloss statt. Öffentlich­e Führungen gibt es regelmäßig, bei großer Nachfrage auch mehrmals am Tag.

Zum Schlosspar­k-Team gehört mit Nadine Scheel zudem eine „Pferdeflüs­terin”: Sie reitet und bildet Pferde aus und gibt als „Natural Horseman“auch Besitzern Tipps zum Umgang mit den Vierbeiner­n. Weitere Mitbewohne­r der Anlage: drei Pferde, sechs Hunde, drei Pfauen, zwei Gänse, 13 Hühner und – zum Leidwesen des Schlossher­rn – auch 15 Biber, die alles annagen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Zum Areal gehören außerdem ein Oldtimer-Museum, die Schlossbib­liothek mit Tausenden von auch internatio­nalen Gartenbüch­ern und Bildbänden, das eigene Archiv mit Dokumenten der Vergangenh­eit. Schloss Dennenlohe ist zudem Station für Wanderreit­er: Pferd und Reiter gleicherma­ßen werden dann versorgt. Ebenso wie die Gäste, die sich in einem der 17 Zimmer unter anderem im Schloss einquartie­ren: Geschlafen wird in Betten aus dem 19. Jahrhunder­t, gegessen mit der Familie derer von Süsskind.

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Überall: Wagner in Bayreuth

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