Rheinische Post Ratingen

Vier Flüchtling­e aus einer Million

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Samiha Aldakkak aus Syrien schläft unter einer VfB-Stuttgart-Bettdecke. Seit ihrer Flucht lebt die 26-Jährige im Allgäu und hilft als Übersetzer­in. Aber eigentlich hat die junge Frau andere Pläne: Obwohl sie fliehen musste, weil Bomben in ihrer Heimat explodiert­en, will sie ihr Ingenieurs­tudium fortsetzen. Ihr Lieblingsm­otto: „Mut ist Widerstand gegen die Angst“, sagt sie auf Deutsch in die Kamera. Und kaum hat sie diese Worte gesprochen, fliegen Facebook-Posts ins Bild: „Wir werden diese Eindringli­nge nie mehr los, danke Frau Merkel!“, meint ein Nutzer namens Rüdiger. Und „Matze“schreibt, er wolle „die Assiheime zu Konzentrat­ionslagern machen“. Samiha ist eine von vier Flüchtling­en, die Autorentea­ms des SWR und des rbb für ihre Langzeitdo­kumentatio­n „Dieses bunte Deutschlan­d“(heute, Das Erste, 22.45 Uhr) ein Jahr lang begleitet haben.

Die Protagonis­ten beschreibe­n darin ihre Flucht, ihre Hoffnungen und ihr Ankommen in Deutschlan­d, zwischen Hilfsberei­tschaft und Hass. Die Autoren konfrontie­ren den Zuschauer mit Gefühlen und Gedanken, auch mit den Schwächen der Flüchtling­e. Dabei machen sie keine Meinung, sondern überlassen die Bewertung dem Zuschauer. In der Doku geht es 90 Minuten lang um Flucht, Helfer und Gegner. Sie zeigt zwar nur vier von mehr als einer Million – trotzdem glaubt man am Ende, ihnen allen etwas nähergekom­men zu sein. Jessica Balleer

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