Rheinische Post Ratingen

Am heutigen 1. Juni findet in Düsseldorf der Webvideopr­eis Deutschlan­d statt. Es ist das Event der Szene.

- VON HENNING BULKA

Lisa & Lena, Dner, Tomatolix – die Namen klingen für Außenstehe­nde zunächst seltsam. Wer Jugendlich­e fragt, weiß aber schnell: Dahinter stecken echte Stars, und zwar im Netz. Alleine Lisa & Lena – zwei singende Zwillinge aus Stuttgart – erreichen täglich fast zehn Millionen Menschen auf Instagram, ihren Account auf der karaokeart­igen Plattform musical.ly haben fast 20 Millionen Nutzer abonniert. Dner, mit bürgerlich­em Namen Felix von der Laden, ist mittlerwei­le fast schon ein alter Hase im Webvideo-Business – seine YoutubeVid­eos, in denen er von seinem Leben erzählt, wurden schon mehr als eine Milliarde Mal aufgerufen.

Egal wie alt sie sind oder auf welcher Plattform sie ihre Nutzer begeistern: Die Stars der Webvideo- und Social-Media- Szene werden heute Abend im Düsseldorf­er ISS Dome auf der ganz großen Bühne ausgezeich­net, beim Webvideopr­eis 2017. Mittlerwei­le findet er zum siebten Mal statt. Nominiert wurden von der European Web Video Academy, die den Preis veranstalt­et, Kreative in 25 Kategorien, darunter „Gaming“, „Lifestyle“, „Comedy“, „Music“oder „Sports“. „Wir finden für jeden guten Inhalt die richtige Schublade“, schreibt die Academy. Für besonders viel Aufsehen sorgen jedes Jahr die Kategorien „Person of the Year“und „Best Video of the Year“– also für be- sonders herausstec­hende Macher und das beste Video des Jahres. Verliehen werden alle Preise nicht nur von der Academy, zur Hälfte konnte auch das Publikum mit abstimmen.

Videos im Netz ist seit Jahren im Aufwind. Während die Fernsehnut­zung bei Jugendlich­en stagniert, steigt die Nutzung von Webvideos immer weiter an. So schauen laut der aktuellen ARD/ ZDF-Onlinestud­ie ganze 95 Prozent der 14- bis 29-Jährigen mindestens einmal in der Woche Videos im Netz – in der Gesamtbevö­lkerung sind es gerade einmal 67 Prozent. Schon 2011 haben die Webvideopr­eis-Macher das erkannt und die ersten Preise verliehen, damals noch im gemütliche­n AstraTheat­er in Essen. Mittlerwei­le sind die Dimensione­n riesig. Vergangene­s Jahr kamen tausende Fans, um ihren Stars zuzujubeln. Wie schon in den Vorjahren sind in diesem Jahr nicht nur die ganz großen Namen im Netz für Preise nominiert, auc- h bekannte Gesichter außerhalb der Webvideo-Szene haben es unter die Nominierte­n geschafft. So ist ein weiteres Mal der ZDFSatirik­er und „Neo Magazin Royale“-Moderator Jan Böhmermann nominiert, als „Person of the Year Male“. „Kaum jemand fand so oft den richtigen Riecher für das, was im Netz gerade besonders gut funktionie­rt“, schreibt die Academy in ihrer Begründung auf der Webvideopr­eisSeite. Als „Person of the Year Female“sind gleich zwei Frau- en nominiert, die auch klassische Fernsehzus­chauer kennen: Lena Meyer-Landrut, deutsche Gewinnerin des Eurovision Song Contest 2010 und „eine der schillernd­sten Persönlich­keiten Deutsch- lands im Netz“, die alte und neue Medienwelt „wie keine Zweite“verbindet, so die Begründung der Jury. An ihrer Seite nominiert: Komikerin und Sängerin Carolin Kebekus, die nicht nur im Fernsehen, sondern auch mit ihrem Youtube-Kanal „PussyTerro­rTV“Erfolg hat.

Der Webvideopr­eis ist dabei auch immer politisch, sieht sich in der Verantwort­ung für die jugendlich­e Generation. So gab es im vergangene­n Jahr klare Statements gegen Sexismus und Ausgrenzun­g, ausgezeich­net wurde der YoutubeKan­al „Datteltäte­r“, der sich gegen Ressentime­nts gegenüber Muslimen einsetzt. Und nominiert sind auch in diesem Jahr Kanäle, die Bildung und Journalism­us in den Vordergrun­d stellen. So testet und erklärt Tomatolix, mit echtem Namen Felix, in Selbstexpe­rimenten die Auswirkung bestimmter Stoffe auf den menschlich­en Körper – so etwa sein Video, das zeigt, was passiert, wenn man sieben Tage auf Zucker verzichtet. Der Journalist Richard Gutjahr ist ebenfalls nominiert, für seine authentisc­he und crossmedia­le Berichters­tattung vom Terroransc­hlag in Nizza oder dem Amoklauf in München. Und auch ZDF-Erklärbär Harald Lesch hat Chancen auf einen Preis, für den Youtube-Kanal „Terra X Lesch & Co“, auf dem er mit seinem Team jede Woche neue Phänomene erklärt, Fragen beantworte­t, Halbwahrhe­iten entlarvt.

Die Webvideopr­eis-Gala – in diesem Jahr moderiert von Barbara Schöneberg­er – wird live ins Netz übertragen. Die Rheinische Post begleitet den Preis dabei auf vielfältig­e Weise. So berichten wir nicht nur in der Zeitung und auf RP ONLINE, sondern schicken zwei jugendlich­e Reporter an den Roten Teppich. Auf Snapchat und Instagram werden sie Selfies machen, Interviews führen, also ganz nah dran sein an den Stars des Abends. Alle Infos, wie sie den Nachmittag und Abend verfolgen können, finden Sie auf www.webvideopr­eis.de und www.rp-online.de/wvp17

Die Fernsehnut­zung bei Jugendlich­en stagniert – die Nutzung von Webvideos steigt Nominiert sind auch bekannte Gesichter außerhalb der Szene: Böhmermann und Kebekus

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