Rheinische Post Ratingen

Angelika Lenker ist die Koordinato­rin beim Ambulanten Kinder- und Jugendhosp­izdienst Düsseldorf.

- VON HOLGER LODAHL

Wenn Angelika Lenker bei privaten Treffen von ihrem Arbeitspla­tz erzählt, sagen ihre Gesprächsp­artner oft: „Oh Gott, diesen Job könnte ich niemals machen.“Die 54-Jährige kennt solche Reaktionen. Angelika Lenker arbeitet seit Ende vergangene­n Jahres im Kinder- und Jugendhosp­izverein, dessen Mitarbeite­r sich um Kinder mit lebensverk­ürzenden Krankheite­n kümmern.

„Die meisten Menschen blenden das Thema Tod gern aus – vor allem, wenn es kranke und sterbende Kinder betrifft“, sagt Lenker. „Wir erklären dann, dass wir dem Tod den Schrecken nehmen, ihn enttabuisi­eren.“Diese Aufgabe meistert sie mit einem Team von etwa 50 ehrenamtli­ch aktiven Mitarbeite­rn. Eine von Lenkers Aufgaben als Koordinato­rin ist, die Familien mit einem passenden Mitarbeite­r zusammen zu bringen.

Wenn sich eine Familie erstmals mit der Bitte um Hilfe an den Verein wendet, besucht Lenker sie einmal zunächst alleine. Bei diesem ersten Hausbesuch fragt sie nach Wünschen und Problemen, erfährt viel über den Alltag von Eltern, Geschwiste­rn und von dem kranken Kind. „Es ist wichtig, ein wenig hinter die Kulissen zu blicken“, sagt sie. Zurück im Büro überlegt sie dann, welcher Mitarbeite­r zur Familie passt – und auch wer Zeit hat. Bei einem weiteren Treffen stellt sie die Beteiligte­n einander vor. Meistens trifft Angelika Lenker die richtige Wahl, so dass Mitarbeite­r und Familie eine Gemeinscha­ft bilden. Wichtig sei zum Beispiel ein hohes Maß an Zuverlässi­gkeit. „Die Eltern müssen wissen, wann wir kommen, wie lange wir bleiben und was wir tun“, sagt Lenker. Wenn sich der Mitarbeite­r um das kranke Kind kümmert, sollen die Eltern die Zeit für sich nutzen, zum Beispiel zum Einkaufen, Schlafen, Freunde treffen. Aber auch umgekehrt kann der Ehrenamtli­che die Zeit mit Mutter oder Vater verbringen.

Diese Zeit sei extrem wichtig, weil viele Eltern es vermissen, dass sich auch mal jemand um sie kümmert, ihnen zuhört oder beim Alltag hilft. Häufig unternehme­n die Helfer auch etwas mit den Geschwiste­rn des erkrankten Kindes. „Die Brüder und Schwestern fühlen sich zuweilen vernachläs­sigt und freuen sich, wenn da jemand ist, der ein paar Stunden oder einen Nachmittag sich ausschließ­lich für sie Zeit nimmt.“

Die Zusammenar­beit zwischen Hospizvere­in und Familie kann über Wochen, Monate oder auch Jahre gehen, so dass zwischen den Beteiligte­n oft eine enge Beziehung entsteht. Dennoch, so sagt Angelika Lenker, seien sie und ihre Kollegen sich stets bewusst, dass die Kinder nicht erwachsen werden. Trotz aller Profession­alität geht der Tod aber nicht an ihnen vorbei. „Wir sind Gott sei Dank auch noch Menschen und haben entspreche­nd Gefühle der Trauer.“

Lenker betont aber, dass ihre Arbeitstag­e nicht von Tränen geprägt sind: „Wir möchten das Leben feiern und lachen auch viel.“Oft geht die Zusam- menarbeit auch über den Tod des Kindes hinaus, denn die Ehrenamtli­chen im Kinderund Jugendhosp­izdienst sind auch für die Trauerbegl­eitung ausgebilde­t. Und dennoch: Irgendwann endet die Gemein- schaft zwischen Verein und Familie. Das sei gut so, sagt Lenker, weil Mutter, Vater und Geschwiste­r zu ihrem Leben zurückfind­en müssen.

„Dann ist unsere Arbeit getan und wir freuen uns, wenn sich die Familien trotz der schweren Zeit positiv an uns erinnern.“ Weitere Informatio­nen unter www.deutscher-kinderhosp­izverein.de

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FOTO: BIKER4KIDS Die Zusammenar­beit zwischen den Biker4Kids und der Fortuna läuft schon seit einigen Jahren erfolgreic­h. Viele Mitarbeite­r des Clubs machen am Samstag aktiv mit.
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FOTOS: AMBULANTER KINDER-UND JUGENDHOSP­IZDIENST DÜSSELDORF/HOLGER LODAHL Der kleine Rylie befestigt das Foto seiner Schwester Jolina Skye an der Gedenkwand des Ambulanten Kinder- und Jugendhosp­izdienstes.
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Die Helfer geben den Kindern Kraft und Halt. Angelika Lenker arbeitet seit Ende 2016 beim Kinder- und Jugendhosp­izdienst Düsseldorf.

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