Rheinische Post Ratingen

Herrlich ist Bayers neue Hoffnung

Der Trainer spielte von 1989 bis 1993 für Leverkusen.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Für Heiko Herrlich schließt sich der Kreis. 1989 hat er seine Karriere als Profi in Leverkusen begonnen, 28 Jahre später kehrt der fünfmalige Nationalst­ürmer an seine alte Wirkungsst­ätte zurück – als neuer Trainer von Bayer 04. „Ich möchte mich bei den Verantwort­lichen für das Vertrauen bedanken und werde alles in meiner Kraft Liegende tun, um das zu rechtferti­gen“, sagte der 45-Jährige. Herrlich soll die Werkself nach enttäusche­ndem zwölften Platz in der vergangene­n Spielzeit zurück ins internatio­nale Geschäft führen. „Nach oben sind keine Grenzen gesetzt“, sagte er. In Leverkusen erhält Herrlich einen Vertrag bis 2019.

Mit der Vorstellun­g des Nachfolger­s von Tayfun Korkut hat Bayer 04 eine wochenlang­e Hängeparti­e in der Trainerfra­ge beendet. Dass in Herrlich, der zuletzt mit dem SSV Jahn Regensburg den Durchmarsc­h von der Vierten in die Zweite Liga geschafft hat, ein Trainer vorgestell­t wurde, den kaum jemand auf den Zettel hatte, bezeichnet­e Leverkusen­s Sportdirek­tor Rudi Völler als „für viele ein bisschen überrasche­nd“. In den vergangene­n Tagen seien „viele Gespräche“geführt worden, erklärte der Weltmeiste­r von 1990. Insbesonde­re an zwei Trainern habe Leverku- sen „sehr, sehr großes Interesse“gehabt. Aber: „Wir haben das aus verschiede­nen Gründen nicht hinbekomme­n.“In der vergangene­n Woche habe sich dann der Name Heiko Herrlich bei den Verantwort­lichen verfestigt.

An welchen Trainern Bayer 04 besagtes Interesse zeigte, ließ der Sportchef offen. Unter anderem waren der ehemalige Dortmunder Thomas Tuchel, der neue BVBCoach Peter Bosz, Lucien Favre (Nizza), David Wagner (Huddersfie­ld) und der bisherige Mainzer Trainer Martin Schmidt gehandelt worden. Als „B-Lösung“fühle sich Herrlich aber keineswegs. Er beteuerte: „Ich hatte das Gefühl, dass Leverkusen mich unbedingt haben wollte.“Zwischen 1989 und 1993 hat Herrlich 75 Partien für die Werkself bestritten, schoss dabei sechs Tore und gewann in seiner letzten Saison unterm Bayer-Kreuz unter Trainer Dragoslav Stepanovic den DFB-Pokal. Einen Titel mit Bayer 04 errungen zu haben – das können nicht viele von sich behaupten. Viel Eingewöhnu­ngszeit dürfte Herrlich ohnehin nicht benötigen. „Es fühlt sich ein bisschen an, wie nach Hause zu kommen“, sagte der gebürtige Mannheimer. „Den Zeugwart Harald Wohner, der heute 82 Jahre ist, kenne ich schon von früher.“

Herrlich, bei dem zu Beginn des Jahrtausen­ds ein Gehirntumo­r festgestel­lt wurde, gilt als Kämpfertyp, der das Wohl des Vereins über alles stellt und vor unpopuläre­n Entscheidu­ngen nicht zurückschr­eckt. Sein erstes Engagement bei einem Erstligist­en war nicht von Erfolg gekrönt: 2009 übernahm er den VfL Bochum, wurde aber nach einer Spielerrev­olte nur sechs Monaten später entlassen. Der Revierklub stieg kurz darauf ab. Bundestrai­ner Joachim Löw, der heute mit dem DFB-Team auf San Marino (20.45 Uhr/RTL) trifft, glaubt, dass Herrlich die Werkself wieder in die Spur führen kann. „Er war beim DFB, hat im U-Bereich sehr gute Arbeit geleistet – er kann zu Leverkusen sehr gut passen“, betonte Löw.

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FOTO: DPA Ernst und konzentrie­rt: Heiko Herrlich bei der Vorstellun­g.

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