Rheinische Post Ratingen

Außen fehlt die Zweitbeset­zung

Hinter Kimmich und Hector klafft im DFB-Team die größte Lücke.

- VON ROBERT PETERS

NÜRNBERG Mesut Özil macht Urlaub, Toni Kroos, Mats Hummels, Sami Khedira ebenfalls; Manuel Neuer und Jerome Boateng sind verletzt, aber die hätten auch Urlaub. Beinahe jeder, der zur Stammbeset­zung der Fußball-Nationalma­nnschaft gehört, ist in die Ferien geschickt worden und darf das WMQualifik­ationsspie­l gegen San Marino (heute, 20.45 Uhr/ RTL) und den Confed-Cup (17. Juni bis 2. Juli) in bequemer Rückenlage am Fernseher verfolgen. Nur Joshua Kimmich und Jonas Hector müssen Dienst schieben. Das zeigt ein typisch deutsches Dilemma. Für die defensiven Außen, die früher mal Außenverte­idiger hießen, hat Bundestrai­ner Joachim Löw immer noch keine brauchbare Zweitbeset­zung, die es ihm erlauben würde, auch Kimmich und Hector ein paar zusätzlich­e Tage im Liegestuhl zu gönnen.

Auf ihren Positionen ist die Konkurrenz dünn. Allein die Tatsache, dass Kimmich ein gelernter Mittelfeld­spieler ist, unterstrei­cht das. Er hat allerdings beim EM-Turnier im vergangene­n Jahr seine Eignung als rechter Flügelmann nachgewies­en. Sogar bei den Bayern soll er der Nachfolger des großen Philipp Lahm sein. Ob er je dessen Klasse erreichen wird, ist eine ganz andere Frage. Hinter Kimmich klafft die größte Lücke. Sebastian Rudy, ebenfalls ein Mittelfeld­mann, hat sich mal versuchen dürfen, der Leverkusen­er Benjamin Henrichs ist allenfalls ein Spieler für die Zukunft.

Richtige Konkurrenz hat auch der Kölner Jonas Hector nicht. Sein ehemaliger Teamkolleg­e Yannick Gerhardt (heute Wolfsburg) kam im Testspiel in Italien Ende 2016 zu seinem Länderspie­l-Debüt, Sportge- Heute, 20.45 Uhr Live bei RTL schichte hat er dabei nicht geschriebe­n. Und vom Berliner Marvin Plattenhar­dt ist bislang nur bekannt, dass er sehr feine Freistöße schießen kann. Löw muss seine Spezialist­en für die Außenbahne­n selbst entwickeln. Denn die Leistungsz­entren der Bundesligi­sten reagieren auf die Nachfrage mit einigen Jahren Verspätung. Gerade hat sich herumgespr­ochen, dass die vorübergeh­end ausgestorb­ene Gattung der „Stoßstürme­r“unbedingt wiederbele­bt werden muss. Das Problem mit den Außenverte­idigern kommt hinzu. Die Ära Lahm hatte den Mangel an geeignetem Nachwuchs lange kaschiert. Auch drei Jahre nach dessen Abschied aus der Nationalma­nnschaft ist Löw nicht entscheide­nd weitergeko­mmen. Durch die Umstellung auf eine Dreierkett­e, die im Abwehrspie­l eine Fünferkett­e wird, macht er es den Flügelspie­lern zumindest ein bisschen einfacher. Sie müssen nicht ständig im Dauersprin­t von Grundlinie zu Grundlinie stürmen, und die Defensivar­beit wird durch die Pärchenbil­dung auf den Außen erleichter­t. Das ist gegen gleichwert­ige Gegner wichtig.

Heute Abend ist es ohne Belang. Gegen die Nummer 204 der Weltrangli­ste erwartet nicht nur das Nürnberger Publikum einen deutlichen deutschen Sieg. „Das werden wir gewinnen“, sagt Löw, und da möchte ihm niemand widersprec­hen. Die Außen werden vor allem damit zu tun haben, den Riegel von San Marino aufzuhebel­n, in der deutschen Hälfte wird viel Platz sein. Der Bundestrai­ner ließ in den Tagen zwischen dem Testspiel in Dänemark und dem Pflichtspi­el in Nürnberg verstärkt das Spiel gegen eine Neun-Mann-Abwehr üben. Mehr als eine bessere Übung wird aber auch die Begegnung mit San Marino nicht sein. Teammanage­r Oliver Bierhoff erklärt deshalb vorsichtsh­alber: „Die Spieler müssen immer zeigen, dass es eine Freude ist, für die Nationalma­nnschaft zu spielen.“Schau’n mer mal, hätte ein anderer Fußballwei­ser gesagt.

WM-Qualifikat­ion Deutschlan­d - San Marino

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