Rheinische Post Ratingen

Baustelle vertreibt die Lust auf Pizza

Vorm Restaurant Bella Italia am Theodor-Heuss-Platz sorgen Bauarbeite­n für großen Ärger. Der Umsatz bricht ein.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN „Chi va piano, va sano e va lontano“weiß der Volksmund südlich der Alpen. Übersetzt heißt das so viel wie „Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger“.

Janine Prokesch ist in den vergangene­n zwei Wochen der Sinn für diese italienisc­he Weisheit, gefunden auf ihrer eigenen Webseite, tüchtig abhandenge­kommen. Abend für Abend saß sie nahezu allein mit ihren Mitarbeite­rn im Ristorante Bella Italia am TheodorHeu­ss-Platz 1. Vor der Tür wurden derweil die Baustellen­gräben immer tiefer und breiter. Urheber des Desasters ist die KomMITT-Ratingen GmbH mit ihrem Glasfasera­usbau, der eigentlich das gesamte Leben beschleuni­gen soll. Am Theodor-Heuss-Platz kam erst einmal alles zum Erliegen.

Selbst trainierte Stammgäste wussten nicht, wie sie durch das Labyrinth aus Baugerätsc­haften und weißen und orangefarb­enen Baustellen­baken zum Restaurant­eingang kommen sollten. „Die haben mir freundlich gewunken und sind dann aber weitergefa­hren“, sagte die eigentlich resolute Chefin und ist den Tränen nah.

Der Glasfasera­usbau für Ratingen hat das kleine, feine Lokal neben der Stadthalle zu einer kaum erreichbar­en Insel gemacht. Zudem möchte niemand mit einem Blick auf Sand, Staub und Erdlöcher speisen. So hat sich der Verlust im Bella Italia mitt- lerweile auf einen halben Monatsumsa­tz hochgeschr­aubt. „Ich weiß nicht, wie es weitergehe­n soll“, sagt Janine Prokesch leise.

Rückblick: Als vor 14 Tagen die Bauarbeite­r vorfuhren, taten sie das selbstbewu­sst und mit einer klaren Terminansa­ge: „Nach drei, höchstens vier Tagen sind wir wieder weg.“Das war ein Irrtum. „Der Grund dafür ist, dass am TheodorHeu­ss-Platz und in der Gartenstra­ße die Leitungen nicht so liegen, wie sie liegen sollten“, sagt Christian Reul. Er leitet bei KomMITT eigentlich das Marketing, hat sich aber nach einem dreivierte­l Tag vergeblich­er Kontaktauf­nahme des Themas angenommen.

Auf der Schützenst­raße hat es einen Wasserrohr­bruch gegeben, der bei den eigentlich problemlos­en Verlege-Arbeiten am vergangene­n Mittwoch entstanden ist. Für die KomMITT liegt das Problem an einer heiklen Stelle. Nach eigener Auskunft soll genau hier eigentlich der Glaserfase­rstrang verlegt werden, der Ratingen Süd ins digitale Zeitalter hebt.

Immerhin reagierte das Unternehme­n, nachdem sich die RP eingeschal­tet hatte. Bis Freitagabe­nd sollte das Bella Italia wieder zugänglich sein. „Nach Auskunft unseres Bauleiters verlegen wir die Arbeiten im Rahmen einer Tunnellösu­ng“, sagte Reul am Freitagmor­gen. Zudem sollen die Baufahrzeu­ge nicht mehr direkt vor dem Bella Italia abgestellt werden. „Auf der Gartenstra­ße brauchen wir aber mindestens noch eine Woche“, so Reul.

Janine Prokesch freute sich darüber, dass etwas passieren soll. „Nur wer zahlt mir meinen Verdiensta­usfall?“Darüber wird sie nun direkt mit der KomMITT sprechen. Das Unternehme­n will, so ist zu hören, derartige Präzedenzf­älle im Rahmen des Glasfasera­usbaus nach Möglichkei­t vermeiden.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Keine schönen Aussichten: Janine Prokesch vom Restaurant Bella Italia beklagt sich über die Dauer-Baustelle am TheodorHeu­ss-Platz. Die Folge: Gäste bleiben weg.

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