Rheinische Post Ratingen

Au-Pair-Mädchen wird Altenpfleg­erin

Anna Dorotiuk kam aus der Ukraine, um Kinder zu betreuen. Sie blieb und suchte sich eine Ausbildung­sstelle.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Nichts gegen Hund und Katze, Huhn und Schwein, Kuh und Pferd – aber im Anschluss an ein wirklich gutes Kinderlebe­n in einem Dorf in der Süd-Ukraine strebte Anna Dorotiuk vielleicht nicht unbedingt nach mehr Eleganz, aber doch nach mehr städtische­m Leben mit mehr Menschen. Und sie packte ihre Zukunft an.

Dazu gehört nicht nur der eigene feste Wille, dazu gehören auch El- Die Kollegen tern ohne Helikopter-Ambitionen und ein blitzgesch­eiter Verstand, der da rät, wie man den weiteren Weg schafft und wo man Hilfe bekommt, welche Voraussetz­ungen zu erfüllen sind und was in der Fremde droht, was in die Fremde lockt und worauf man sich einlässt. Nicht leicht, wenn man 18 Jahre alt ist – aber in dem Alter sicher von weniger Bedenken eingetrübt als in den späten Dreißigern.

Anna hatte sich über eine seriöse Organisati­on als Au-pair-Mädchen bei einer Arztfamili­e mit drei kleinen Kindern verpflicht­et. Der Start in die neue Welt begann dann etwas holprig, weil die Familie unerwartet noch zwei Tage im Urlaub war und sich die junge Frau aus der Ukraine erst einmal selbst ein Hotelzimme­r suchen und abwarten musste. Damals sprach sie noch kein Wort Deutsch.

Man fand zueinander. Und die wenigsten Probleme gab es mit den Kindern: Das Dreijährig­e war noch mit der Wortfindun­g beschäftig­t, und die sieben Monate alten Zwillinge verstanden erst mal jede Sprache richtig – Hauptsache, sie kam liebevoll rüber. Ein Jahr gab sie ihre ganze Kraft in den gastgebend­en Haushalt. Einmal besuchte sie ihre Familie in der Ukraine.

Dann war die vereinbart­e Zeit als Au-pair vorbei und das Visum auch fast. Also suchte Anna eine neue Betätigung und fand sie in einem Behinderte­nheim in Unterrath – als Teilnehmer­in des Freiwillig­en Sozialen Jahrs.

Sie hat mit den jungen und älteren Leuten gespielt und sie betreut, so weit sie es konnte und stellte nach an- fänglichem Eingewöhne­n fest, dass das tatsächlic­h ihr Ding ist. So war es gar keine Überraschu­ng, dass sie schon 2015 in das Seniorenze­ntrum Marienhof übernommen wurde. Die Augen hatte sie die ganze Zeit für eine Anschlusst­ätigkeit sets offen gehalten. Es dauert nicht mehr lange, dann ist sie „examiniert­e Altenpfleg­efachkraft“und bleibt im Team. Das würde sicher jeder tun, denn für Anna stimmt nicht nur das Gehalt, sondern auch die ganze Atmosphäre. Ganz ohne Zweifel kommt sie mit den Bewohnern, denen mit und denen ohne Gedächtnis, wirklich gut aus. Und sie liebt den Job – was man sich nicht eigens erklären lassen muss. Sie findet auch die Honorierun­g voll in Ordnung. Und die Kollegen sagen über Anna: „Sie ist sehr positiv im Umgang mit den Bewohnern und hat vor allem keine Berührungs­ängste, was wichtig ist. Trotz aller Anstrengun­gen, die der Alltag mit sich bringt, ist sie der Beweis dafür, dass man an dem Beruf

„Sie ist sehr positiv im Umgang mit den Bewohnern und hat keine Berührungs­ängste“

Newspapers in German

Newspapers from Germany