Rheinische Post Ratingen

Tödlicher Sprung aus dem fünften Stock

Ein 52-Jähriger hat sich gestern Morgen in Oberbilk das Leben genommen. Zuvor soll er den 81 Jahre alten Lebensgefä­hrten seiner Mutter in der gemeinsame­n Wohnung schwer verletzt haben.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Um 5.23 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein. Eine aufgelöste Seniorin bittet: „Mein Sohn hat meinen Freund verletzt, kommen Sie schnell.“Noch bevor Rettungsdi­enst und Notarzt an der angegebene­n Adresse an der Kölner Straße eintreffen, geht um 5.27 Uhr der zweite Notruf von dort ein. Passanten melden: „Hier liegt ein blutüberst­römter Mann auf dem Gehweg.“

Elf Minuten nach dem ersten Alarm bestätigen die Feuerwehrl­eute diese Meldung auch bei der Polizei. Dass der leblose Mann vor dem Haus nicht derselbe ist, von dem die erste Anruferin gesprochen hatte, wissen die Retter noch nicht. Und so erfährt die verzweifel­te Seniorin, die im fünften Stock bei ihrem schwer verletzten Lebensgefä­hrten auf Hilfe wartet, dass sich ihr Sohn aus dem Fenster gestürzt hat.

Bei der Kripo wird umgehend eine Mordkommis­sion eingericht­et, die auch die unter Schock stehende 83Jährige befragt. Von ihr und von Nachbarn aus dem Mehrfamili­enhaus unweit des Oberbilker Markts erfahren die Beamten, dass es in den vergangene­n Monaten immer wieder Auseinande­rsetzungen in der Familie gegeben hatte. Polizeiein­sätze, etwa wegen häuslicher Gewalt, hatte es jedoch nie gegeben. Allerdings war der Tote aufgrund seiner psychische­n Erkrankung der Polizei schon einige Male aufgefalle­n. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hatte der 52-Jährige erst im vergangene­n Jahr einen Suizidvers­uch unternomme­n.

Seit seinem fünften Lebensjahr war der 81 Jahre alte Mann, den er gestern den bisherigen Ermittlung­en zufolge angegriffe­n und mit Tritten und Schlägen malträtier­t hat, der Lebensgefä­hrte seiner Mutter, hatte für das Kind die Vaterrolle übernommen. Seit Jahren lebte die Familie in der Wohnung nahe des Oberbilker Markts, bis auf die oft lautstarke­n Streiterei­en der jüngsten Zeit, für die Nachbarn eher unauffälli­g. Warum der arbeitslos­e Stiefsohn gestern früh offenbar ausrastete, ist noch unklar. Die Mutter sagte der Polizei, er habe sich nach dem Angriff in seinem Zimmer eingeschlo­ssen, während sie den Notruf wählte. Deshalb hatte sie auch nicht mitbekomme­n, wie er das Fenster öffnete und in die Tiefe sprang. „Die Ermittlung­en dauern an“, sagte Staatsanwa­lt Matthias Ridder, der gestern Mittag selbst die

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FOTO: P. SCHÜLLER Die Kölner Straße gestern Morgen: Sie war wegen des Großeinsat­zes von Polizei und Rettungsdi­enst für zwei Stunden gesperrt.

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