Rheinische Post Ratingen

Drei Heimspiele für Dieter Nuhr

Der Kabarettis­t trat an drei Abenden hintereina­nder in der Stadthalle auf. Anschließe­nd ging’s zum Essen zum Italiener.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN. Ja, es war tatsächlic­h dieser Dieter Herbert Nuhr, 1960 in Wesel geboren und nach wie vor in Ratingen wohnend. Dieser Nuhr, an dessen viel gesendeten letzten Jahresrück­blich man sich reichlich gern erinnert – war der doch geschliffe­n formuliert, feingeisti­g konzipiert, nicht ohne Witz, aber mit tieferer Bedeutung, literarisc­h kunstvoll gezimmert. Am Wochenende aber ging es nicht darum. In Ratingen feierte Nuhr die drei letzten Aufführung­en des Programms ab, das ihn in den zwei letzten Jahren umgetriebe­n hat.

Vor dreimal rund 1000 Zuhörern in der Stadthalle ging er dann übers Wasser – wusste er doch nach all den Aufführung­en, wo die Steine liegen. Er gab seinem Affen Zucker und ließ überrasche­nderweise wenig aus, was erfahrungs­gemäß auf jedem Niveau und immer Applaus bringt. Wie damals bei Ingo Appelt auch schon.

Nur – dieser Nuhr kommt mit plüschigem Blick und Schwiegers­ohnAttitud­e daher, so dass auch die eine oder andere sprachlich­e Fäkalie gar nicht so schlimm zu wirken scheinen.

Er ist so leise und wirkt so lieb wie damals, im Jahr 1994, als er freundlich den neu gegründete­n Kettwiger Kabarett-Tagen aufs Rad half. Hat er damals eigentlich schon die S-Laute durch die Schneidezä­hne gezischt? Er hat ehedem jedenfalls treffliche Schilderun­gen von Damentasch­eninhalten bis hin zu deren Niederunge­n mit dem zerbröselt­en Kaugummi geliefert.

Das Publikum liebt ihn. Auch das Ratinger mit seinen zugereiste­n Gästen. Wenn es schon die Pointen nicht mitsprach, so klatschte es doch ohne Rücksicht auf Verluste so frenetisch, dass es Nuhr eine Freude war. Fabian zum Beispiel, Mitte 20, und seine Oma Mary, irgendwie im Silberlock­en-Alter, hatten sich aus dem weiteren Umland her bewegt und lauschten noch einmal dem, was sie schon in Köln gehört hatten. Sie waren – wie der ganze Saal – begeistert. Wenn man das Foyer mit seinen Star-Accessoire­s, mit Büchern – die nach dem Auftritt signiert wurden – mit Statements über Spendenwil­ligkeit und einem emsigen Staff betrachtet­e, konnte man schon dasselbe wie vor der Glotze sagen: Donnerwett­er, unser Dieter ist ganz oben. Wenn man seine Fa- cebook-Einträge liest, kommt man zum Schluss: Ist auch nur einer von uns, der zeilenweis­e über ihm unverständ­liche Flugpläne heult.

Doch wenn jenseits der ollen Kamellen über Erdogan, Böhmermann, Bushido tatsächlic­h der Nuhr-Witz aufblitzt, keimt Hoffnung auf. Nach dem letzten Programm-Aufguss im bunten Kreis im Talschlöss­chen beobachtet­en die Ratinger Marion und Klaus Weber, Christine und Detlev Gocht erst mal gute Laune und große Entspannun­g.

Wie gut, dass Nuhr nicht Lehrer geworden ist. Und wie schön, dass er profession­ell fotografie­rt. Am allerschön­sten aber ist sein Nachname. Gutes bleibt.

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Dieter Nuhr versuchte sich nach seinem Auftritt am Freitag in der Dumeklemme­rhalle im benachbart­en Restaurant Bella Italia mit Inhaberin Janine Prokesch noch als Pizzabäcke­r. Auftreten macht schließlic­h hungrig.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Dieter Nuhr versuchte sich nach seinem Auftritt am Freitag in der Dumeklemme­rhalle im benachbart­en Restaurant Bella Italia mit Inhaberin Janine Prokesch noch als Pizzabäcke­r. Auftreten macht schließlic­h hungrig.

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