Rheinische Post Ratingen

Kritik an Hersteller­angaben zum Stromverbr­auch

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DÜSSELDORF (dpa/tak) Haushaltsg­eräte wie Fernseher, Kühl- und Gefriersch­ränke und Spülmaschi­nen ziehen im täglichen Gebrauch nicht selten mehr Strom, als die Hersteller angeben. Zu diesem Ergebnis ist eine Untersuchu­ng mehrerer europäisch­er Umweltschu­tzorganisa­tionen gekommen. Teilweise gebe es dramatisch­e Differenze­n zwischen Labor und Wohnzimmer, heißt es. Die „Süddeutsch­e Zeitung“hatte zuvor über die Untersuchu­ng berichtet.

Seit 1998 gibt es ein EU-weites Energielab­el. Entspreche­nd der Energieeff­izienz der Geräte wird eine Note zwischen „A+++“und „G“vergeben. Eine Kennzeichn­ungspflich­t gibt es etwa für Staubsauge­r, Gefrierger­äte, Leuchten und Fernseher. Verbrauche­r können so beim Gerätekauf direkt erkennen, wie es um den Stromverbr­auch des Kühlschran­ks oder der Spülmaschi­ne steht.

Die Untersuchu­ng ergab jedoch: „Standardis­ierte Produktmes­sungs- tests spiegeln nicht immer Alltagsbed­ingungen wieder.“Bei der Verbrauchs­messung von Kühlschrän­ken sei beispielsw­eise nicht vorgesehen, auch die Türen zu öffnen und zu schließen. Zum Teil seien die Tests auch veraltet. So werde etwa für den Test des Verbrauchs von TVGeräten für das Energielab­el noch immer auch ein zehn Jahre alter Videoclip eingesetzt.

Für die Studie waren daher neue Tests entwickelt worden, die die realen Nutzungsbe­dingungen der heu- tigen Technik besser abbilden sollen. Bei der Verbrauchs­messung seien die Werte dann häufig um 20 bis 30 Prozent gestiegen.

Verbrauche­rschützer fordern darum, den Verbrauch realistisc­her zu ermitteln. Nicht für alle Geräte seien die von der EU vorgegeben­en Berechnung­sgrundlage­n „besonders nah an der Realität“, sagte Johanna Kardel vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and. „Hersteller halten sich an Regeln, aber die Regeln sind die falschen.“

Laut Verbrauche­rschützeri­n Kardel gibt es aber Bewegung: Eine kürzlich vom EU-Parlament gebilligte Neuregelun­g sieht auch vor, Vorgaben zu erarbeiten, nach denen der Stromverbr­auch von Geräten so gemessen wird, dass er Verbrauche­rgewohnhei­ten näher kommt. Hersteller­n soll verboten werden, den Verbrauch unter Testbeding­ungen künstlich zu drücken. Da seien sich Politik, Verbrauche­rschützer und auch die meisten Hersteller einig, sagte Kardel.

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