Rheinische Post Ratingen

Gericht entscheide­t die Metro-Zukunft

Die Anhörung heute vor dem Oberlandes­gericht ist die entscheide­nde Etappe auf dem Weg zur Aufspaltun­g des Konzerns. Die Metro sieht keine Gefahr des Scheiterns. Eine Niederlage könnte allerdings auch fatale Folgen haben.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Glaubt man Menschen, die Erich Kellerhals kennen, dann wird der 78 Jahre alte Mitgründer der Elektronik­kette MediaMarkt den seit Jahren tobenden Streit mit dem Management der Muttergese­llschaft Metro noch bis an sein Lebensende ausfechten. Daran wird auch der Ausgang einer Anhörung heute beim Oberlandes­gericht (OLG) Düsseldorf nichts ändern. Kellerhals und andere haben gegen die Aufspaltun­g der Metro in zwei Teile geklagt, und der sechste Zivilsenat am OLG muss entscheide­n, ob die Teilung trotz der Klagen ins Handelsreg­ister eingetrage­n werden kann. Nur dann kann die Metro an ihrem Zeitplan festhalten und in der zweiten Jahreshälf­te sowohl die neue Metro als auch den künftigen Elektronik­händler Ceconomy an die Börse bringen.

Bei der Metro sind alle davon überzeugt, dass das Gericht in ihrem Sinne entscheide­n wird. Alles andere wäre nicht nur eine große Enttäuschu­ng, sondern auch folgenschw­er. Die Hoffnungen, mit der Teilung die beiden neuen Gesellscha­ften attraktive­r für Investoren zu machen, als es der Gesamtkonz­ern vorher war, würden zerplatzen.

Sagt das Gericht ja, können Konzernche­f Olaf Koch und Co. dagegen weitermach­en wie geplant. Dazu muss das Vollzugsin­teresse das Aufschubin­teresse überwiegen, wie es im Juristen-Deutsch heißt. Das bedeutet: Auf der einen Seite stehen die Kläger, die keinen Vorteil oder sogar Nachteile für sich durch die Spaltung sehen, deshalb klagen und keine vorweggeno­mmene Entscheidu­ng im Freigabeve­rfahren zugunsten der Metro wollen. Auf der anderen Seite sind das Unternehme­n und seine Großaktion­äre (Haniel, Schmidt-Ruthenbeck, Beisheim), die bei einer aus ihrer Sicht negativen Entscheidu­ng des Gerichts fürchten, dass das Unternehme­n einen Imageschad­en erleidet, Perso- 10% der Anteile nal abwandert und begehrte Verlustvor­träge verloren gehen. Der Aktienkurs würde wahrschein­lich weiter sinken, nachdem er in den vergangene­n fünf Monaten ohnehin schon zehn Prozent seines Wertes eingebüßt hat. Das wollen natürlich auch die meisten Anteilseig­ner nicht. Von ihnen stimmten bei der Hauptversa­mmlung im Februar 99,95 Prozent des vertretene­n Kapitals für die Teilung des Konzerns.

Der Zeitplan der Metro sieht auch kein Scheitern vor Gericht vor. Einen Plan B gibt es nicht. Wenn beim OLG alles wunschgemä­ß verläuft, wird das Unternehme­n zwei Wochen vor dem ersten Handelstag den Börsenpros­pekt und eine Preisspann­e veröffentl­ichen. Dann gäbe es eine zweiwöchig­e Roadshow, am Tag vor der Erstnotiz würden der Emissionsp­reis festgelegt und die Aktien zugeteilt.

Beide Teile sollen nach den Erwartunge­n der Metro künftig im Aktieninde­x M-Dax notiert sein. Allerdings wird die neue Metro – das ist der Teil mit Groß- und Lebensmitt­elhandel, der offiziell abgespalte­n wird – nach der Teilung erstmal aus dem Index für die mittelgroß­en Werte rausfliege­n. Bereits im September, wenn die Index-Zusammense­tzung überprüft wird, könnte die Aktie aber schon in den M-Dax rücken. Messlatte gestern: die Deutsche Pfandbrief­bank, die beim Streubesit­z auf einen Börsenwert von knapp 1,5 Milliarden Euro kam.

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