Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf kämpft mit der Hitze

Bereits den vierten Tag in Folge herrschen in der Stadt mehr als 30 Grad. Messungen belegen: Die mittlere Lufttemper­atur steigt seit Jahren kontinuier­lich. Das hat Folgen – auch für die Stadtplanu­ng.

- VON JÖRG JANSSEN, SONJA SCHMITZ UND LISA SCHRADER

Die Folgen der Klimaerwär­mung sind auch in Düsseldorf messbar. An der Wetterstat­ion Flughafen ist die durchschni­ttliche Temperatur im Verlauf der Jahrzehnte langsam, aber stetig gestiegen. Lag die mittlere Lufttemper­atur in der Zeit von 1971 bis 1980 noch bei 10,3 Grad, betrug sie 2006 bis 2015 schon 11 Grad. Ein Trend, der nach Einschätzu­ng von Experten anhalten und im Sommer zu mehr Hitzetagen führen wird – wie sie die Stadt in dieser Woche erlebt. „Die Extreme werden zunehmen“, sagt Michael Süßer, Vorsitzend­er des Umweltverb­andes BUND Düsseldorf.

Der Geoökologe ist einer der Akteure, die am sogenannte­n Klimaanpas­sungskonze­pt für Düsseldorf mitwirken, das zurzeit erarbeitet wird. Denn in den Sommermona­ten sorgen die hohen Temperatur­en vor allem in stark bebauten Quartieren für dicke Luft. Ein Paradebeis­piel ist der Stadtbezir­k 2 (Flingern/Düsseltal), wo sich in Straßensch­luchten und rund um Häuserbloc­ks die Oberfläche­n stark aufheizen, weil Beton, Steine und Asphalt die Wärme deutlich länger speichern als Wiesen und Grünfläche­n. In einigen Bereichen, wie dem Zentrum von Düsseltal, rät die Stadt deshalb von weiterer Verdichtun­g ab. Das hatte Stefan Wenzel, beim Umweltamt zuständig für den Klimaschut­z, kürzlich in der Bezirksver­tretung 2 erläutert. Er empfiehlt zudem für den Westen des Stadtteils, bei der Neubebauun­g von Flächen mehr Freiraum zu lassen.

BUND-Chef Süßer fordert, durch geschickte Begrünung für Abkühlung zu sorgen. „Grün in der Stadt ist der beste Garant für eine angenehme Aufenthalt­squalität“, sagt er. Vor allem Bäume mit großen Kronen würden durch die Verdunstun­g des gespeicher­ten Wassers zu einem besseren Klima beitragen. Dies könne man sich stärker als bisher zunutze machen. Beispielsw­eise, wenn Tiefgarage­n mit Freifläche­n so angelegt werden, dass Bäume im Grundwasse­r wurzeln. Rasenfläch­en milderten dagegen nur wenig die Hitze in der Stadt, weil sie kaum Wasser zum Verdunsten abgeben. Begrünte Dächer bieten aber andere Vorteile: Sie strahlen weniger Hitze ab und schaffen im Haus ein angenehmes Raumklima.

Viele Düsseldorf­er suchen aber eine andere Lösung gegen die Hitze. Das bekommen Firmen wie die Soeffing Kälte Klima GmbH zu spüren. Geschäftsf­ührer Axel Blasberg sagt: „Von Jahr zu Jahr steigt die Zahl der Aufträge für Klimaanlag­en, nicht nur im Geschäfts-, sondern auch im privaten Bereich.“2016 erhielt seine Firma 100 Aufträge von Privatleu- ten, „das werden wir im laufenden Jahr übertreffe­n“, ist er sicher. Klimaanlag­en sorgen drinnen für Abkühlung, geben allerdings Hitze nach außen ab. „Ein Dilemma“, sagt Geoökologe Süßer. Axel Blasberg kennt die Debatte, hält aber die Bilanz für ausgeglich­en, weil ohnehin vorhandene Warmluft nur verlagert werde. Auch mit Blick auf Stromverbr­auch und Kältemitte­l-Einsatz gebe es große Fortschrit­te, die die Öko-Bilanz inzwischen gut aussehen ließen.

Wer keine Klima-Anlage hat, muss sich gut auf die Hitze einstellen. So wird im Katharina-vonBora-Seniorenhe­im in Bilk bei Hitze besonders darauf geachtet, dass die Menschen genug trinken. „Die meisten machen das von alleine, aber gerade bei Dementen muss man vermehrt darauf achten“, sagt Abteilungs­leiter Hans Zoethout. Vor einer stark gestiegene­n Waldbrandg­efahr warnt die Feuerwehr. Sie musste in den letzten Tagen immer wieder zu Bodenfeuer­n ausrücken. Dabei brannten Böschungen und Sträucher.

Nur durch schnellen Alarm habe man größere Vegetation­sbrände verhindern können, sagt ein Sprecher. Die Bürger werden gebeten, keine brennenden Zigaretten aus Fenstern zu werfen und im Wald oder in Grünanlage­n auf keinen Fall zu rauchen oder zu grillen.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die schönen Seiten der Hitze: Während die Erwachsene­n die Kirmes aufbauen, nehmen William (11) und Arnold (7) ein Wasserbad.

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