Rheinische Post Ratingen

Abele hofft auf die tolle Ratinger Stimmung

Der Zehnkämpfe­r muss beim Mehrkampf-Meeting Samstag und Sonntag die WM-Norm knacken. Er setzt dabei auf Emotionen.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN Arthur Abele sitzt auf einem Stuhl. Er schaut ein wenig ins Leere. Der Zehnkämpfe­r und Olympiatei­lnehmer ist in einem klimatisie­rten Raum am Flughafen Düsseldorf. Es ist angenehm – vor allem für Abele. Der hat gerade eine lange, heiße Autofahrt aus Ulm hinter sich. Nun hört Abele Christophe­r Hallmann zu, seinem Trainer. Der redet gerade über das 21. MehrkampfM­eeting in Ratingen am Wochenende, redet über seinen Schützling, über das Wetter. Abele hört weitgehend reglos zu. Bis Hallmann das Wort „Emotionen“in den Mund nimmt. Da schaut ihn Abele an und nickt zustimmend.

Emotionen – kaum ein Zehnkämpfe­r in Deutschlan­d kommt so „über den Kopf“wie der 30-Jährige. Wie vergangene­s Jahr. Abele musste in Ratingen liefern, um die Qualifikat­ion zu den Olympische­n Spielen in Rio zu schaffen. Und er lieferte. 8605 Punkte holte er damals, es war zu dem Zeitpunkt die Jahresbest­leistung. Und von Sportart zu Sportart schrie und pushte sich Abele mehr zum Erfolg – und zu seiner eigenen Bestleistu­ng.

Ähnlich will es der Zehnkämpfe­r auch an diesem Wochenende halten. Wieder ist Abele gefordert. Es geht um die Qualifikat­ion zur Weltmeiste­rschaft, die in London stattfinde­t. In Götzis im Mai konnte er wegen einer Erkältung nicht antreten – und so muss Abele morgen und Sonntag im Ratinger Stadion die Norm von 8100 Punkten knacken – und zusätzlich noch mindestens einen Kollegen hinter sich las- sen. Der Druck ist dabei gar nicht so gering. Rico Freimuth hat sich mit 8365 Punkten in Götzis bereits für London qualifizie­rt. Und Matthias Brugger legte mit 8294 Punkten, seiner neuen Bestleistu­ng, in Götzis ebenfalls vor. Diese Punktzahl gilt es für Abele und auch Kai Kazmirek, der aufgrund einer Fußverletz­ung ebenfalls nicht in Götzis antrat, zu knacken. „8300 Punkte schafft man mal nicht so eben im vorbeilauf­en, das wird eine harte Nuss“, betont Abele. „Da müssen wir beide schon einen sehr guten Wettkampf abliefern.“

Abeles Glück ist, dass Trainer Hallmann seinen zweiten Schützling Brugger, wie er sagt, nicht „verheizen“möchte. „Seine Punktzahl von Götzis war schon phänomenal“, sagt Hallmann. „Natürlich könnte ich jetzt noch fünfzig Punkte mehr aus ihm herauspres­sen. Das würde ihm aber nicht weiterhelf­en.“So darf Brugger zuschauen und hoffen, dass entweder Abele oder Kazmirek ihn nicht überholen.

Und bei den Frauen? Da kämpfen Jennifer Oeser und Mareike Arndt um das dritte WM-Ticket. Carolin Schäfer hat sich bereits qualifizie­rt und kann Ratingen ganz entspannt angehen. Auch Claudia SalmanRath ist in London sicher dabei – und startet deshalb lieber bei der Team-Europameis­terschaft.

Und so ist die Herren-Konkurrenz in diesem Jahr wahrschein­lich die spannender­e. Auch dank Arthur Abele. Er gewann den Wettbewerb 2007 und auch im vergangene­n Jahr. „Ich mag Ratingen sehr. Ich konnte in Götzis den Wettkampf – aus welchen Gründen auch immer – bislang erst einmal beenden. In Ratingen klappte das immer sehr gut für mich.“Das, so Abele, liege auch an der Atmosphäre. An den Zuschauern, an den Emotionen.

Emotionen – das ist ein Wort, bei dem Arthur Abele sofort hellhörig wird.

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RP-FOTO: FALK JANNING Zu Besuch im zweiten „Wohnzimmer“: Arthur Abele (Mitte) und die Organisato­ren Manfred Osterkamp (l.) und Marion Weißhoff-Günther vom TV Ratingen kennen sich schon seit vielen Jahren.

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