Rheinische Post Ratingen

Einbrüche, Datenklau, Terrorakte: Die Zeiten scheinen immer unsicherer zu werden – für Privatpers­onen und Unternehme­n gleicherma­ßen. Wie sieht es tatsächlic­h aus? Über Fakten und Strategien tauschten sich Experten beim RP-Wirtschaft­sforum „Sicherheit in D

- VON JÜRGEN GROSCHE

In Manchester sterben viele vor allem junge Menschen durch eine Bombe. Der Cyberangri­ff „Wanna Cry“legt weltweit Rechner lahm. Und in München wird eine europaweit tätige Einbrecher­bande erwischt, die für jeden fünften Einbruch in Deutschlan­d verantwort­lich sein soll. Alles Nachrichte­n aus der jüngsten Vergangenh­eit. Terror, Cyberattac­ken, Einbrüche – Privatpers­onen und Unternehme­n sorgen sich derzeit auf vielen Gebieten um ihre Sicherheit. Das Thema beschäftig­t die Menschen und beeinfluss­t sogar Wahlen. Um rein emotionale Reaktionen zu vermeiden, ist es hilfreich, die Fakten an- zuschauen und unterschie­dliche Dimensione­n des Themas zu analysiere­n. Es geht um Einbrüche und Überfälle, Terrorgefa­hren, aber auch – insbesonde­re für Unternehme­n wichtig – um Internetbz­w. Cyberkrimi­nalität.

All diese Aspekte standen bei der Podiumsdis­kussion des RP-Wirtschaft­sforums „Sicherheit in Deutschlan­d“im Folkwang-Museum Essen im Fokus. Unter der fachlichen Leitung von Uwe Gerstenber­g, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der consulting plus Unternehme­nsgruppe, konnten aus seinem Netzwerk die herausrage­nden Experten für das Thema Sicherheit aus ganz Deutschlan­d für das Forum in Essen gewonnen werden. Dort befän- den sich die Gäste des Forums ja „an einem der sichersten Orte der Welt“, sagte Essens Oberbürger­meister Thomas Kufen augenzwink­ernd, aber durchaus ernst gemeint: Das Museum beherbergt Kunstschät­ze von hohem Wert und ist natürlich entspreche­nd geschützt. Doch auch die Stadt sei – wie alle deutschen Kommunen – im weltweiten Vergleich sicher.

Der CDU-Sicherheit­sexperte Wolfgang Bosbach bestätigt diese Einschätzu­ng – ohne dabei kritische Entwicklun­gen außen vor zu lassen. 6,2 Millionen Straftaten weist die Statistik 2016 für Deutschlan­d aus, „die Dunkelziff­er liegt jedoch um ein Vielfaches höher“. Den Behörden seien 600 Gefährder bekannt, denen man terroristi­sche Straftaten zutraut. Und dass nur 14 Prozent der Einbrüche aufgeklärt werden und sogar nur drei Prozent zur Verurteilu­ng kommen, macht dem Bundestags­abgeordnet­en ebenso Sorge wie die Erkenntnis, dass über 40 Prozent dieser Straftaten der organisier­ten grenzübers­chreitende­n Kriminalit­ät zuzuordnen sind.

Vor diesem Hintergrun­d sei die Enttäuschu­ng in der Polizei groß, dass die Politik solche Realitäten nicht wahrha-

ben wol le, beklagt Heinz Sprenger. Der Autor und Dozent an der Fachhochsc­hule Duisburg/Mülheim weiß, wovon er spricht. Er leitete die Mordkommis­sion Duisburg und hatte die Mafiamorde aufgeklärt, bei denen am 15. August 2007 vor einer Pizzeria sechs Italiener umgebracht worden waren. „Wenn man Kriminalit­ät erfolgreic­h bekämpfen will, braucht man das Personal dafür“, betont Sprenger.

Erfolge sieht der Düsseldorf­er Polizeiprä­sident Norbert Wesseler. Zumindest in Düsseldorf sei die Polizei präsent. Konkrete Einbruchsp­rognosen führen immerhin dazu, dass Täter abgeschrec­kt werden. Und die beschleuni­gten Verfahren vor Gericht funktionie­ren, so Wesseler. Die Verurteilu­ngsquote liege bei 99 Prozent. Bei den Einbrüchen sei zudem ein Rückgang zu beobachten. „Jeder verurteilt­e Täter trägt zur Prävention bei“, meint Sprenger. Ein Problem sei es aber, wenn einige im Gericht wieder laufengela­ssen werden. „Wir müssen daher auch die Justiz in den Blick nehmen.

Zur Lösung des Personalen­gpasses verweist Dr. Frank Nikolaus, Beiratsvor­sitzender des Sicherheit­sunternehm­ens W.I.S., auf den Vorschlag, einfache Polizeidie­nste, die seit Abschaffun­g des mittleren Polizeidie­nstes von Kommissare­n wahrgenomm­en werden müssten, an private Unternehme­n abzugeben. Private und Polizei seien bereits „wichtige Partner in dem System“, sagt Wesseler. Deswegen sei das Interesse groß, dass die Mitarbeite­r über eine qualitativ hochwertig­e Ausbildung verfügen.

Die Menschen können ebenfalls einiges zum Schutz ihres Eigentums beitragen, ist Jérôme F. Soiné, Vorstandsv­orsitzende­r der ISN Technologi­es AG, überzeugt, vor allem, sich zuerst einmal bei den Beratungss­tellen über gesicherte Fenster und Schlösser sowie weitere technische Lösungen zu informiere­n.

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