Einbrüche, Datenklau, Terrorakte: Die Zeiten scheinen immer unsicherer zu werden – für Privatpersonen und Unternehmen gleichermaßen. Wie sieht es tatsächlich aus? Über Fakten und Strategien tauschten sich Experten beim RP-Wirtschaftsforum „Sicherheit in D
In Manchester sterben viele vor allem junge Menschen durch eine Bombe. Der Cyberangriff „Wanna Cry“legt weltweit Rechner lahm. Und in München wird eine europaweit tätige Einbrecherbande erwischt, die für jeden fünften Einbruch in Deutschland verantwortlich sein soll. Alles Nachrichten aus der jüngsten Vergangenheit. Terror, Cyberattacken, Einbrüche – Privatpersonen und Unternehmen sorgen sich derzeit auf vielen Gebieten um ihre Sicherheit. Das Thema beschäftigt die Menschen und beeinflusst sogar Wahlen. Um rein emotionale Reaktionen zu vermeiden, ist es hilfreich, die Fakten an- zuschauen und unterschiedliche Dimensionen des Themas zu analysieren. Es geht um Einbrüche und Überfälle, Terrorgefahren, aber auch – insbesondere für Unternehmen wichtig – um Internetbzw. Cyberkriminalität.
All diese Aspekte standen bei der Podiumsdiskussion des RP-Wirtschaftsforums „Sicherheit in Deutschland“im Folkwang-Museum Essen im Fokus. Unter der fachlichen Leitung von Uwe Gerstenberg, Geschäftsführender Gesellschafter der consulting plus Unternehmensgruppe, konnten aus seinem Netzwerk die herausragenden Experten für das Thema Sicherheit aus ganz Deutschland für das Forum in Essen gewonnen werden. Dort befän- den sich die Gäste des Forums ja „an einem der sichersten Orte der Welt“, sagte Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen augenzwinkernd, aber durchaus ernst gemeint: Das Museum beherbergt Kunstschätze von hohem Wert und ist natürlich entsprechend geschützt. Doch auch die Stadt sei – wie alle deutschen Kommunen – im weltweiten Vergleich sicher.
Der CDU-Sicherheitsexperte Wolfgang Bosbach bestätigt diese Einschätzung – ohne dabei kritische Entwicklungen außen vor zu lassen. 6,2 Millionen Straftaten weist die Statistik 2016 für Deutschland aus, „die Dunkelziffer liegt jedoch um ein Vielfaches höher“. Den Behörden seien 600 Gefährder bekannt, denen man terroristische Straftaten zutraut. Und dass nur 14 Prozent der Einbrüche aufgeklärt werden und sogar nur drei Prozent zur Verurteilung kommen, macht dem Bundestagsabgeordneten ebenso Sorge wie die Erkenntnis, dass über 40 Prozent dieser Straftaten der organisierten grenzüberschreitenden Kriminalität zuzuordnen sind.
Vor diesem Hintergrund sei die Enttäuschung in der Polizei groß, dass die Politik solche Realitäten nicht wahrha-
ben wol le, beklagt Heinz Sprenger. Der Autor und Dozent an der Fachhochschule Duisburg/Mülheim weiß, wovon er spricht. Er leitete die Mordkommission Duisburg und hatte die Mafiamorde aufgeklärt, bei denen am 15. August 2007 vor einer Pizzeria sechs Italiener umgebracht worden waren. „Wenn man Kriminalität erfolgreich bekämpfen will, braucht man das Personal dafür“, betont Sprenger.
Erfolge sieht der Düsseldorfer Polizeipräsident Norbert Wesseler. Zumindest in Düsseldorf sei die Polizei präsent. Konkrete Einbruchsprognosen führen immerhin dazu, dass Täter abgeschreckt werden. Und die beschleunigten Verfahren vor Gericht funktionieren, so Wesseler. Die Verurteilungsquote liege bei 99 Prozent. Bei den Einbrüchen sei zudem ein Rückgang zu beobachten. „Jeder verurteilte Täter trägt zur Prävention bei“, meint Sprenger. Ein Problem sei es aber, wenn einige im Gericht wieder laufengelassen werden. „Wir müssen daher auch die Justiz in den Blick nehmen.
Zur Lösung des Personalengpasses verweist Dr. Frank Nikolaus, Beiratsvorsitzender des Sicherheitsunternehmens W.I.S., auf den Vorschlag, einfache Polizeidienste, die seit Abschaffung des mittleren Polizeidienstes von Kommissaren wahrgenommen werden müssten, an private Unternehmen abzugeben. Private und Polizei seien bereits „wichtige Partner in dem System“, sagt Wesseler. Deswegen sei das Interesse groß, dass die Mitarbeiter über eine qualitativ hochwertige Ausbildung verfügen.
Die Menschen können ebenfalls einiges zum Schutz ihres Eigentums beitragen, ist Jérôme F. Soiné, Vorstandsvorsitzender der ISN Technologies AG, überzeugt, vor allem, sich zuerst einmal bei den Beratungsstellen über gesicherte Fenster und Schlösser sowie weitere technische Lösungen zu informieren.