Rheinische Post Ratingen

Neuer Streit um Erdogans Leibwächte­r

Der türkische Präsident lässt seinen Berater gegen die deutsche Polizei wettern.

- VON JAN DREBES UND GERD HÖHLER

ANKARA/BERLIN Im Streit zwischen Berlin und Ankara um die Frage, welche Leibwächte­r den türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan zum G20-Gipfel nach Hamburg begleiten dürfen, hat die türkische Seite nachgelegt: Angesichts der „Feindselig­keit, die dem türkischen Führer seitens der Deutschen entgegenge­bracht wird“, könne man sich nicht auf die deutsche Polizei verlassen, sondern müsse Erdogan „mit unseren eigenen Sicherheit­sleuten ordentlich schützen“, schrieb der prominente ErdoganBer­ater Ilnur Cevik gestern in der regierungs­nahen Zeitung „Daily Sabah“. Zudem habe Deutschlan­d keine guten Leistungen im Kampf gegen den Terrorismu­s vorzuweise­n und schütze Mitglieder der Gülen- Bewegung, die an dem Putschvers­uch beteiligt gewesen seien.

Hintergrun­d der Auseinande­rsetzung ist die Weigerung der Bundesregi­erung, jene Bodyguards des türkischen Präsidente­n ins Land zu lassen, die bei dessen Besuch in Washington auf Gegendemon­stranten losgegange­n waren.

Der türkische Präsident will sich offenbar auch nicht abhalten lassen, im zeitlichen Umfeld des Gipfels bei einer Kundgebung vor türkischen Landsleute­n zu reden. InnenStaat­ssekretär Günter Krings (CDU) forderte deshalb Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) auf, einen Auftritt in NRW zu verhindern. „Die angekündig­te Erdogan-Rede sollte nicht nur mit feuerpoliz­eilichen Argumenten verhindert werden“, sagte Krings. „Der Außenminis­ter hat es in der Hand, mit einer klaren Ansage politische Auftritte des AKP-Vorsitzend­en in Deutschlan­d rechtssich­er zu unterbinde­n.“Offiziell hatte die Bundesregi­erung, namentlich das Auswärtige Amt, mitgeteilt, man warte noch auf eine Anfrage des Präsidente­n.

Das Verhältnis zwischen beiden Ländern wird auch dadurch belastet, dass der türkische Geheimdien­st derzeit verstärkt Informatio­nen über deutsche Politiker sammelt. Im Visier stünden mehrere Innen-, Außen- und Verteidigu­ngspolitik­er des Bundestage­s, meldete die „Welt“. Das Bundeskrim­inalamt habe deshalb in den vergangene­n Wochen mit einigen Abgeordnet­en Sicherheit­sgespräche geführt. Dabei soll es um die mögliche Beobachtun­g und um eine Gefährdung­ssituation durch türkische Nationalis­ten gegangen sein.

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