Stolz aufs Auto war gestern
Gewöhnung schafft Realität. Das ist das Fatale an Entwicklungen, die sich so langsam vollziehen, dass sie kaum Kritik auslösen. Oder an Zuständen, die empörend sind, aber sich scheinbar unserem Einfluss entziehen.
So haben wir uns etwa daran gewöhnt, dass es in Wohlstandsgesellschaften Kinderarmut gibt. Ab und an unterlegen Studien das mit neuen Zahlen. Dann wird darauf hingewiesen, dass arme Kinder schlechtere Chancen in einem Bildungssystem haben, das ohnehin stark von der sozialen Herkunft abhängt. Oder dass allein das Gefühl, nicht dazuzugehören, das Wohl armer Kinder beeinträchtigt. Doch wie bei vielen Problemen, die tief mit der Struktur unseres Systems zu tun haben, führt das nur zu Schulterzucken und unguten Gefühlen. Und verstärkt das Empfinden, dass jeder selbst schauen muss, wo er bleibt.
Statussymbole sind in der Regel Güter, die der Einzelne sich leisten kann – Zeichen seiner wirtschaftlichen Potenz. Dabei könnte man auch stolz darauf sein, wenn in der eigenen Gesellschaft Solidarität praktiziert wird und man Anteil daran hat.