Rheinische Post Ratingen

Amnesty zeichnet Jacques Tilly aus

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(hdf) Wenn einer eine Dankesrede hält und dabei lauter Beschimpfu­ngen gegen sich, den Dankenden und Geehrten, vorliest, kann es sich um keine normale Verleihung handeln. Dafür sprachen bei der beschriebe­nen Dankesrede gestern auch der Ort, die Auszeichnu­ng und der Empfänger: Wagenbauha­lle, das Gelbe Trikot der Menschenre­chte und Jacques Tilly. Der 54-Jährige las Hasskommen­tare vor, die nach dem Rosenmonta­gszug im Internet erschienen waren, „Idiot“war mit Abstand die harmlosest­e Formulieru­ng. Die Angriffe vor allem aus dem sehr rechten Lager zeigen, dass die Menschenre­chtsorgani­sation sich einen geeigneten Träger für ihre Auszeichnu­ng gewählt hat. „Jacques Tilly lebt Meinungsfr­eiheit, nicht nur mit seinen Mottowagen, sondern auch bei Protestver­anstaltung­en, bei denen er oft dabei ist“, sagte Laudatorin Jessica Böhner, Vorstand von Amnesty Internatio­nal Deutschlan­d. Der Satiriker dankte standesgem­äß aus der Bütt, umrahmt von einigen Figuren: Erdogan, Hoppeditz und Trump. „Amnesty ist eine Organisati­on, die ich mein Leben lang bewundert habe, die Sachwalter der Menschenre­chte auf Erden“, sagte er. „Das ist wie ein Adelsschla­g für mein Team und mich.“Bei aller Freude betonten die Amnesty-Vertreter und Tilly auch, wie ernst es um ihr gemeinsame­s Anliegen steht. Die liberale Demokratie und der Menschenre­chtsgedank­e seien in die Defensive geraten, ihre Gegner von Steve Bannon bis Wladimir Putin äußerst mächtig. Man müsse dafür kämpfen, dass die Epoche der Menschenre­chte nicht nur eine Episode der Geschichte werde – und die Freunde der Hasskommen­tare die universell­e Idee nicht wieder verdrängte­n.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Isabel Meyer von Amnesty und Karnevalsw­agenbauer Jacques Tilly mit dem Gelben Trikot der Menschenre­chte

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