Rheinische Post Ratingen

Entsendemo­dell gegen Intranspar­enz

-

Modell Gegen Intranspar­enz und „Haussklave­rei“soll das „Entsendemo­dell“helfen. Familienan­gehörige beauftrage­n eine deutsche Vermittlun­gsagentur, die mit einer Entsendeag­entur in Polen kooperiert. Bei dieser Agentur sind Pflegekräf­te angestellt und versichert. Sie zahlen in Polen auch Steuern und Sozialbeit­räge. Eine „A1-Bescheinig­ung“gilt als Beleg dafür, dass die Pflegerin versichert ist. Im Vertrag sollten Aufwand und Preis festgelegt sein. Gute Agenturen schlagen mehrere Pflegekräf­te vor, so kann die Familie wählen. Bedarf Für das Jahr 2050 rechnet das Statistisc­he Bundesamt mit 4,7 Millionen Pflegebedü­rftigen. Jeder 15. Deutsche wäre ein Pflegefall. Kosten Einer Studie der Bertelsman­n-Stiftung zufolge reicht die durchschni­ttliche Kaufkraft der über 80-Jährigen in NRW nicht aus, um sich das Altwerden in einem Pflegeheim leisten zu können. Rund 150 Euro kostet durchschni­ttlich ein Tag in einem Kölner, Herner oder Krefelder Heim. weist die Familie an die deutsche Agentur, dann geht das Geld von der polnischen Entsendeag­entur auf Ellas Konto. Wie viel Zloty es sind, möchte sie nicht sagen. Durchschni­ttlich überweisen Pflegebedü­rftige oder Angehörige zwischen 1700 und 2400 Euro brutto an die Agenturen. Etwa die Hälfte dürfte am Ende für die Pflegerin bleiben.

In dem Haus, in dem die beiden nun immer sechs Wochen zusammenle­ben, hat Helma Viehausen auch ihren Vater gepflegt. Zehn Jahre lang. Er war an Parkinson erkrankt, das Zittern wurde täglich schlimmer. Ins Heim wollte er nicht. Es sei damals ohnehin unüblich gewesen, die Eltern in Pflegeheim­e zu geben, sagt Viehausen. Ihre Worte machen deutlich, warum Altenpfleg­e im eigenen Zuhause in Deutschlan­d eine besondere Bedeutung hat. Der Vater starb 1970. Ihr Ehemann ging 1980. Sie blieb allein mit den beiden Kindern. Dazu führte sie das Schreibwar­engeschäft der Familie, das bald 85-jähriges Bestehen feiert. Sie hat sich immer um alle und alles gekümmert.

Als Helma Viehausen all das Revue passieren lässt, hört Ella gespannt zu. Sie versteht nicht alles, das verrät das Lächeln auf ihrem Gesicht. In diesem Moment aber blickt Tochter Bärbel zu ihrer Mutter. Bärbel schweigt. Doch man sieht es ihrem Blick an: Es war nie eine Frage von Schuldbewu­sstsein oder Verantwort­ung, die Mutter nicht ins Heim zu geben. Keine Frage, dass sie nun zuhause gepflegt wird.

Und das am liebsten von Ella.

Newspapers in German

Newspapers from Germany