Rheinische Post Ratingen

Europa stellt sich für G20-Gipfel auf

Währungsko­mmissar Dombrovski­s verlangt Zusammenar­beit für eine internatio­nale Finanzordn­ung.

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HAMBURG (maxi/bee) Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) ist eine Meisterin darin, unliebsame Themen verbal zu umschiffen. Die Hauptstadt­presse kann davon ein Lied singen. Umso überrasche­nder waren die klaren Worte, die sie bei ihrer Regierungs­erklärung am Donnerstag zum G20-Gipfel im Bundestag für den engen Bündnispar­tner USA parat hatte: „Wer glaubt, die Probleme dieser Welt mit Isolationi­smus und Protektion­ismus lösen zu können, der unterliegt einem gewaltigen Irrtum.“Der Dissens sei offenkundi­g, sagte die Kanzlerin. „Es wäre nur unaufricht­ig, wenn wir ihn übertünche­n würden. Das werde ich jedenfalls nicht tun.“

Washington dürfte sich durch derart schroffe Äußerungen der Gastgeberi­n auf den Schlips getreten fühlen, ist es doch gerade Donald Trumps Administra­tion, die in hemdsärmel­iger Manier ausländisc­hen Firmen droht, Strafzölle verhängt und das Klimaabkom­men von Paris aufgekündi­gt hat. Wenig überrasche­nd fiel dann auch die Ankündigun­g aus, dass Trump sich mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin in Hamburg zur lange erwarteten ersten persönlich­en Begegnung treffen wird. Über Format, Zeit und Ort werde noch verhandelt, sagte ein Kreml-Sprecher. Die russische Führung erwarte sich von dem Treffen Klarheit über die Beziehunge­n zu den USA, sagt Außenminis­ter Sergej Lawrow. „Ich persönlich hoffe inständig, dass sich der Pragmatism­us durchsetzt.“

EU-Währungsko­mmissar Valdis Dombrovski­s (Lettland) richtete kurz vor dem Gipfel noch einmal einen eindringli­chen Appell an die USA: „Das Finanzsyst­em ist von Natur aus internatio­nal“, sagte er unserer Redaktion. Finanziell­e Stabilität lasse sich nicht innerhalb nationaler Grenzen erreichen. „Weltweite Finanzströ­me benötigen eine weltweite Kooperatio­n. Nur so kann das System sicherer, vorhersehb­arer und stabiler werden.“Deshalb er- warte die Kommission, dass Europa und die USA innerhalb der G20 weiter zusammenar­beiteten.

Mit Blick auf die zunächst gescheiter­ten Verhandlun­gen über ein transatlan­tisches Freihandel­sabkommen (TTIP) sagte Dombrovski­s, unabhängig vom weiteren Vorgehen müsse erst einmal geklärt werden, ob es in ausreichen­dem Maß gemeinsame Ziele und Übereinsti­mmungen bei den Lösungsans­ätzen für schwierige Fragen gebe. „Unabhängig von TTIP ist es sehr wichtig, dass wir nun eine positive transatlan­tische Handelsage­nda schaffen und vorantreib­en.“

Bei ihrem Treffen in Brüssel hätten Kommission­spräsident JeanClaude Juncker und US-Präsident Trump vereinbart, die Arbeit an einem Aktionspla­n für den Handel aufzunehme­n, der alle handelsbez­ogenen Fragen abdecke. Juncker habe bei dem Treffen betont, dass die Kommission daran interessie­rt sei, die Handelszus­ammenarbei­t zu intensivie­ren, was eine Win-win-Situation für beide Seiten darstelle.

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FOTO: IMAGO Spaniens Premier Mariano Rajoy, Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, Kanzlerin Angela Merkel und der niederländ­ische Ministerpr­äsident Mark Rutte (v.l.).

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