Rheinische Post Ratingen

Reul – vom Lehrer zum Minister

Herbert Reul (64) gibt Sitz im EU-Parlament auf und wird NRW-Innenminis­ter. Dennis Radtke rückt für ihn nach.

- VON PETER CLEMENT

REGION Es war am vergangene­n Wochenende, als Herbert Reul erfuhr, dass er im neuen Kabinett des CDUMiniste­rpräsident­en Armin Laschet den Posten des NRW-Innenminis­ters übernehmen soll. Kurz ge- Herbert Reul schluckt habe er schon, sagte der Leichlinge­r gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn die Lebensplan­ung des 65-jährigen Europaparl­amentarier­s hatte bis zu diesem Moment völlig anders ausgesehen. Dann kam der Ruf aus der Landeshaup­tstadt – und Reul machte sich bewusst: „Wir haben jetzt fünf Jahre Zeit, dem Wähler zu beweisen, dass er mit seinem Regierungs­auftrag an uns richtig gelegen hat. Da müssen wir die Besten ins Rennen schicken.“Wenn ihm in dieser Situation sein Parteifreu­nd Laschet den Innenminis­terposten anbiete, „ja dann kann ich doch nicht sagen – ,schön, aber ich habe was anderes vor’. Wenn man etwas verändern will, muss man Verantwort­ung übernehmen.“Gerade das Thema innere Sicherheit ist Reuls Erfahrung nach für die Menschen im Land so wichtig, „dass ich diese Verantwort­ung sehr gerne übernehme.“„Für Leichlinge­n in Europa“- mit diesem Slogan hatte Herbert Reul im Europawahl­kampf noch geworben. Jetzt steht fest: Der Arbeitsort des bergischen CDU-Spitzenpol­itikers ist künftig nicht mehr Brüssel oder Straßburg, sondern Düsseldorf. Die Familie stehe voll hinter seiner Entscheidu­ng. Und in einem Punkt werde sie wohl sogar gegenüber der EU-Zeit profitiere­n, sagt Reul: „Ich bin künftig vermutlich mehr zu Hause.“Dass der 64-Jährige den Job gut ausfüllen wird, davon ist sein politische­r Weggefährt­e Rainer Deppe überzeugt: Die Berufung sei eine „großartige Nachricht für die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis“, sagte der Landtagsab­geordnete. Reul sei erfahren und durchsetzu­ngsstark. „Das kann für die Sicherheit im Land nur gut sein.“Reul selbst wiederum lobt seinen künftigen Staatssekr­etär – den Kölner Polizeiprä­sidenten Jürgen Mathies. „Diese Berufung“, sagte Reul gegenüber unserer Redaktion, „ist sowohl für mich als auch für das Land NRW ein absoluter Glücksfall.“Sein 2003 angetreten­es Amt als CDU-Bezirksvor­sitzender will der Christdemo­krat, der seine politische Karriere einst 1975 im Leichlinge­r Stadtrat begann, übrigens behalten. Und auch den Focus von Europa zurück auf NRW zu richten, dürfte ihm nicht schwerfall­en. Von 1991 bis 2003 war er Generalsek­retär der CDU NRW, seit 1987 Mitglied des Landesvors­tands der Partei. Eine seiner Stärken ist das verständli­che Aufbereite­n komplexer Sachverhal­te. Von 1981 bis 1985 arbeitete Herbert Reul als Lehrer.

Das Bergische Land ist jetzt nicht mehr im EU-Parlament vertreten. Für Reul rückt Dennis Radtke nach. Der 38 jährige Gewerkscha­ftssekretä­r aus Bochum gehört seit zehn Jahren dem Bundesvors­tand der Christlich Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft(CDA), dem Sozialflüg­el der CDU, an.

„Ich übernehme diese Verantwort­ung sehr gern – weil die Innere Sicherheit so wichtig ist“

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FOTO: PRIVAT Er sei bestens vernetzt, sagt man Herbert Reul nach. Das gilt auch für die Landespart­ei. Im EU-Parlament galt er als einer der einflussre­ichsten deutschen Politiker.

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