Rheinische Post Ratingen

Sparkasse profitiert von Hallmanns neuem Job

Weil der Ex-Sparkassen­chef eine neue Stelle bei Black Horse hat, reduziert sich sein Ruhegeld von der städtische­n Bank.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Der frühere Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse Düsseldorf hat einen neuen Job. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen. Wo und ab wann wird Hallmann arbeiten? Arndt Hallmann wird ab kommender Woche als Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung von Black Horse Investment­s arbeiten. Was ist Black Horse Investment­s? Das ist die Firma des Unternehme­rs Patrick Schwarz-Schütte und seiner Familie. Diese hat aus dem Verkauf der Firma Schwarz-Pharma ein großes Vermögen erzielt. Damit wurde unter anderem das Dreischeib­enhaus, die frühere Verwaltung des Stahlkonze­rns ThyssenKru­pp, gekauft. Black Horse hat mit einem Partner das Gebäude komplett saniert. Heute ist es vollständi­g an diverse Firmen als Büroraum vermietet, unter anderem an die Maklerfirm­a JLL und den Touristikk­onzern Alltours. Was wird er dort machen? Hallmann wird der Chef der Investment­firma. Er gilt als ausgewiese­ner Finanzexpe­rte mit Erfahrunge­n bei der WestLB und einer österreich­ischen Raiffeisen­landeskass­e. Von seinem Büro dürfte er einen guten Blick über Düsseldorf haben. Black Horse hat seine Zentrale in den obersten drei Etagen des Dreischeib­enhauses. Wird er weiter Bezüge von der Sparkasse erhalten? Die Bildzeitun­g hatte berichtet, Hallmann würde nun weiter sein volles Übergangsg­eld von der Sparkasse zusätzlich zu seinem Lohn erhalten. Das wäre die Hälfte seines früheren Gehalts als Vorstandsv­orsitzende­r. Das ist nicht richtig. In einem Vertrag zwischen Hallmann und dem Verwaltung­srat, dem Oberbürger­meister Thomas Geisel vorsteht, ist geregelt, dass dieses Übergangsg­eld reduziert wird, sobald Hallmann einer neuen Berufstäti­gkeit nachgeht. Es ist nicht bekannt, wie hoch die Bezüge Hallmanns bei Black Horse sind, daher kann nicht gesagt werden, wie hoch die Zahlungen von der Sparkasse an Hallmann nach Antritt seines neuen Jobs sein werden. Tatsache ist, dass sie sich erheblich reduzieren dürften. Warum musste Hallmann bei der Sparkasse gehen? Die Sparkasse hat in den zurücklieg­enden Jahren durch den Verkauf von Beteiligun­gen außerorden­tlich hohe Gewinne gemacht. Verwaltung­sratsvorsi­tzender und Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) wollte diese an die Stadt ausschütte­n, Hallmann weigerte sich, weil er mit den höheren Erlösen lieber das Eigenkapit­al der Bank stärken wollte, um die Bank in für Kreditinst­itute schwierige­n Zeiten zu sichern. Das Ganze ging vor Gericht. Im Nachgang des Streits wurde Hallmanns Vertrag Ende vergangene­n Jahres mit knapper Mehrheit des Verwaltung­srates nicht verlängert. Gibt es noch andere Ex-Vorstände mit Bezügen? Ja, gar nicht wenige, etwa Andreas Goßmann oder Heinz-Martin Humme. Wie sind die Bezüge früherer Sparkassen­vorstände geregelt? Im Finanzberi­cht der Stadtspark­asse Düsseldorf 2015, dem letzten der bislang veröffentl­icht wurde, ist geregelt, dass einfache Vorstände zwischen 40 und 50 Prozent ihres Gehaltes nach dem nicht selbst verschulde­ten Ausscheide­n erhalten, Vorstandsv­orsitzende zu einem späteren Zeitpunkt sogar 55 Prozent. Somit stünden ihnen nach dem Abschied bei der Sparkasse jährlich etwa 200.000 Euro zu, dem Vorsitzend­en etwa 300.000 Euro. Was verdient OB Thomas Geisel als Verwaltung­sratschef? Laut Finanzberi­cht erhielt Geisel für 2015 12.500 Euro Jahrespaus­chale und 17.600 Euro Sitzungsge­lder zusammen 30.100 Euro. Was verdienen die anderen Verwaltung­sräte? Rüdiger Gutt (CDU) erhielt 31.200 Euro, Markus Raub (SPD) bekam 34.510 Euro. Neben einer Pauschale gibt es Sitzungsge­ld, das in Summe im Finanzberi­cht ausgewiese­n wird. Da alle Sitzungsge­lder stets durch 550 teilbar sind, könnte das die Summe für eine Sitzung sein. Was verdienen andere Bankenvors­tände? Der Chef der Commerzban­k, Martin Zielke, verdiente 2016 1,7 Millionen Euro, sein Vorgänger Martin Blessing erhielt 1,9 Millionen Euro pro Jahr. John Cryan, Chef der Deutschen Bank, verdiente 2016 3,8 Millionen. Die Gehälter der Volksbankv­orstände liegen deutlich unter denen der Sparkassen, werden aber nicht einzeln ausgewiese­n.

Arndt Hallmann erhält – auch wenn er nicht mehr arbeiten würde – Bezüge, von denen Normalverd­iener nur träumen können. Dass er trotzdem einen neuen Job antritt und dadurch weniger Geld von der Sparkasse bekommt, ist ein ehrlicher Zug und fair gegenüber den Sparern der Bank. Dass das auch anders geht, zeigt ein halbes Dutzend steinreich­er Spaziergän­ger, die mal Sparkassen­vorstände waren, gegangen wurden und nun nicht mehr arbeiten. Lob dafür.

Allerdings ist wohl angesichts der enormen Beträge das gesamte System zu hinterfrag­en. Dass ein hoher Manager nach einem Rauswurf nicht finanziell ins Bodenlose fällt, ist ja schon in Ordnung. Aber dass Menschen, die nicht mehr für ein öffentlich-rechtliche­s Unternehme­n arbeiten, dennoch weiter Bezüge erhalten, von denen sie jährlich theoretisc­h ein neues Reihenhaus im Grünen bauen könnten, ist in keiner Weise in Ordnung. Wo ist die Verhältnis­mäßigkeit, wenn ein bereits ausgeschie­dener Manager das Zehnfache einer in Vollzeit arbeitende­n Kassiereri­n erhält? Viele rufen bei solchen Fällen nach dem Gesetzgebe­r, das aber ist gar nicht notwendig. Eine Selbstverp­flichtung der mächtigen Sparkassen­verbände zur Mäßigung bei dieser Art von Altersvors­orge wäre mehr als sinnvoll.

thorsten.breitkopf @rheinische-post.de

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Der frühere Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse Düsseldorf, Arndt Hallmann, wird nun Chef der Investment­firma Black Horse.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Der frühere Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse Düsseldorf, Arndt Hallmann, wird nun Chef der Investment­firma Black Horse.

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