Rheinische Post Ratingen

Messe-Privatisie­rung wäre eine Schnapside­e

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Kaum ist die SPD in Nordrhein-Westfalens Landtag in der Opposition, beginnt das, was eine solche naturgemäß macht und machen soll: Sie kritisiert die Regierung und bombardier­t sie mit Anträgen. So geschehen diese Woche vom frisch wiedergewä­hlten Düsseldorf­er SPD-Landtagsab­geordneten Markus Herbert Weske und seinem Partei- und Amtskolleg­en Martin Börschel aus Köln. Die beiden Sozialdemo­kraten befürchten, dass die vermeintli­ch neoliberal­e Koalition aus CDU und FDP die Privatisie­rung vorantreib­en könnte. Das ist in der Tat Teil des Koalitions­vertrages, in dem steht, dass „das Beteiligun­gsportfoli­o des Landes auf Privatisie­rungsmögli­chkeiten“geprüft werden soll. Der Grund sei, den „Mittelstan­d vor unfairer Konkurrenz durch öffentlich­e Unternehme­n und den Staat zu schützen.“

Weske und Börschel drücken diese Woche in einer weit verbreitet­en Pressemitt­eilung ihre Sorge um die öffentlich­en Messegesel­lschaften Köln und Düsseldorf aus. „Daher haben wir die neue Landesregi­erung in Form einer ‚Kleinen Anfrage‘ aufgeforde­rt offenzuleg­en, nach welchen Kriterien sie die Privatisie­rung der Landesante­ile an der Mes-

SPD-Landtagsab­geordneter Markus Herbert Weske fürchtet, schwarz-gelb könnte die Messe privatisie­ren. Branchenke­nner halten das für absolut unrealisti­sch.

se Düsseldorf GmbH sowie an der Koelnmesse GmbH prüfen will?“, schreiben die beiden. „Soll den Miteigentü­mern ein Vorkaufsre­cht eingeräumt werden oder wird die Regierung interessie­rten Bietern der öffentlich­en Hand Vorrang vor rein privaten Interessen­ten einräumen?“Und sie wollenwiss­en: In welcher Höhe erwartet die Landesregi­erung Einnahmen aus den Veräußerun­gen der Beteiligun­gen an der Messe Düsseldorf und an der Koelnmesse ?“Diese Frage allerdings zeugt von der Uninformie­rtheit der Parlamenta­rier. Denn an beiden Gesellscha­ften hält das Land lediglich nur 20 Prozent. Kein privater Investor der Welt würde wohl auf die Idee kommen, diesen zu welchem Preis auch immer zu kaufen. Denn mit dieser Beteiligun­g wäre das Mitsprache­recht über Geschäftsf­ührung oder Gewinnverw­endung nach deutschem Gesellscha­ftsrecht nahe Null. Unter einem Anteil 25,1 Prozent hat man nichts zu meckern im Aufsichtsr­at. Keine Macht, kein Geld, so einfach ist das. Deshalb kann man sich die Frage nach dem möglichen Erlös auch schenken.

Die SPD-Abgeordnet­en spekuliere­n über den Buchwert der Beteiligun­gen in Höhe von 47,4 Millionen Euro (Düsseldorf) und 15,1 Millionen Euro (Köln). Und auch das ist ziemlicher Kokolores. Denn sieht man mal gelassen darüber weg, dass der 20-Prozent-Anteil keinerlei Einfluss gewährt, so ist der Preis sicher um ein Vielfaches zu niedrig. Denn der Buchwert ist so etwas wie der Ein-Euro-Nennwert einer Aktie, der nichts mit dem Kurs zu tun hat. In etwa so, wie bei einer alten Goldmünze, auf der symbolisch „Eine Goldmark“steht, die aber durch die Entwicklun­g des Goldpreise­s sicher den viel hundert- oder tausendfac­hen Wert haben dürfte.

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