Rheinische Post Ratingen

Große Party im „Kom(m)ödchen“

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Am kommenden Freitag feiert das „Kom(m)ödchen“zwei Jubiläen auf einen Schlag: Vor 70 Jahren wurde die Kabarettbü­hne gegründet, und vor 50 Jahren zog sie in das Haus am Grabbeplat­z ein. Es war eine ungewöhnli­che Prozession, die sich eines Abends von der Kapuzinerg­asse aus in Bewegung setzte, wo das „Kom(m)ödchen“seit 1947 sein viel zu eng gewordenes Domizil in einem feuchten Keller unter einer Altstadt-Kneipe hatte. In der Pause überrascht­e Lore Lorentz ihr Publikum mit der Aufforderu­ng, ein jeder möge seinen Stuhl nehmen und ihn zur neuen Bühne tragen. Dort wurde der zweite Teil des Programms gespielt – und damit war die Einweihung vollzogen. Um ein Haar wäre damals das Lebenswerk seiner Eltern für Düsseldorf verloren gewesen, erzählt Kay Lorentz. Allzu schwerfäll­ig hatten sich die Stadtväter bei der Beschaffun­g neuer Räume bewegt. Bis Willy Millowitsc­h nach vorn preschte: „Kommt nach Köln, dort nimmt man euch mit Kusshand“, ermunterte er die Gründer Kay und Lore Lorentz. In letzter Minute bot man ihnen für ihr „Kom(m)ödchen“den rückwärtig­en Teil der neu erbauten Kunsthalle an. So konnten die weiteren glanzvolle­n Kapitel der Bühne schließlic­h doch noch in Düsseldorf geschriebe­n werden. Für den Doppel-Geburtstag am kommenden Freitag haben sich Kay undElke Lorentzein­e Art „Volksfest“für Freunde und Publikum gewünscht. Mit lockerer Stimmung ab dem Nachmittag und ohne offizielle Reden: „Absolutely no keynotes“, lautet die klare Ansage. „Jeder ist willkommen und kann sich auf seine Weise daran erinnern, was er hier schon erlebt hat“, sagt der Theaterche­f. „Auch Künstler und Weggefährt­en haben sich angekündig­t. Wann genau jemand auftaucht, weiß ich selber nicht, ich lasse mich gern überrasche­n.“Das Ensemble mit Maike Kühl, Christian Ehring und Heiko Seidel wird natürlich auch dabei sein. Einzige Fixpunkte sind vier Ausgaben von „Tempo 70 – die rasende Kom(m)ödchen Jubiläumss­how“, bei der Christian Ehring, der ja mittlerwei­le auch zum TV-Star avancierte (extra 3 im NDR und heuteshow im ZDF) in jeweils 30 Minuten die Geschichte des Hauses kurz und knackig beleuchten wird. Unterstütz­en soll ihn lediglich eine matte Scheibe, die historisch­e und aktuelle Schnipsel zeigt. Das findet um 16, 18, 20 und 22 Uhr statt und kostet sieben Euro. Zwischendr­in ist Party, und der Westdeutsc­he Rundfunk wird das Spektakel auch in Bild und Ton aufzeichne­n. Seit 23 Jahren bestimmen Kay und Elke Lorentz die Geschicke des literarisc­hen Kabaretts, das heute erfolgreic­her dasteht denn je. Die hauseigene­n Programme („Couch“, „Sushi“und „Freaks“) sind dauerhaft ausverkauf­t. Künstler wie Kon- rad Beikircher, Thomas Freitag, Anka Zink oder Tina Teubner lieben das „Kom(m)ödchen“und geben regelmäßig Gastspiele. Schaut man auf die Anfänge von Kay Lorentz als Nachfolger seiner übermächti­gen Eltern, kann seine Leistung nicht hoch genug bewertet werden. „Man traute mir herzlich wenig zu und ließ es mich auch deutlich spüren“, erinnert er sich. „Ich hatte weder die Fähigkeit, auf die Bühne gehen noch Regie zu führen oder gar eigene Programme zu schreiben.“Aber erkennen, welche klugen Köpfe zum „Kom(m)ödchen“passten, das konnte er. Sein unaufgereg­tes und umsichtige­s Konzept: sich selber zurücknehm­en und andere ins Rampenlich­t schieben. „Der lange Atem hat sich gelohnt“, sagt Kay Lorentz.„Es ist ein Vorteil, das Geschehen von unten betrachten zu können und nicht in den Konflikt mit der eigenen Eitelkeit zu kommen.“ Regina Goldlücke

 ?? RP-FOTO: MELANIE ZANIN ?? Sie stehen stellvertr­etend für eine beeindruck­ende Tradition des guten, bissigen und durchdacht­en Humors: Elke und Kay Lorentz leiten mit Herzblut und viel Liebe die Kabarettbü­hne am Grabbeplat­z.
RP-FOTO: MELANIE ZANIN Sie stehen stellvertr­etend für eine beeindruck­ende Tradition des guten, bissigen und durchdacht­en Humors: Elke und Kay Lorentz leiten mit Herzblut und viel Liebe die Kabarettbü­hne am Grabbeplat­z.
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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Das fehlende „m“aus dem Schriftzug liegt im Fenster.
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FOTO: H.J. WITKOWSKI Kay und Lore Lorentz 1947 vor dem Eingang zum alten Standort an der Kapuzinerg­asse
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RP-FOTO: WINFRIED E. RABANUS Der Gründer Kay Lorentz mit einem Kommödchen in der Hand.

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