Das Naturwunder Oberbayerns
Im Schatten des Chiemsees gibt es ein landschaftliches Kleinod: die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte. Sie ist das älteste Naturschutzgebiet Bayerns.
Kinder graben kleine Wasserbomben in eine Plastikwanne, gefüllt mit Erde. „Wir sind jetzt in der Vergangenheit angekommen“, sagt Ursula Bernritter. „So etwa vor 10.000 Jahren.“Dann sticht sie die Wasserbomben kaputt. Zurück bleiben Löcher, in denen das Wasser steht.
Ungefähr so sei die Eggstätter-Hemhofer Seenplatte entstanden, sagt Bernritter. Die Seenplatte liegt nordwestlich des Chiemsees. Wer die A8 von München in Richtung Salzburg fährt, dem entgeht dieses berühmte „Bayerische Meer“kaum. Doch die verstreuten kleineren Seen lassen die meisten links liegen. Ein Fehler.
Denn die Seenplatte ist das älteste Naturschutzgebiet Bayerns. Zahlreiche Tiere und Pflanzen sind hier zu Hause. Ihre Existenz verdanken die Seen riesigen Eisblöcken. Als sich die Gletscher nach der letzten großen Eiszeit zurückzogen, blieben sie zurück und schmolzen in der Wärmeperiode. Die Mulden, genannt Toteislöcher, füllten sich mit Wasser – wie in dem WannenExperiment.
Heute zählt die Seenplatte 17 von Grundwasser und Regen gespeiste Seen. Die Landschaft ist von Mooren, Bächen, Mischwäldern und Tümpeln gekennzeichnet. „Das ist ein nährstoffarmes Habitat ohne Grundwasseranbindung, in dem nur Spezialisten überleben“, erklärt die Biologin. Zum Beispiel Libellen. Rund vier Fünftel der in Europa vertretenen Arten kämen auch an der Seenplatte vor. Das macht die Seenplatte zu einer der libellenartenreichsten Gegenden Deutschlands. Doch nicht nur Insekten fühlen sich im Voralpenland wohl.