Rheinische Post Ratingen

Ach, so schön ist Niederrhei­n

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Bei der Tour de France geht es ganz am Rande natürlich auch um Sport. Aber im Grunde ist die Fahrt eine riesengroß­e Werbesause der Tourismusi­ndustrie. Bei der ARD wurde man dementspre­chend gewissenha­ft darüber informiert, dass es im Neandertal tatsächlic­h mal Neandertal­er gab, in Düsseldorf ein Fortuna-Büdchen die Massen anzieht, ein schmuckes Schloss in Zons steht, Korschenbr­oich Jan Ullrich als Ehrengast eingeladen hat und in Mönchengla­dbach die Borussia nicht der älteste Verein der Stadt ist, sondern der 1. FC. Man sieht viele Felder, viele Bäume, viel Asphalt und viel Regen. Das ist so nett zusammenge­schnitten, dass man sich richtig in die Region verliebt. Ach, so schön ist Niederrhei­n.

Im Kerngeschä­ft, der Sportübert­ragung, ist der Start mehr als rumpelig. Ausgerechn­et beim Zeitfahren werden im Schlussspr­int die Zeiten nicht korrekt eingeblend­et. Das ist kein Fehler der ARD gewesen, der Sender greift nur auf ein internatio­nales Signal zurück. Kommentato­r Florian Nass schaffte es allerdings auch nicht, für eine vernünftig­e Einordnung zu sorgen. Er rätselte selbst immer wieder darüber, ob die Spitzenzei­t nun in Gefahr ist oder nicht. Ansonsten machte er seine Sache gut. Geschenkt, dass er über die lange Dauer der Übertragun­g am Samstag und Sonntag viel Banales erzählte.

Glückliche­rweise hatte er am ersten Tag Reporterle­gende Herbert Watterott an seiner Seite, gestern dann den ehemaligen TourTeilne­hmer Paul Voss. Ein unaufgereg­ter Experte, der sehr viel Wissen beisteuert­e. In diesem Zusammensp­iel blieben wenige Fragen offen – für Dauergucke­r und Einsteiger. Etwas verloren wirkte die Einbindung von Reaktionen aus den Sozialen Medien, da ist noch deutlich Luft nach oben, Interaktio­nen mit den Zuschauern einzubinde­n. Gut gelöst war die Präsentati­on von Grafiken und Zahlen, um immer im Blick zu behalten, wo sich das Feld gerade befindet. Wenn man dafür überhaupt ein Auge hatte und nicht nur für die Landschaft­en.

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