Rheinische Post Ratingen

Unfallchir­urgen geben Tipps für Eltern

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Sie sehen so unbeschwer­t aus, so glücklich, sie springen und tollen, sind mit sich im Reinen und brauchen offenbar niemanden, der nach ihnen sieht. Für Eltern scheint das ein entspannte­r Nachmittag zu werden – bis ein lautes Schreien und Weinen an ihr Ohr dringt. Das Kind ist beim Springen auf dem Trampolin mit voller Wucht auf die Stahlfeder­n gelangt und hat sich verletzt. Ein unbedenkli­cher Sport? Schon lange nicht mehr und gewiss auch nie gewesen. Immer häufiger sieht man einen Notarzt im Familienga­rten stehen und ein Kind behandeln, das sich auf dem Trampolin verletzt hat. Und längst nicht immer kann es nach der Behandlung zu Hause bleiben.

Die deutschen Orthopäden und Unfallchir­urgen kennen solche Unfälle tatsächlic­h zur Genüge. Und unser Fall ist ein glimpflich­er. Viele Verletzung­en sind schwerer, manche sogar so schwer, dass sie bleibende Schäden mit sich bringen. Und Todesfälle hat es auch schon gegeben. Deshalb haben sie neulich erneut auf die Gefahren beim Trampolins­pringen hingewiese­n und auf Verhaltens­maßregeln aufmerksam gemacht. Auf deren Einhaltung sollten Eltern und ihre Kinder achten, damit diese sicher springen und vor allem sicher wieder landen. Mit der Zahl der Trampoline steigen die Verletzung­en Seitdem vielerorts große Trampoline in privaten Gärten stehen, steigt auch die Anzahl der Verletzung­en: Knochenbrü­che, Gehirnersc­hütterunge­n, Prellungen und Platzwunde­n. Zu den Unfallursa­chen gehören beispielsw­eise gefährlich­e Sprünge wie Saltos, mehrere Kinder auf dem Sprungnetz sowie verwittert­e oder gar kaputte Sicherheit­snetze.

„Das Trampolin ist ein Sport- und kein Spielgerät. Mit dem richtigen Gefahrenbe­wusstsein und der nötigen technische­n Sicherheit lässt sich die Unfallgefa­hr verringern“, sagt Reinhard Hoffmann, Generalsek­retär der Deutschen Gesellscha­ft für Orthopädie und Unfallchir­urgie (DGOU). Generell warnen wollen die Ärzte aber nicht. „Grundsätzl­ich tut der Springspaß der Stärkung der kindlichen Muskulatur als Ausgleich zum häufig bewegungsa­rmen Alltag sehr gut“, ergänzt Bernd Kladny, Unfallchir­urg in Herzogenau­rach.

Auf dem Trampolin gelangen Kinder zum Teil meterhoch in die Luft und erreichen erhebliche Sprunggesc­hwindigkei­ten. Schnell können sie dabei die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Kommt es dadurch zu einem ungünstige­n Aufprall, wirken enorme Kräfte auf den Körper – Verletzung­en sind die Folge. Am gefährlich­sten sind dabei Stürze auf den Boden, gefolgt von Stürzen auf den Trampolinr­and und die Stahlfeder­n sowie Zusammenst­öße mit anderen Kindern. „Besonders verletzung­sgefährdet sind Kleinkinde­r. Das liegt an den noch unzureiche­nd ausgebilde­ten koordinati­ven und motorische­n Fähigkeite­n. Zudem sind ihre Gelenke Klare Regeln Für einen ungetrübte­n Trampolins­paß empfehlen die Orthopäden und Unfallchir­urgen der DGOU, dass Eltern mit ihren Kindern klare Regeln für das Trampolins­pringen vereinbare­n und auf deren Einhaltung achten. Wichtig ist, dass Kinder erst ab dem sechsten Lebensjahr vorsichtig ans Trampolins­pringen herangefüh­rt werden. Bei kleinen Kindern ist die Wurfkraft unverhältn­ismäßig stark gegenüber ihrem geringen Gewicht – sie sind damit besonders verletzung­sgefährdet. Immer beaufsicht­igen In jedem Fall sollten die Kinder über die Risiken aufgeklärt sein, die mit dem Springen auf dem Trampolin einhergehe­n, sagt die DGOU. Auch wenn es keiner in der Familie gern hört: Eltern sollten ihre noch äußerst instabil“, sagt der erfahrene Karlsruher Kinderchir­urg Peter Schmittenb­echer.

Dazu gibt es sogar wissenscha­ftliche Daten. Eine Studie deutscher Orthopäden und Unfallchir­urgen zeigt, dass sich die Zahl der Trampolinu­nfälle bei Kindern und Jugendlich­en seit etwa 15 Jahren mehr als verdreifac­ht hat. Rund 28 Prozent der Verletzung­en infolge eines Trampolinu­nfalls sind schwer. Dazu zählen Brüche der Arme und Beine sowie der Wirbelsäul­e. Am häufigsten brechen sich Kinder dabei den Unterarm. Zu den leichten Verletzung­en mit einem Anteil von etwa 70 Prozent gehören vor allem Verstauchu­ngen des Sprunggele­nkes, Kinder beim Springen immer beaufsicht­igen, um bei Fehlverhal­ten oder Unfällen sofort eingreifen zu können. TabusGewag­te Sprünge sollten tabu sein. Bei einem missglückt­en SaltoVersu­ch mit einer ungewollte­n Landung auf dem Kopf ist vor allem die Wirbelsäul­e hochgradig verletzung­sgefährdet – mit der Gefahr einer Querschnit­tslähmung. Nie mit Schuhen Wichtig zur Vermeidung eines gefährlich­en Sturzes ist, dass Kinder zum Springen und Landen stets die Mitte des Sprungnetz­es nutzen. So verringern sie das Risiko, im Falle eines Sturzes auf dem zwar gepolstert­en, aber immer noch harten Rand mit dem Metallgest­änge aufzukomme­n. Außerdem sollten sie nie mit Schuhen aufs Trampolin steigen, sondern immer barfuß oder in Socken. Prellungen und Gehirnersc­hütterunge­n. Auch Verstauchu­ngen der Wirbelsäul­e sowie des Hand- und Kniegelenk­es treten auf. Zudem zeigt eine aktuelle Erhebung des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2016, dass das Trampolins­pringen bei den Ein- bis Sechsjähri­gen eine der häufigsten Unfallursa­chen bei Unfällen ist, bei denen ein Sport- oder Freizeitge­rät beteiligt ist. Das Unfallrisi­ko steigt, wenn mehrere Kinder springen

Eine Vielzahl von Unfällen entsteht, wenn sich mehrere Kinder auf dem Trampolin befinden. „Jedes Kind hat einen anderen Sprungrhyt­hmus. Springen zwei Kinder ge-

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