Stadt bremst bei nächstem Rad-Event
Die Anfrage, die Deutschland-Tour nach Düsseldorf zu holen, wird auch kritisch gesehen, da das Rennen gemessen am Aufwand zu klein ist. Die Landesregierung ist vom Grand Départ beeindruckt und will enger mit der Stadt kooperieren.
Was hat die Tour de France der Landeshauptstadt gebracht? Was soll in Zukunft an Großereignissen stattfinden? Bereits einen Tag nach dem Großereignis hat die Stadtspitze vorläufige Erkenntnisse vorgestellt. Zahlen Karsten Hollasch von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, die bereits 2015 eine Studie zur Tour in Düsseldorf durchgeführt hatte, stellte erste Auswertungen vor. Präsentiert wurden die Ergebnisse einer Befragung von 500 Menschen vom Samstag. Von außerhalb kamen danach 77 Prozent der Besucher, aus dem Ausland 25 Prozent. Der Mehrumsatz in der Stadt wurde vor zwei Jahren auf 57 Millionen Euro geschätzt, jetzt geht man von mehr als 58 Millionen Euro aus. 2015 gingen 62 Prozent der Befrag- ten davon aus, dass die Tour einen positiven Effekt für das Image der Stadt hat, jetzt sind es 78 Prozent. Werbewert Die internationale Presse hat intensiv über den Tourstart in Düsseldorf berichtet. Auch im Internet war die Resonanz groß. Frank Schrader, Chef von Düsseldorf Marketing, spricht von einem „Werbeäquivalenzwert“in Höhe von 300 Millionen Euro. Das ist das Geld, das man hätte ausgeben müssen, um die gleiche Kommunikation in Form von Werbung zu kaufen. Schrader schränkte ein: „Nicht immer ging es bei den erfassten Berichterstattungen um Düsseldorf, das alles muss noch genauer bewertet werden.“ Events Soll es hier weitere SpitzenEvents des Radsports geben? Oberbürgermeister Geisel hatte im Gespräch mit unserer Redaktion die Strecke des Einzelzeitfahrens vom Samstag als ideal für eine RadsportWM in Düsseldorf genannt. Die nächste zu vergebende WM findet 2020 statt. Im Jahr davor richtet sie Yorkshire in Großbritannien aus. Auch dort gab es zuvor einen Grand Départ der Tour de France, nämlich 2014. Geisel gab sich gestern zurückhaltender. Aus Berlin meldete sich auch gleich die in diesem Punkt überaus kritische FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu Wort: „Wenn der OB das durchzieht, dann brennt hier die Hütte.“Es gehe nicht an, dass man noch nicht wisse, was die Party gekostet habe, aber schon die nächste Party plane.
Zunächst muss die Stadt über den Start der Deutschland-Rundfahrt 2018 entscheiden. Dazu gibt es eine offizielle Anfrage. Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer, sähe den Start gerne in Düsseldorf. OB-Berater Peter Kluth hält davon nichts, die Veranstaltung sei im Maßstab zu klein, um dafür wieder die Straßen zu sperren. Es gebe bessere Veranstaltungen. Die Einschätzung beeinflussen könnte eine Initiative des Landes. Das Sportministerium ist auf Stadtdirektor Burkhard Hintzsche zugekommen. Die Landesregierung ist beeindruckt von der Art, wie Düsseldorf die Tour organisiert hat. Jetzt will man eine gemeinsame Planung von Spitzenevents für Nordrhein-Westfalen und Düsseldorf abstimmen. Vereine Sascha Grünewald, Organisator der Nachwuchsrennen „Petit Départ“und Sprecher der Radsportvereine, misst weiteren Großereignissen eine große Bedeutung bei. Die Tour de France habe Interesse am Sport ausgelöst, diese Welle müsse man nun mitnehmen. Dialog Die Stadt will den Radverkehr stärken. Im Sommer ist ein Runder Tisch geplant, im Oktober eine Verkehrskonferenz, im Winter eine Bürgerbefragung und 2018 ein internationaler Fahrradgipfel.