Rheinische Post Ratingen

Vodafone baut massiv Stellen ab

70 Millionen Euro will der Mobilfunkk­onzern an Personalko­sten sparen – das bedeutet rund 1000 Jobs weniger als bisher. Hohe Abfindunge­n sind möglich, betriebsbe­dingte Kündigunge­n nicht.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Deutschlan­ds zweitgrößt­er Telefonkon­zern Vodafone hat gestern intern erste Details eines neuen Umbauprogr­amms verkündet. Vor dem Aufsichtsr­at in der Düsseldorf­er Unternehme­nszentrale erläuterte die Geschäftsf­ührung, dass in den nächsten beiden Jahren rund 70 Millionen Euro an Personalko­sten eingespart werden sollen. Umgerechne­t auf Stellen könnten damit rund 1000 der 14.000 Stellen wegfallen, schätzen Insider und auch das „Handelsbla­tt“. Das Unternehme­n erklärte indes, man könne die Zahl „zum derzeitige­n Zeitpunkt nicht bestätigen“.

Allerdings hat das von Hannes Ametsreite­r geführte Management ein entscheide­ndes Zugeständn­is gemacht: Als das Programm „Organisati­onal Transforma­tion“im Januar erstmals in einer internen Mail angekündig­t wurde, hatte die Konzernfüh­rung auf Nachfrage noch gesagt, betriebsbe­dingte Kündigunge­n stünden zwar „nicht im Fokus“, aber es sei auch nicht sicher, ob sie vermieden werden könnten. Jetzt erklärte das Unternehme­n, es werde sicher „keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n“geben – der Druck des Betriebsra­ts und der Gewerkscha­ft IG Metall hatte also Erfolg.

Außerdem liegt Geschäftsf­ührer Ametsreite­r viel an einer hohen Motivation der zum Teil sehr jungen Belegschaf­t. Er will die Mitarbeite­r deshalb nicht durch öffentlich­en Streit um Kündigunge­n verunsiche­rn. Noch gestern Abend wurde ein Sommerfest unter dem Motto „Giga Dank“gefeiert – also einem riesigen Dank an die Mitarbeite­r für wieder steigenden Umsatz und wachsende Kundenzahl­en.

Zur internen Entspannun­g trägt auch bei, dass die 70 Millionen Euro nicht nur bei den Ausgaben für eigene Mitarbeite­r gespart werden sollen, sondern auch für fremd angeheuert­es Personal wie in Call-Centern oder für IT-Berater, die manchmal als Teil von Teams auf dem Vodafone-Campus arbeiten. „Als Ergebnis könnten also bei der Stammbeleg­schaft deutlich weniger Stellen wegfallen als viele denken, weil externe Aufträge eingespart werden“meinte ein Manager.

Insgesamt gibt Vodafone für internes und externes Personal rund 1,3 Milliarden Euro aus, berichten Firmenkenn­er. Es geht also um ein Sparvolume­n von rund fünf Prozent. Dabei weist der Konzern auch daraufhin, ein Teil des Sparzieles werde erreicht, indem ausscheide­nde Mitarbeite­r nicht ersetzt werden oder indem sie intern durch Kollegen ersetzt werden, deren Aufgabe wegfällt. Die jährliche Fluktuatio­n liege bei fünf Prozent, wobei allerdings keineswegs immer die Leute gehen, deren Aufgaben nun wegfallen werden.

Für Unterschri­ften unter Aufhebungs­verträge wird es jedenfalls großzügige Abfindunge­n geben: Im weiterhin gültigen Sozialplan zur Integratio­n des Zukaufs Kabel Deutschlan­d aus München war vereinbart worden, dass Arbeitnehm­er pro Beschäftig­ungsjahr bis zum 2,25-Fachen eines Monatslohn­es als Abschiedsz­ahlung erhalten.

Das läuft teilweise auf mehr als 400.000 Euro hinaus. Entspreche­nd hoch liegen die Rückstellu­ngen für das neue Umbauprogr­amm. Unternehme­nskreise sprechen von 120 Millionen Euro. Offiziell will Vodafone die Zahl nicht kommentier­en. Insider berichten, mit dem Geld werden auch Abstandsza­hlungen für Vermieter gezahlt, wenn kleinere Standorte wegfallen.

Hintergrun­d des Umbauprogr­amms ist die weitere Digitalisi­erung und Automatisi­erung vieler Arbeitsabl­äufe im Unternehme­n. Vodafone erklärte ausdrückli­ch, für viele Aufgaben würden sogar neue Leute gesucht – gemeint sind speziell Digitalexp­erten. Leitartike­l Seite A2

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