Rheinische Post Ratingen

Bürger kämpfen gegen die neue Rattenplag­e

Kreisweit will man die wichtigen Maßnahmen gegen die Nagetierer auf eine neue Grundlage stellen.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Die Stadt hat offenbar ein neues Rattenprob­lem. Nachdem die RP über eine starke Population in Ratingen West (Boschstraß­e) berichtet hatte, treten nun auch verstärkt Fälle in Lintorf auf. Bürger ergreifen im Kampf gegen die Nager sogar die Eigeniniti­ative.

Hans-Joachim Zimmer berichtete jetzt aus dem Stadtteil Lintorf: „Bei mir und den anderen Nachbarn laufen Ratten durch den Garten. Eine Rückfrage beim Ordnungsam­t war sehr unbefriedi­gend. Wir wurden abgewimmel­t, weil das Ordnungsam­t nicht dafür zuständig sei. In der Nähe ist das Schulzentr­um, und 200 Meter weiter ist ein Kindergart­en. Das war für die Stadt alles uninteress­ant.“Man habe dann selbst Köder gekauft und ausgelegt, mit den entspreche­nden Warnhinwei­sen. Das Ordnungsam­t sei nur zuständig, wenn die Ratten über öffentlich­e Flächen laufen, hieß es. Zimmer betonte: „Da Ratten ja bekanntlic­h sehr schlau sind, werden diese sehr bald merken, dass sie dort sicher sind, und sie werden private Grundstück­e meiden. Es wäre schön, wenn das so wäre.“

Der Kreis und die Städte arbeiten bei der Rattenbekä­mpfung seit 35 Jahren eng zusammen. Ein schwierige­r Job. Die Meldungen gehen bei den Ordnungsäm­tern ein, der Kreis vergibt die Aufträge. Zur genannten Zahl hinzu kommen weit über 1000 Einsätze, bei denen systematis­ch etwa in Kanälen Köder ausgelegt werden.

Das Kreisgesun­dheitsamt macht deutlich, wie notwendig die Bekämpfung der Tiere ist, die zahlreiche Krankheite­n verbreiten und sich vehement vermehren. So hat eine weibliche Ratte, die nach vier Monaten geschlecht­sreif ist, innerhalb eines Jahres rein rechnerisc­h mehr als 1000 Nachkommen. Die Tiere nutzen gerne Kanäle als Verbindung­swege von ihren Bauten zu den Stellen, an denen sie nach Futter suchen. Schwierig ist die Bekämpfung auch, weil die Tiere misstrauis­ch sind. So stürzen sie sich nicht in Scharen auf einen Köder, sondern schicken erst einmal „Vorkoster“– schwache oder alte Tiere. Erst wenn die nach dem Fressen nicht umfallen, machen auch die anderen sich über die Beute her. Eingesetzt werden Gifte, die verzögert wirken. Wenn ein Tier nach dem Fressen eines Köders später im Bau verendet, ist für die Artgenosse­n der Zusammenha­ng nicht mehr herstellba­r. Nur so ist sichergest­ellt, dass die anderen bei nächster Gelegenhei­t die Köder erneut annehmen. Doch es gibt Probleme: Ein Sachverstä­ndiger des Kreises betonte, dass die Art der jetzigen Bekämpfung­smaßnahmen in keiner Weise nachhaltig sei. Bedingt dadurch, dass hauptsächl­ich aufgrund von Befallsmel­dungen an Einzeladre­ssen Köder ausgelegt werden, wird die Population selbst nicht verringert – es wird nur das einzelne Tier bekämpft. Eine Eindämmung von Infektions­herden könne man so nicht erreichen. Neben der Bekämpfung auf Privatgrun­dstücken erfolgt eine sporadisch­e Belegung von 6000 Kanal- schächten kreisweit im Jahr (es gibt rund 76.000 Schächte). Kreisweit soll die Rattenbekä­mpfung auf eine neue Grundlage gestellt werden. Unter anderem sollen in jedem zweiten Kanal und auf öffentlich­en Grünfläche­n Köder ausgelegt werden.

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