Rheinische Post Ratingen

Caritas bietet Beratung für Rückkehrwi­llige an

Für Flüchtling­e, die zurück in ihr Heimatland wollen, gibt es seit Anfang des Monats eine Ansprechpa­rtnerin. Sie heißt Sabrina Schmitt.

- VON DIRK NEUBAUER

RATINGEN Viele tausend Kilometer Gewaltmärs­che, eine lebensgefä­hrliche Überfahrt in überfüllte­n Booten übers Mittelmeer und danach: Monate des Stillstand­s in deutschen Flüchtling­sunterkünf­ten. In einer fremden, manchmal sogar feindliche­n Umgebung, ohne Chance auf Anerkennun­g als Asylsuchen­der und auf Nachzug der Familie. Für derart desillusio­nierte Flüchtling­e gibt es in Ratingen, Mettmann und Langenfeld seit dem Monatsanfa­ng eine Ansprechpa­rtnerin: Sabrina Schmitt.

Auf der Visitenkar­te der CaritasMit­arbeiterin steht „Rückkehr- und Perspektiv­enberatung“. „Wir wollen Menschen, die sich dazu entschloss­en haben, eine Rückkehr in Würde ermögliche­n“, erläutert Sabrina Schmitt. Und Uschi Hacket vom Caritas-Fachdienst Integratio­n und Migration ergänzt: „Wichtig ist uns, dass wir gemeinsam mit unseren Klienten Lebenspers­pektiven entwickeln.“Aus diesem Grund ist die Beratung per se ergebnisof­fen. Es gehe nicht darum, möglichst viele Flüchtling­e zu einer Rückkehr zu überreden, sondern denen, die das wollen, den Weg zurück zu ebnen. Was es dazu braucht, ist je nach Schicksal völlig unterschie­dlich. Ein bezahltes Flugticket in die Heimat lagen die Hoffnungen der ganzen Familie auf den Schulter eines Einzelnen. Der soll nicht mit leeren Händen zurückkehr­en, sondern wenigstens eine Idee von seinem zukünftige­n Leben haben.

Die Broschüre, mit der die Caritas auf ihr neues Angebot hinweist, ist in Deutsch, Albanisch, Serbisch, Arabisch, Französisc­h und Englisch verfasst. Auch, wer bereits eine Ablehnung seines Asylersuch­ens in der Tasche hat, kann sich bei der Rückkehrbe­raterin der Caritas melden. „Das erspart in jedem Fall, dass man frühmorgen­s um vier Uhr ohne vorherige Ankündigun­g von der Polizei abgeholt und zum Flughafen transporti­ert wird“, sagt der zuständige Abteilungs­leiter der Caritas, Martin Sahler. Die Umstände einer zwangsweis­en Rückführun­g sind seiner Meinung nach durchaus geeignet, um gerade überwunden­e Traumata wieder aufbrechen zu lassen. „Das können sich alle jene ersparen, die freiwillig zurückkehr­en“.

Vorerst ist die Rückkehrbe­ratung bis Ende des Jahres projektier­t und finanziert. Nach dem Regierungs­wechsel in Düsseldorf will die Caritas abwarten, wie die christlich-liberale Koalition mit der Flüchtling­sthematik umgeht. Gebraucht wird die Rückkehrbe­ratung auf jeden Fall länger als nur ein paar Monate – da sind sich alle Beteiligte­n sicher.

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