Rheinische Post Ratingen

Merkel kämpft um Klimaschut­z

Beim G20-Gipfel der Mächtigste­n der Welt in Hamburg ist ein Konsens mit US-Präsident Trump zum Klimaschut­z nicht in Sicht. Die Bundeskanz­lerin sucht nach Kompromiss­en – auch beim Freihandel.

- VON B. MARSCHALL UND E. QUADBECK

HAMBURG Auch nach einem ersten Gespräch von Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit US-Präsident Donald Trump zum Auftakt des G20Gipfels in Hamburg sind nach Angaben von Außenminis­ter Sigmar Gabriel erhebliche Differenze­n geblieben. Die G20-Themen Handel und Klimaschut­z seien „noch deutlich strittig“, sagte der SPD-Politiker am Abend. Gemeinsamk­eiten hätte es dagegen bei den außenpolit­ischen Themen gegeben.

Während alle übrigen 19 Staaten das Pariser Klimaabkom­men schnell umsetzen und für unumkehrba­r erklären wollen, ziehen die USA bisher nicht mit. Trump hatte unlängst den Ausstieg aus dem Abkommen erklärt. Im Entwurf des Abschlussk­ommuniqués werden diese Meinungsve­rschiedenh­eiten klar benannt: ein ungewöhnli­cher Vorgang für die stets auf Konsens ausgericht­ete Staatengru­ppe.

Völlig offen ist damit weiterhin, ob die G20 beim Klimaschut­z und auch beim Freihandel eine gemeinsame Position hinbekomme­n, die über die Feststellu­ng hinausgeht, dass sie uneinig sind. Politisch isoliert werden soll auf diesem Gipfel jedoch niemand.

Merkel erklärte nach ihrer Ankunft in Hamburg, sie sehe ihre Rolle als Gastgeberi­n darin, in der G20Staaten­gruppe nach Kompromiss­en zu suchen. Allerdings wollte sie Meinungsun­terschiede auch nicht verdecken. Eine der Optionen bei den Verhandlun­gen zum Klimaschut­z findet sich im Entwurf der Abschlusse­rklärung, der Journalist­en in Hamburg vorlag. Man nehme den Rückzug der USA beim Klimaschut­z „zur Kenntnis“, heißt es darin. „Die USA bestätigen ihr starkes Bekenntnis zu einem globalen Ansatz, der Treibhausg­ase verringert, während Wirtschaft­swachstum unterstütz­t und den Bedürfniss­en der Energiesic­herheit nachgekomm­en wird“, heißt es ferner. Damit würden die USA ein Bekenntnis zum Klimaschut­z doch nicht völlig verweigern.

Beim Streitpunk­t Freihandel. unterstell­t Trump Ländern wie Deutschlan­d und China eine unfaire Handelspol­itik. Unlängst hatte er mit Strafzölle­n auf Stahlimpor­te gedroht. Die übrigen 19 Staaten sind dagegen überzeugt davon, dass ein freier und regelbasie­rter Welthandel das weltweite Wachstum erhöht. „Handel ist kein Kampf, bei dem der eine gewinnt und der andere ver- liert. Freier und fairer Handel sorgt dafür, dass mehr Menschen von Wohlstand profitiere­n“, betonte Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD).

Trump war am Morgen zunächst nach Warschau gereist. Dort kritisiert­e er Putins aggressive Außenpolit­ik und drohte Schritte gegen das „destabilis­ierende Verhalten“Moskaus an. Bekannt wurde, dass die USA Polen Raketen des Typs „Patriot“verkaufen, um das Land vor Russland zu schützen.

Am Abend kam es bei der „Welcome to Hell“-Demonstrat­ion gegen den Gipfel zu massiven Auseinande­rsetzungen zwischen Polizei und Demonstran­ten. Etwa 1000 Vermummte hatten sich unter die Demonstran­ten gemischt. Die Polizei meldete mindestens sieben verletzte Beamte. Über die Zahl verletzter Demonstran­ten lagen zunächst keine Angaben vor. Über den Platz zogen Rauchschwa­den. In der Nacht zu Donnerstag waren im Porschezen­trum Hamburg zehn Sportwagen ausgebrann­t. Die Polizei geht von Brandstift­ung aus. Leitartike­l Seite A2 Politik Seite A4

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel begrüßt im Hotel „Atlantic“in Hamburg USPräsiden­t Donald Trump kurz nach dessen Ankunft zum G20-Gipfel in der Hansestadt.

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