Rheinische Post Ratingen

Der Gipfel-Sheriff

Hartmut Dudde ist Einsatzlei­ter für 15.000 Polizisten – und Feindbild der Linken.

- VON JESSICA BALLEER

DÜSSELDORF Hartmut Dudde ist ein Verfechter von Wasserwerf­ern. Weil sie eine mildere Waffe seien als Schlagstöc­ke. „Besser für alle Beteiligte­n“, sagt er. Und beteiligt sind in diesen Tagen viele. Hartmut Dudde (54) ist Hamburgs oberster Polizeifüh­rer und während des G20-Gipfels Einsatzlei­ter für 15.000 deutsche Beamte. Sein Mittel gegen bis zu 7000 erwartete militante Autonome: die „Hamburger Linie“.

Halbglatze, simples Brillenges­tell: Hartmut Duddes Gesicht steht stellvertr­etend für alle Uniformier­ten in Hamburg und ist gleichzeit­ig das Feindbild der Protestler, die gegen das Treffen der Regierungs­vertreter demonstrie­ren. Plakate mit Beleidigun­gen wie „Kacklappen“oder „Wadde hadde dudde da“haben sie gemalt. An diesem Mann beißen sich Demonstran­ten die Zähne aus – seit 33 Jahren.

Damals begann Dudde in Hamburg als Aufräumer der Drogenszen­e. 2005 übernahm er die Leitung der Bereitscha­ftspolizei. 2012 berief ihn der damalige Innensenat­or Michael Neumann (SPD) zum Chef der Direktion Einsatz. Mit dem Aufstieg auf der Karrierele­iter etablierte er auch die „Hamburger Linie“, das heißt, Protest bereits zu verhindern, bevor Gewalt erst ausbrechen kann. Das geschah oft unrechtmäß­ig.

Mehrfach wurden Polizeiein­sätze unter seiner Leitung gerichtlic­h als rechtswidr­ig eingestuft. Einst stoppte er eine Demo, weil die Plakate größer als erlaubt gewesen seien. Die Liste der strittigen Einsätze und der Klagen gegen Dudde ist lang, wie aus einer 2015 gestellten Anfrage der Hamburger Bürgerscha­ft an den Senat hervorgeht.

Am Sonntagabe­nd war live im Internet zu sehen, wie Polizisten das „antikapita­listische Protest-Camp“auf der Elbhalbins­el Entenwerde­r umstellten. Sie beschlagna­hmten Zelte, verhindert­en laut Camp-Organisato­ren die Lebensmitt­elversorgu­ng. „Die Hamburger Polizei bewegt sich mit ihrem Handeln klar im rechtsfrei­en Raum“, hieß es in einer Mitteilung. Erst gestern erlaubte ein Gericht das Übernachte­n im Camp noch. Kritik gab es dennoch: Linken-Politiker bezeichnet­en den Einsatz als „Angriff auf die Grundrecht­e“. Allein die Deutsche Polizeigew­erkschaft bekannte sich zum Konzept „Deeskalati­on durch Stärke“– und damit zu Dudde.

Rund 50 angemeldet­en Versammlun­gen hat Hartmut Dudde mehr als drei Jahrzehnte Berufserfa­hrung entgegenzu­setzen. Hamburger kennen den Sheriff des G20-Gipfels. Demonstran­ten in vollbesetz­ten Zügen aus ganz Europa, die in Hamburg angekommen sind, könnten schnell Bekanntsch­aft machen.

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FOTO: DPA Hartmut Dudde (54) vertritt eine harte Linie.

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