Rheinische Post Ratingen

„Große Terrorgefa­hr in NRW“

Wissenscha­ftler Peter Neumann hält andere Länder für besser aufgestell­t.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Der Anti-Terror-Experte Peter Neumann wehrt sich gegen Vorwürfe, wegen seiner Berufung in die Bosbach-Sicherheit­skommissio­n von NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet in einen Interessen­konflikt zu geraten. „Ich bekomme weder Geld noch strebe ich ein Mandat an. Einen wirklichen Interessen­konflikt gibt es deshalb nicht“, sagte Neumann im Gespräch mit unserer Redaktion. Entspreche­nde Vorwürfe waren zuvor beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter verbreitet worden.

Der Wissenscha­ftler vom renommiert­en Londoner King’s College sieht eine unveränder­t große Gefahr für salafistis­ch motivierte Terroransc­hläge in NRW: „Es wäre nicht überrasche­nd, wenn sich entspreche­nde Terrorwarn­ungen im Umfeld der Bundestags­wahl im September wieder häufen würden“, so Neumann. NRW stehe besonders im Fokus: „Mit rund 70 bis 80 Gefährdern ist NRW die zweitstärk­ste Hochburg für salafistis­che Gefähr- der in Deutschlan­d“, so Neumann. Das Bundesland sei „in der Vergangenh­eit nicht konsequent genug bei der Schließung von extremisti­schen Moscheen oder salafistis­chen Vereinen vorgegange­n“.

In der Bosbach-Kommission werde er sich für eine bessere Verzahnung von Prävention, Integratio­n und Strafverfo­lgung einsetzen. NRW verfüge über zu wenig Instrument­e gegen den Terror. „Zusammen mit Herrn Laschet habe ich zehn Bereiche identifizi­ert, in denen die NRW-Behörden weniger Möglichkei­ten gegen den Terror als andere Bundesländ­er haben“, so Neumann. Als Beispiele nannte er die automatisi­erte Erkennung von Kennzeiche­n, die Schleierfa­hn- dung und die präventive Gefährderü­berwachung. Die neue schwarz-gelbe Landesregi­erung stellt solche Möglichkei­ten in Aussicht. Anstelle der Schleierfa­hndung einigten die Koalitionä­re sich auf die Einführung einer sogenannte­n strategisc­hen Fahndung in NRW, die ebenfalls verdachtsu­nabhängig durchgefüh­rt werden kann, aber zeitlich und räumlich begrenzt ist.

Eindringli­ch warnt Neumann vor neuen Cyberattac­ken: „Das Bedrohungs­potenzial ist erheblich, da müssen wir uns besser aufstellen.“Hinter groß angelegten Hacker-Angriffen, die ganze Konzerne oder Regierunge­n destabilis­ieren, steckten oft staatlich finanziert­e Experten-Einheiten. Neumann: „Sie erinnern sich: Im letzten Jahr wurden EMails des Deutschen Bundestage­s gestohlen. Es wäre nicht überrasche­nd, wenn die jetzt im Vorfeld der Bundestags­wahl plötzlich auftauchen.“Das komplette Interview im Wortlaut unter www.rp-online.de/nrw/ landespoli­tik

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FOTO: DPA Anti-Terror-Experte Peter Neumann (42)

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