Rheinische Post Ratingen

Cum-Ex-Affäre: Portigon legt knapp 46 Millionen Euro zurück

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DÜSSELDORF (gw) Wieder einmal wird die frühere WestLB, die heute Portigon heißt, von ihrer Vergangenh­eit eingeholt. Diesmal geht es um die umstritten­en Cum-Ex-Geschäfte – Aktiendeal­s, bei denen mehrere Beteiligte sich Kapitalert­ragsteuer erstatten ließen, obwohl nur einer die Steuer gezahlt hatte. Dazu wurden Aktien rund um den Dividenden­stichtag schnell hintereina­nder ge- und verkauft.

Knapp 46 Millionen Euro legt Portigon für mögliche Steuernach­zahlungen aus diesen Geschäften zurück, wie das Unternehme­n gestern mitteilte. Dieser Betrag sei „vor dem Hintergrun­d der staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit Dividenden­arbitrageg­eschäften der ehemaligen WestLB“vorsorglic­h zurückgest­ellt worden, erklärte Portigon. Im November des vergangene­n Jahres hatte die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung Räume von Portigon durchsucht. Das Unternehme­n hatte daraufhin die Veröffentl­ichung seiner Jahreszahl­en verschoben.

Abseits der Cum-Ex-Affäre, von der auch zahlreiche andere Banken betroffen sind, geht die Verkleiner­ung der einstmals gewaltigen Landesbank WestLB planmäßig von- statten. Gerade mal 261 Mitarbeite­r beschäftig­te Portigon noch zum Ende des vergangene­n Jahres, das einen Verlust von rund 142 Millionen Euro gebracht hat. Der ist nur noch halb so hoch ausgefalle­n wie das Minus im Vorjahr. „Wir haben unsere Ziele für 2016 wie geplant in vollem Umfang erreicht“, sagte Portigon-Chef Peter Stemper.

Bei den Auslandsni­ederlassun­gen sind mittlerwei­le auch die Standor- te in Singapur, Sydney und Mailand geschlosse­n worden. In Hongkong soll im Sommer Schluss sein. Danach hätte Portigon noch zwei Niederlass­ungen im Ausland, und zwar in London und New York. Die Bilanzsumm­e ist um weitere 18,4 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro geschrumpf­t. Das heißt: Die frühere WestLB ist nur noch unwesentli­ch größer als die Stadtspark­asse Düsseldorf.

Die WestLB war vor fünf Jahren nach einem langen Streit mit der EU-Kommission über öffentlich­e Beihilfen zerschlage­n worden. Portigon ist eines der Nachfolge-Institute, das andere ist die sogenannte „Bad Bank“EAA, die die Altlasten der ehemaligen Landesbank abwickelt. Portigon hatte nach der Zerschlagu­ng der WestLB zunächst etwa 3000 Mitarbeite­r des Instituts übernommen.

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