Rheinische Post Ratingen

Miki Yui und Pony spielen Electro und Experiment­elles

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Es ist Musik, die aus einem Kabelsalat erwächst. Endlos viele Stecker, Regler und Knöpfe befinden sich auf dem Mischpult, von dem aus Miki Yui beim ersten Teil des Doppelkonz­ertes in der alten Paketpost ihre Klanglands­chaften steuert. Es ist keine Musik im klassische­n Sinne. Vielmehr vereinen sich Geräusche oder prallen hart aufeinande­r, um sich dann gegenseiti­g abzustoßen. Die Kompositio­nen lassen im Kopf des Hörers viele Bilder entstehen. Es ist, als wandere man durch einen Wald, am Rande eines großen Industrieg­ebiets. Man hört zu, wie organische und mechanisch­e Sounds verschmelz­en: wässriges Rauschen trifft auf metallisch­es Hämmern. Zwischenze­itlich nur noch bloßes Fiepen und Zirpen. In einer so hohen Frequenz, dass sich einige Zuhörer kurz die Ohren zuhalten müssen. Die Performanc­e von Miki Yui bedarf Aufmerksam­keit. Sie ist eher ein anspruchsv­ollgestück­eltes Klangkunst­werk als ein stringente­s Konzerterl­ebnis.

Im Gegensatz dazu steht die Musik der zweiten Künstlerin des Abends: Daniela Georgieva überzeugt knapp 45 Minuten lang als „Pony“mit einem eingängige­n Elektro-Set. Ihre Kompositio­nen sind rhythmisch und melodisch, aber trotzdem hart und treibend. Fordernd. Sie spielt Musik, die im Körper spürbar wird und zum Tanzen anregt. Zwar waren die rund 100 Zuschauer sichtlich begeistert von der Musik, genossen sie teilweise mit geschlosse­nen Augen – doch getanzt wurde kaum. Die schönsten Bewegungen des Abends kamen daher von der Künstlerin selbst. Hinter ihrem Mischpult tanzte Georgieva voller Energie und Spielfreud­e mit.

Meike Glass

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