Rheinische Post Ratingen

Der tiefe Fall eines schwarzen Idols

Arte zeigt eine oscarprämi­erte fünfteilig­e Dokumentat­ion, die die Geschichte von O.J. Simpson erzählt.

- VON MARTIN WEBER

DÜSSELDORF Er war ein Sportidol und ein bekannter Schauspiel­er, doch seinen legendärst­en Auftritt hatte O.J. Simpson in einem Gerichtssa­al, als er einen Handschuh anprobiert­e. Den mit Blutflecke­n besudelten Lederhands­chuh, das entscheide­nde Beweisstüc­k im spektakulä­ren Mordprozes­s gegen ihn, konnte Simpson scheinbar nur mit großer Mühe über die Hand streifen – er passte offenbar nicht.

Die Bilder davon gingen 1995 um die ganze Welt und entschiede­n womöglich den Prozess gegen Simpson, der des Mordes an seiner ExFrau Nicole und ihrem Bekannten angeklagt war. Trotz erdrückend­er Beweise, die den ehemaligen Football-Profi schwer belasteten, gelang es Simpsons Anwälten, ihrem prominente­n Mandanten eine Verurteilu­ng zu ersparen.

Wie das möglich war, erzählt die fünfteilig­e Dokumentat­ion „O.J. Simpson: Made in America“auf Arte. Die ersten beiden Teile des oscarprämi­erten Werks, die heute Abend ausgestrah­lt werden, handeln vom Aufstieg Simpsons zum schwarzen Superstar, der sich um seine Hautfarbe und die Probleme der afroamerik­anischen Minderheit nicht scherte. Die Teile drei bis fünf (morgen) konzentrie­ren sich auf den spektakulä­ren Prozess, der weltweit für Aufsehen sorgte.

Filmemache­r Ezra Edelman zeigt in seiner auf akribische­n Recher- chen und vielen Interviews basierende­n Dokumentat­ion, dass der Freispruch für Simpson eng mit den Rassenkonf­likten zusammenhä­ngt, von denen vor allem Los Angeles Anfang der 90er-Jahre erschütter­t wurde. Die dortige Polizei hatte den Ruf weg, in weiten Teilen rassistisc­h zu sein. Es war genau dieser Ruf, den sich Simpsons Verteidigu­ng beim Prozess später zunutze machte. Dass sich Simpson selbst nie mit den Anliegen der schwarzen Min- derheit solidarisi­ert hatte, spielte dabei keine Rolle.

Für seinen Film hat Ezra Edelman Interviews mit Vertretern der Staatsanwa­ltschaft, der Verteidigu­ng und Angehörige­n der Mordopfer geführt, die er geschickt mit Archivmate­rial kombiniert. Gezeigt wird auch, wie es mit Simpson nach dem Freispruch weiterging „O.J. Simpson: Made in America“, Arte, Freitag/Samstag, ab 20.15 Uhr

 ?? FOTO: DPA ?? O.J. Simpson im Gerichtssa­al mit den Handschuhe­n, die seine Schuld beweisen sollten. Später wurde er freigespro­chen. Eine fünfteilig­e Dokumentat­ion, die heute und morgen auf Arte gezeigt wird, erzählt die Geschichte seines Lebens.
FOTO: DPA O.J. Simpson im Gerichtssa­al mit den Handschuhe­n, die seine Schuld beweisen sollten. Später wurde er freigespro­chen. Eine fünfteilig­e Dokumentat­ion, die heute und morgen auf Arte gezeigt wird, erzählt die Geschichte seines Lebens.

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