Rheinische Post Ratingen

Der Dax hat die 13.000 Punkte fest im Blick, und auch in den USA herrscht an den Börsen aktuell noch Feierstimm­ung. Aber wird das so bleiben? Experten raten zur Vorsicht und genauem Hinschauen. Ein Weg könnte sein, jetzt erst einmal Gewinne mitzunehme­n un

- VON PATRICK PETERS

An den internatio­nalen Börsen geht es derzeit tüchtig rund. Der deutsche Leitindex Dax hat seit dem Frühling zwischenze­itlich rund sechs Prozent zugelegt und die „magische Marke“von 13.000 Punkten durchaus im Blick. Im Dow Jones und MSCI World sind ebenfalls mehrere Prozent hinzugekom­men. Und das sind noch verhältnis­mäßig bescheiden­e Zuwächse, wenn man sich die Zahlen der zu- rückliegen­den zwölf Monate anschaut. Da sind es im Dax mehr als 37, im MSCI World knapp 20 , im Dow Jones knapp 25 Prozent.

Doch wie lange geht dies weiter? Beobachter äußern bereits Zurückhalt­ung und weisen darauf hin, dass es zu einer spürbaren Abkühlung kommen kann – vielleicht nicht direkt, aber im Laufe des Herbstes. Der Düsseldorf­er Vermögensv­erwalter Thomas Hünicke (WBS Hünicke) betont, dass der USMarkt, dessen Wert sich zuletzt rasant entwickelt habe, schon überhitzt sei: „Viele Aktien sind überwertet, die Einstiege dementspre­chend teuer. Deshalb ist gerade in der jetzigen Marktphase, in der manche Beobachter vor einer Abschwächu­ng des langlaufen­den Bullenmark­tes warnen, wichtig, US-Aktien genau zu analysiere­n. 100-Tage-Linie, Kurs-Gewinn-Verhältnis etc. sind wichtige Kennziffer­n, um den Preis und den tatsächlic­hen Wert eines Titels und den richtigen Zeitpunkt für Kauf (und Verkauf) möglichst genau bestimmen zu können.“

Auch bei der Privatbank Merck Finck ist man verhalten, was den US-Markt angeht – be- sonders in politische­r Hinsicht. „Im Gegensatz zu Europa ist die politische Marschrich­tung in den USA weniger klar. Die Unsicherhe­it hat aufgrund eines denkbaren Amtsentheb­ungsverfah­rens gegen Donald Trump zugenommen. Bislang kann er auf die Unterstütz­ung der meisten Republikan­er zählen.“Ebenso verweist Chefstrate­ge Robert Greil in seinem „Marktkompa­ss“für den Monat Juni auf die bessere Bewertung europäisch­er Aktien im Vergleich zu US-amerikanis­chen hin. Deshalb halte die Bank an der Übergewich­tung europäisch­er Aktien und der Untergewic­htung von US-Titeln fest. Aber auch Europa wird kritischer beäugt. So schreibt Analyst Markus Reinwand von der Helaba, dass das „Gewitterri­siko“gestiegen sei. „Nach kleineren zwischenze­itlichen Ausschläge­n bewegt sich die implizite Aktienvola­tilität für die internatio­nal führenden Indizes nahe der langfristi­gen Tiefststän­de und signalisie­rt damit eine gefährlich­e Sorglo- sigkeit.“Die Walser Privatbank verweist zwar auf die wirtschaft­liche Stabilität in Europa – aber auch darauf, dass das Wachstumst­empo in der zweiten Jahreshälf­te voraussich­tlich nicht ganz gehalten werden könne. „Wir rechnen für das gesamte Jahr mit einem realen Wirtschaft­swachstum von 1,5 bis 1,8 Prozent“, heißt es bei der Privatbank, die auch in Düsseldorf vertreten ist.

Vermögensv­erwalter Thomas Lenerz von I.C.M. Independen­t Capital Management (Mannheim und Neuss) stellt heraus, dass sein Haus auch in der aktuellen Situation „voll investiert“bleibe, um die Chancen weiter zu nutzen. „Aber natürlich setzen wir auch auf ein fundiertes Risikomana­gement mit einer defensiven Allokation in den Aktienquot­en, damit wir Rückschläg­e bestmöglic­h begrenzen können. Ein Instrument für uns sind Discount-Zertifikat­e, die wir als Puffer in den Depots einsetzen. Damit begrenzen wir die Renditemög­lichkeiten ein wenig nach oben, begrenzen aber auch das Verlustris­iko sehr stark. Falls das Papier doch an Wert verliert, profitiert der Investor später vom Aufschwung, denn aufgrund der besonderen Struktur von Discount-Zertifikat­en geht die dahinterli­egende Aktie in seinen Besitz über“, erläutert Lenerz.

Beobachter äußern, dass es durchaus zu einer spürbaren Abkühlungk­ommen kann „Im Gegensatz zu Europa ist die politische Marschrich­tung in den USA weniger klar“

Newspapers in German

Newspapers from Germany