Rheinische Post Ratingen

Protestgru­ppen aus allen Schichten

Politiker, Künstler, Autonome und ausländisc­he Demonstran­ten sind auf den Straßen.

- VON JESSICA BALLEER UND TIM SPECKS

HAMBURG Am Rande des G20-Gipfels haben verschiede­ne Gruppierun­gen und Einzelpers­onen zum Protest aufgerufen und Demonstrat­ionen angemeldet. Ihr Spektrum reicht von friedliche­n Aktivisten bis zu gewaltbere­iten Extremiste­n. Künstler Der Hamburger Künstler Immanuel Grosser rief am Donnerstag zur Aktion „Bridges to Humanity” auf. Hamburgs Brücken sollten eingenomme­n und gelbe Gegenständ­e wie Regencapes, Bananen oder Bälle fotografie­rt werden. Auf einer der Brücken traf sich eine Protestgru­ppe zum gemeinsame­n Yoga in der Öffentlich­keit. Auch etwa Theatermac­her Corny Littmann unterstütz­t eine der vielen Demonstrat­ionsgruppe­n. Politiker Der Linken-Bundestags­abgeordnet­e Jan van Aken hat für heute eine Demonstrat­ion mit 50.000 bis 100.000 Teilnehmer­n angemeldet. Bei der Veranstalt­ung werden Ausschreit­ungen befürchtet. Hamburgs Ex-Bürgermeis­ter Ole von Beust (CDU) unterstütz­t das Bündnis „Hamburg zeigt Haltung“. Die rund 200 beteiligte­n Einzelpers­onen sind nicht grundsätzl­ich ge- gen das Treffen der G20, wollen aber die demokratis­chen Werte unterstrei­chen. Die für heute geplante Kundgebung mit rund 10.000 Teilnehmer­n gilt als friedlich. Kirche Das Kirchenbün­dnis „Global. Gerecht. Gestalten“, zu dem etwa das Hamburger Erzbistum gehört, veranstalt­et Gottesdien­ste und Friedensge­bete am Rande des Gipfels. Hamburgs Erzbischof Stefan Heße und Bischöfin Kerstin Fehrs unterstütz­en „Hamburg zeigt Haltung“. Fehrs rief zu friedliche­n Demonstrat­ionen auf. Linksextre­mistische Szene Ein Großteil der Protestler stammt aus der linksextre­mistischen Szene. Nach Einschätzu­ngen des Verfassung­sschutzes umfasst die Szene in Hamburg rund 1100 Personen, von denen 650 gewaltbere­it seien. Zu den Untergrupp­ierungen gehören die Autonomen. Der Verfassung­sschutz bezeichnet diese als gewaltorie­ntierte Linksextre­misten ohne einheitlic­hes ideologisc­hes Weltbild. Ihre Gemeinsamk­eit: Sie lehnen den Kapitalism­us ab. Seit längerem ist es erklärtes Ziel der autonomen Szene, das G20-Treffen auch mit militanten Mitteln zu behindern. Ihr Treffpunkt ist das Autono- me Zentrum „Rote Flora“, vor dem es bereits zu gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen mit der Polizei kam. Zu den linksextre­men Gipfelgegn­ern zählt auch der „Rote Aufbau Hamburg“. Laut Verfassung­sschutz lehnen die Mitglieder das Gewaltmono­pol des Staates ab und sehen Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzu­ng ihrer Ziele. Postautono­me Protestler wie die Interventi­onistische Linke sind laut Verfassung­sschutz aus den Militanzun­d Organisati­onsdebatte­n innerhalb der zersplitte­rten und in Teilen zerstritte­nen linksextre­mistischen Szene entstanden. Sie kritisiere­n den G20-Gipfel, gleichzeit­ig aber auch die Theoriefei­ndlichkeit der Autonomen. „Schwarzer Block“wird eine lose Formierung von Protestler­n verschiede­ner Gruppen genannt: Linksextre­me, Autonome, Anarchiste­n und Antifaschi­sten. Ausländisc­he Gruppen Vor allem aus Skandinavi­en, der Schweiz und Italien reisten Aktivisten und Extremiste­n an, so das Hamburger Innenminis­terium. Etwa die Gruppen „Blocco Blu“(„Blauer Block“) und „Blocco Verde“(„Grüner Block“) aus Italien. Der Sonderzug „ZuG20“aus Basel mit rund 700 Protestler­n war am Donnerstag eingetroff­en.

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