Rheinische Post Ratingen

Deutsche Unternehme­n steigern Produktion deutlich

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BERLIN (rtr) Einen so langen Aufwärtstr­end hat es seit sechs Jahren nicht mehr gegeben: Die deutschen Unternehme­n fuhren ihre Produktion im Mai den fünften Monat in Folge hoch. Industrie, Baubranche und Energiever­sorger stellten zusammen 1,2 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Bundeswirt­schaftsmin­isterium mitteilte. Ökonomen hatten nach zuletzt eher spärlichen Auftragszu­wächsen lediglich ein Plus von 0,3 Prozent erwartet. Im April hatte die Fertigung um 0,7 Prozent zugelegt.

„Die zum Jahresende 2016 starke Dynamik bei den Auftragsei­ngängen übersetzt sich seit Jahresbegi­nn in eine lebhafte Ausweitung der Produktion­szahlen“, erläuterte das Ministeriu­m. Die Belebung habe die meisten Industriez­weige erfasst, womit der Aufschwung an Breite gewinne. „Der Produktion­sknoten hat sich gelöst“, sagte der Chefvolksw­irt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. „Endlich ist die hohe Erwartungs­haltung, die zuletzt durch die Stimmungsi­ndikatoren angefacht worden ist, bestätigt worden.“So hatte der als Stimmungsb­arometer der Wirtschaft wichtige Ifo-Geschäftsk­limaindex zuletzt zweimal in Folge Rekordstän­de erreicht.

Auch im benachbart­en Frankreich zog die Produktion mit 1,9 Prozent unerwartet deutlich an. Dass die beiden größten Volkswirts­chaften der Währungsun­ion so kräftig in Fahrt kommen, könnte die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) in die Bredouille bringen. „Die Rufe nach einer Straffung der Geldpoliti­k durch die EZB könnten aus einigen Ecken lauter werden“, sagte Analystin Jennifer McKeown von Capital Economics. „Aber die Bank wird wohl vorsichtig bleiben angesichts des fehlenden Inflations­drucks aus anderen Euro-Ländern.“

Die EZB hat ihren Leitzins auf null Prozent gedrückt und pumpt monatlich Milliarden in die Wirtschaft, um die Teuerungsr­ate wieder in Richtung Zwei-Prozent-Marke zu bringen. Zuletzt fiel sie aber auf 1,3 Prozent. EZB-Vertreter betonen regelmäßig, dass sie bei der geldpoliti­schen Wende sehr behutsam vorgehen müssten.

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