Rheinische Post Ratingen

„Von voller Fitness kann keine Rede sein“

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ERFURT (sid) Christoph Harting ist nicht in Topform. Nach dem Olympiasie­g am 13. August 2016 in Rio hat der Diskuswerf­er das Training reduziert, um dem Körper etwas Erholung zu gönnen. Dann schmerzte zuletzt doch der Rücken. Die Weiten blieben aus, und so würde die Qualifikat­ion am Eröffnungs­tag der WM in London (4. August) – Stand jetzt – ohne Harting stattfinde­n. Doch Lamentiere­n kommt für den Berliner nicht infrage. „Ich habe keinen Grund zum Jammern und stehe nicht auf Mitleid“, sagte Harting vor den Deutschen Meistersch­aften in Erfurt der „Sport Bild“.

Im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Robert (32) hat der 26-Jährige noch nicht die geforderte WMNorm von 65 Metern geknackt. Ihm fehlen 83 Zentimeter. Findet die WM etwa ohne den Rio-Olympiasie­ger statt? „Von voller Fitness kann keine Rede sein“, beurteilt Hartings Trainer Torsten Lönnfors den körperlich­en Zustand seines Schützling­s. Doch er gibt sich vor der letzten Chance (heute, 17.45 Uhr, ARD) auch betont optimistis­ch. Christoph sei „hoch motiviert und hat ja schon gezeigt, dass er in wichtigen Situatione­n abliefern kann“, sagte Lönnfors und verwies auf den letzten Versuch der Spiele in Brasilien, als sich Harting mit persönlich­er Bestweite von 68,37 Meter von Platz vier aus noch Gold schnappte.

In diesem Jahr ist Bruder Robert wieder die Nummer eins in Deutschlan­d, der London-Olympiasie­ger und Ex-Weltmeiste­r hat sich zuletzt auf 66,30 m gesteigert. Er kann in Erfurt seinen zehnten Titel holen. Nur 2015, als er wegen eines Kreuzbandr­isses fehlte, konnte Christoph gewinnen. Als zweiter DLV-Werfer hat bisher nur Martin Wierig (65,56/Magdeburg) die Norm erfüllt.

Für Christoph Harting kommt es nicht überrasche­nd, dass es für ihn nicht so weit geht. „Wir haben die Trainingsu­mfänge um 15 bis 20 Prozent runtergefa­hren“, sagte er: „Damit ich auch später noch etwas von meinem Körper habe.“Nach dem enormen Trainingsa­ufwand vor Rio brauche sein Körper einfach eine Auszeit. „Man kann natürlich weiter so trainieren, aber dann wäre ich vielleicht in zwei Jahren ausgebrann­t“, sagte Harting: „Ich werde diese Saison bei 3500 bis 4000 Würfen landen. 2016 haben wir bestimmt das Doppelte gemacht.“ Torsten Lönnfors Trainer von Christoph Harting

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