Rheinische Post Ratingen

Modernes Pferdespor­t-Event mit Tradition

- VON BRIGITTE BONDER

Vom 14. bis 23. Juli dreht sich beim CHIO in Aachen wieder alles ums Pferd. Ob Springen, Dressur, Vielseitig­keit, Fahren und Voltigiere­n – Spannung ist garantiert.

Erwartet werden 350 Sportler aus 30 Nationen mit 550 Pferden, die um Nationenpr­eise und Einzelmeda­illen kämpfen. Zu den Höhepunkte­n zählt die Mannschaft­sspringprü­fung des Mercedes-Benz-Nationenpr­eises, bei der Deutschlan­d seinen Titel verteidige­n will. Spannend wird es im Dressurvie­reck, wenn mit Isabell Werth und Laura Graves die besten Dressurrei­terinnen der Welt aufeinande­r treffen. Für Stimmung sorgt der rasante Lavazza-Preis mit kombiniert­en Spring-, Vielseitig­keitsund Fahrprüfun­gen. Dazu gibt es wie in jedem Jahr ein breites Rahmenprog­ramm.

Das Weltfest des Reitsports blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits am 15. Juli 1821 fand das „Pferde-Rennen auf freiwillig­er Basis“als erstes Galopprenn­en nach englischem Vorbild auf der Großen Heide in Aachen-Brand statt. Die Aachener verloren sofort ihr Herz an den Pferdespor­t und rund 900 Besucher strömten herbei. 1896 stellte der Aachener Rennverein die beliebte Veranstalt­ung ein, der Bau einer Bahnstreck­e über Teile des Platzes sorgte für das Aus. We- nig später wird der „Laurensber­ger Rennverein“gegründet, der Ort war damals noch eigenständ­ige Gemeinde vor den Toren Aachens.

Das erste Reit- und Fahrturnie­r mit Flach- und Hürdenrenn­en richtete der Verein 1924 aus, ein Jahr später zur Tausendjah­rfeier des Rheinlande­s öffneten sich die Tore zum „Rennplatz am Soerserweg bei Aachen“. Die Kulisse beeindruck­te mit wegweisend­en Neuerungen von der Holztribün­e für 1.000 Zuschauer über ein Restaurant hin zur neu angelegten, drainierte­n Wiese, dem heutigen Turnierpla­tz. Mehr als 20.000 Zuschauer strömten an vier Tagen zum ersten „Reit-, Spring- und Fahrturnie­r mit Geländerit­t“, um den 213 Pferden in 19 Prüfungen zujubeln zu können. Es war der Beginn einer jährlichen Turniertra­dition.

Bereits 1927 wurde ein internatio­nales Turnier ausgeschri­eben. Reiter aus dem Ausland folgten dem Ruf in die Soers und traten im ersten „Großen Preis von Aachen“gegeneinan­der an. 1929 wurde der erste Preis der Nationen ausgetrage­n, damals erfolgte die Wertung noch nach Damen und Herren getrennt. Nach Einführung des Begriffs CHIO (Concours Hippique Internatio­nal Officiel) seitens der 1921 gegründete­n Internatio­nalen Reiterlich­en Vereinigun­g führt Aachen diesen Titel 1933 erstmals offiziell. Er bezeichnet internatio­nale Turniere, die Prüfungen in mindestens zwei Diszipline­n ausschreib­en.

Zu den beliebten Traditione­n zählen bis heute die weißen Taschentüc­her beim „Abschied der Nationen“. Seit 1953 beendet das Lied „Muss i denn zum Städele hinaus“den CHIO Aachen mit einer Ehrenrunde aller Teilnehmer im großen Hauptstadi­on. Dazu schwingen rund 40.000 Zuschauer weiße Taschentüc­her im Takt als Dank für die gezeigte Leistung und Symbol für die Hoffnung auf ein Wiedersehe­n im nächsten Jahr. Eingeführt wurde dieser Brauch 1953 durch den Stadionspr­echer, Rechtsanwa­lt Dr. Kurt Sonanini, der in einer spontanen Idee das Publikum bei der Schlussrun­de animiert: „Zückt eure Taschentüc­her und winkt, sofern sie sauber sind!“Der sportliche Stellenwer­t des CHIO Aachen ist bis heute hoch. Mittlerwei­le erleben Jahr für Jahr rund 350.000 Zuschauer aus aller Welt das offizielle Turnier der Bundesrepu­blik Deutschlan­d in der Soers mit. Besonders beliebt sind alljährlic­h die Präsentati­onen der Partnerlän­der. Die Tradition wurde 2001 ins Leben gerufen, damals war Spanien unter dem Motto „Viva España“zu Gast. 2017 präsentier­en sich die Niederland­e mit ihren Pferden, zum Beispiel den prächtigen Friesen. Der erstklassi­ge Sport, das Rahmenprog­ramm, die spektakulä­re Eröffnungs­feier und das CHIO-Aachen-Village mit den Verkaufsst­änden machen das Turnier zu einem facettenre­ichen Event.

 ?? FOTO: CHIO/ANDREAS STEINDL ?? Das CHIO in Aachen bürgt seit Jahrzehnte­n für Reitsport auf absolutem Weltniveau. Bei der neusten Auflage, die in wenigen Tagen beginnt, wird es nicht anders sein.
FOTO: CHIO/ANDREAS STEINDL Das CHIO in Aachen bürgt seit Jahrzehnte­n für Reitsport auf absolutem Weltniveau. Bei der neusten Auflage, die in wenigen Tagen beginnt, wird es nicht anders sein.
 ??  ?? Das Publikumsi­nteresse beim CHIO ließ noch nie zu wünschen übrig. Dies zeigt das Foto aus den 1960-er Jahren.
Das Publikumsi­nteresse beim CHIO ließ noch nie zu wünschen übrig. Dies zeigt das Foto aus den 1960-er Jahren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany