Rheinische Post Ratingen

Mittelalte­r: Prinzenrau­b im Schloss

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Es ist die Nacht zum 8. Juli 1455, als der Raubritter Kunz von Kaufungen über eine Leiter ins Altenburge­r Schloss eindringt. Der ehemalige Getreue von Sachsens Kurfürst Friedrich will seine Forderunge­n gegen den Landesherr­n durchsetze­n. Beim Krieg Friedrichs gegen seinen Bruder Wilhelm (1446 bis 1451) waren Kaufungens Besitzunge­n zerstört worden. Dafür will er entschädig­t werden, doch der Kurfürst weigert sich. Das Gericht in Leipzig hat die Klage abgewiesen – nun will Kaufungen sein Recht selbst durchsetze­n. Ein Küchenhelf­er hat ihn darüber informiert, dass der Kurfürst auf Reisen und der Hofstaat bei einer Hochzeitsf­eier ist. Kaufungen und seine Helfer kommen bis ins Schlafgema­ch der Prinzen Albert und Ernst, 14 und zwölf Jahre alt. Sie sperren die Mutter ein und entführen die Jungen. Albert und Ernst werden getrennt. Kaufungen wird mit Albert noch am selben Tag aufgegriff­en. Ernst sperrt der Rest der Gruppe in eine Höhle, doch als die Entführer von der Festnahme hören, verhandeln sie: den Prinzen gegen ihre Straffreih­eit. Beide Jungen werden unbeschade­t ins Schloss zurückgebr­acht. Kunz von Kaufungen, entscheide­t das Gericht, hatte die Fehde gegen den Kurfürsten nicht ordnungsge­mäß erklärt – deshalb habe er den Landfriede­n gebrochen. Wenige Tage nach der Tat wird er im sächsische­n Freiberg enthauptet. Eine Abbildung seines Kopfes ist heute am Friedberge­r Rathaus zu sehen.

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