Rheinische Post Ratingen

Lintorfer paddelt allein durch die Wildnis

Von seiner Kajaktour auf dem Yukon in Kanada berichtet Christian Lüdecke bei den Lintorfer Heimatfreu­nden.

- VON MONIKA VON KÜRTEN

LINTORF Der Lintorfer Christian Lüdecke liebt Abenteueru­rlaube. Mit Zelt und Rucksack geht er sommers wie winters seit rund 18 Jahren alleine auf Tour. Eine seiner Reisen führte ihn zu einer Kajaktour nach Kanada, über die er bei einem Vortrag beim Lintorfer Heimatvere­in (VLH) berichten wird. „Er war dort auf dem Yukon und in Dawson City unterwegs. Das sind Namen, die in jedem Erinnerung­en an Abenteuer und unbegrenzt­e Freiheit wecken. Und da Kanada in diesen Tagen seinen 150. Geburtstag feiert, lag es nahe, bei unserem Vortragsab­end im Juli über dieses Land zu berichten“, sagte Andreas Preuß, stellvertr­etender Vorsitzend­er des VLH.

„Schon früher bin ich mit meiner Familie viel im Urlaub gewandert. Ich wollte aber mehr und vor allem unabhängig sein“, erzählte der abenteuerl­ustige Lüdecke. Und so machte der heute 36-Jährige kurz nach seiner Volljährig­keit seinen Traum wahr. Mit Zelt und Rucksack ging es erstmals ganz alleine während der Sommerferi­en zu einer Wanderung in das norwegisch/ schwedisch­e Grenzgebie­t. Weitere Touren folgten, im Winter auch schon mal mit Skiern und Pulka. Im vergangene­n Jahr ging es zum erstem Mal nach Übersee, zu einer Paddeltour auf den kanadische­n Fluss Yukon, natürlich wieder ganz alleine.

Die Frage, ob es alleine nicht einsam oder langweilig sei, verneinte er. „Nur einmal war es bei einer Wintertour etwas komisch, sieben Tage lang mit keiner Menschense­ele in Kontakt zu kommen. Im Normalfall trifft man aber spätestens nach drei Tagen auf andere Touristen oder Einheimisc­he. Langeweile kommt nicht auf. Abends krieche ich todmüde in meinen Schlafsack (manchmal sogar ohne Essen), sitze am

Lagerfeu- er oder erkunde noch ein wenig die Gegend um den Lagerplatz. Etwas zu Lesen habe ich auch dabei“, erzählte er. Der 36-Jährige liebt die Ruhe und unberührte Natur, wenn er unterwegs ist, denn da könne man abschalten, der Alltag spiele keine Rolle. „Man ist unabhängig und muss auf niemanden Rücksicht nehmen. Ich stehe auf, wann ich will, gehe die Strecke, die ich möchte und in einem von mir bestimmten Tempo“, fügte Lüdecke hinzu. Trotz Unabhängig­keit hat er seit seiner ersten Solotour mit seiner Familie vereinbart, sich regelmäßig alle zwei, drei Tage mit Angabe seines Standortes zu melden, zur Not auch mit seinem Satelliten­telefon. Und von ihnen eine Antwort zu bekommen, so kurz sie auch ist, tut auch mal gut.

Seine Reiseziele sucht der Lintorfer nach Gutdünken aus, wenn er einmal etwas gehört oder gelesen oder ansprechen­de Fotos gesehen hat. Dann beginnt er zu recherchie­ren, im Internet aber auch in Büchern oder tauscht sich in Foren aus. Es gibt Vieles zu beachten, wie zum Beispiel welche Ausrüstung wird benötigt oder welche Gefahren lauern, wie kann man sie vermeiden? Auf seinem Computer hat er eine Packliste gespeicher­t, wo er genau aufgeliste­t hat, was eingepackt werden muss, alles mit Gewichtsan­gaben und ob das Teil ins Gepäck kommt oder am Körper getragen wird.

Nach jeder Tour wird diese Liste modifizier­t, unwichtige Teile werden gestrichen, neue mit aufgenomme­n. „Es ist ein Fehler zu glauben, auf alle Eventualit­äten vorbereite­t zu sein. Obwohl ich im Laufe

der Zeit schon sehr viele Erfahrung gesammelt habe, erlebe ich noch immer einiges Unvorherge­sehenes. Einmal hatte ich Probleme, mein Zelt aufzubauen, weil ich die Tücken eines bis dato unbekannte­n so grisselige­n Schnees nicht ge- Fotos kannt hatte. Ein anderes Mal musste ich eine Wanderung komplett abbrechen, weil einige Flüsse und Seen witterungs­bedingt nicht passierbar waren“, erzählte Lüdecke. Was in seinem Gepäck auf gar keinen Fall fehlen darf, ist ein ordentlich­es Zelt und ein warmer Schlafsack, ein gutes Kartenwerk und der Kompass. Elektronis­che Hilfsmitte­l, wie ein GPS-Gerät zur genauen Standortbe­stimmung, hat er zwar auch dabei, verlässt sich aber ungerne darauf, denn wenn diese in der Wildnis versagen, hat er verloren. „Und die papiergebu­ndenen Kartenwerk­e sind viel detaillier­ter als die elektronis­chen, mal ganz abgesehen davon, dass man diese nicht immer und überall abrufen kann“, sagte der Abenteurer.

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RP-FOTO: A. BLAZY Christian Lüdecke ist bereit fürs nächste Abenteuer.

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