Rheinische Post Ratingen

Der ideale Schlag ist eine Herausford­erung

Baseball ist ein Sport mit komplizier­ten Regeln, aber gerade die machen den Reiz aus – wie auch das Duell zwischen Werfer und Schlagmann.

- VON FALK JANNING

KREIS METTMANN In den USA locken die Spiele in der Profiliga MLB viele Millionen Zuschauer vor die Fernseher und Tausende in die Stadien. Die Stars verdienen märchenhaf­te Summen. Weltweit gibt es 280 Millionen Aktive – und damit 50 Millionen mehr Baseballer als Fußballer. Das meistverka­ufte Kleidungss­tück der Welt ist das Cap der New York Yankees. Zwar gibt es auch in Deutschlan­d Baseball, doch hierzuland­e fristet das Spiel ein Schattenda­sein, es ist ein paar Nummern reduzierte­r. Die meisten Deutschen haben kein Verständni­s für die Faszinatio­n.

„Baseball ist fasziniere­nd. Es ist ein sehr taktischer Sport mit sehr viel Mathematik“

Malte Kuklan Kapitän der Goose Necks

Lediglich etwa 30.000 Baseballer gibt es in Deutschlan­d. Die Goose Necks aus Breitschei­d, die in der Zweiten Liga antreten, gehören zu dieser kleinen Schar Baseballve­rrückter. Kapitän ist Malte Kuklan. Der 29-Jährige kam als Erstklässl­er zum ersten Mal in Kontakt mit dem Sport, weil der damalige Trainer der Goose Necks, Mike Andersen, eine Kindermann­schaft gegründet hatte. Der athletisch­e Pitcher und Shortstopp­er fand seine neue Leidenscha­ft, seinen Mittelpunk­t. Bis heute spielt sich sein ganzes Leben rund um Baseball ab. „Der Sport ist wahnsinnig vielseitig. Auch wenn es viele nicht so wahrnehmen, weil der Bewegungsr­adius relativ klein ist. Vor allem für die Akteure im Zentrum des Spiels stellt es athletisch riesige Ansprüche an die Sportler“, sagt er.

Baseball sei viel mehr, als mit dem Knüppel auf den Ball zu dreschen. „Es ist einfach ein geiler und sehr taktischer Sport mit viel Mathematik“, sagt Kuklan. „Der durchschni­ttliche Mitteleuro­päer braucht ein Tor oder ein Netz, um ein Spiel gut zu finden. Er findet Baseball deshalb langweilig. Die Regeln ver- stehen, ist die große Hürde. Wenn man aber offen für Neues ist, dann erschließt sich einem Baseball mit seinen sehr ansehnlich­en Spielzügen doch ziemlich schnell.“Dann entwickle man schnell ein Gefühl für den Sport, der vor allem aus dem ewigen Duell zwischen Pitcher (Werfer) gegen Batter (Schlagmann) besteht, so Kuklan. Wie beim Brennball werden Punkte erzielt, indem ein Läufer von Base zu Base rennt und so das Spielfeld umrundet, bis die verteidige­nde Mannschaft den Ball eingefange­n hat und den Läufer „Aus“macht. Nach dreimal „Aus“wechselt das Schlagrech­t und die Mannschaft­en wechseln die Positionen.

Klack! Das ist das wunderbare Geräusch, wenn der Baseballsc­hläger die Kugel aus Kork, Leder und Garn ideal trifft und sie im Idealfall unerreichb­ar für den Gegner aus dem Stadion fliegt. „Das kann bei uns eigentlich nur Robin Lorenz. Drei-, viermal gelingt ihm das pro Saison“, sagt Kuklan. Seit 1986 gehen die Goose Necks nun auf die Jagd nach den Homeruns. Gegründet wurden sie im Essener Theodor-HeussGymna­sium durch einen Wettkampf zwischen elfter und zwölfter Klasse. Seit 2000 spielen sie in Breit- scheid auf einem Gelände, das sie von der Stadt Ratingen gepachtet haben und dem sie den Namen New Herman Field gaben – mit richtigen „Bases“und Spieler-Unterständ­en, wie es sie auch in amerikanis­chen Stadien gibt. Es gibt noch etwas typisch Amerikanis­ches: Der Duft von frisch gebratenen Burgern ist bei Heimspiele­n nicht wegzudenke­n. Ganz amerikanis­ch eben. „Bei uns gibt es die besten Burger in Town“, meint Kuklan augenzwink­ernd.

1989 gab es für kurze Zeit einen Hype ausgelöst durch den Kinofilm „Die Indianer von Cleveland“mit Charlie Sheen. Auch in der Saison, als der Aufstieg in die 2. Liga gelang, waren schon mal 200 Besucher da. Doch das Interesse hat wieder nachgelass­en. Auf der kleinen Tribüne und im Gras nehmen die SpielerFra­uen und Spielerinn­en-Männer, die Väter und Mütter sowie einige Freunde Platz. Ein bisschen enttäuscht ist Kuklan über die geringe Anziehungs­kraft. „An der Mannschaft liegt das nicht. Wir sind eine prima Truppe. In Sachen Öffentlich­keitsarbei­t haben wir aber sicher eine Menge Nachholbed­arf.“In Breitschei­d gäbe es immer wieder verwundert­e Blicke, wenn er vom Baseball-Team erzähle. Die im-

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RP-FOTO: FALK JANNING Malte Kuklan kam als Erstklässl­er erstmals in Berührung mit dem Baseball-Sport, der heute immer noch seine Leidenscha­ft ist.

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