Rheinische Post Ratingen

Wo Ratinger suchen und schenken

- VON MONIKA VON KÜRTEN

Madeleine Sakalla hat die Facebook-Gruppe „Zu verschenke­n in Ratingen und Umgebung“gegründet.

LINTORF Vor gut einem Jahr hat Madeleine Sakalla die FacebookGr­uppe „Zu verschenke­n in Ratingen und Umgebung“gegründet. Die bisherige Resonanz auf diese Bürgerplat­tform ist groß.

Seit Gründung sind mehr als 4.000 Mitglieder der Gruppe beigetrete­n, und auch jetzt noch gibt es einen täglichen Zuwachs von sieben bis zehn Leuten. „Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass die Gruppe so einschlägt. Viele Menschen haben Sachen herumliege­n, die sie nicht (mehr) benötigen, es aber zu schade finden, diese wegzuwerfe­n. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die nicht mal eben etwas Neues kaufen können oder die plötzlich in Not geraten sind. Vor al- lem viele Kinder sind betroffen. Aber diese Plattform ist nicht nur für sozial Schwächere gedacht, jeder Bürger aus Ratingen bzw. Umgebung kann mitmachen und etwas verschenke­n oder sich über Geschenke freuen“, berichtete Sakalla. Auch Ratinger, die noch nichts geschenkt bekommen oder nichts zu verschenke­n haben, sind der Gruppe beigetrete­n. “Aufmerksam wurde ich durch einen Beitrag in einer anderen Gruppe. Ich finde es gut, dass es diese Gruppe gibt. Denn bevor man etwas wegwirft, was man nicht mehr braucht oder einem nicht mehr gefällt, kann man jemanden fragen, ob Interesse besteht. Wenn nicht, kann man es dann immer noch wegwerfen“, sagte Angela Zemla aus Lintorf.

Sakalla hatte im vergangene­n Jahr die Gruppe eröffnet, weil sie selber etwas abgeben wollte. Seitdem bietet sie immer wieder eigene Gegenständ­e über die Plattform an, stellt für andere, die keinen Facebookzu­gang haben oder zu schüchtern sind, sich öffentlich zu äußern, Angebote, Aufrufe und Nachfragen ein. Viele Stunden die Woche ist sie damit beschäftig­t. „Neue Mitglieder möchten aufgenomme­n werden, und die Beiträge müssen regelmäßig überprüft werden. Bösartige Kommentare, Sperrmüll und Verkaufsan­gebote werden gelöscht, Waffenange­bote jeglicher Art oder verschreib­ungspflich­tige Medikament­e ebenso“, sagte Sakalla. Es muss hin und wieder mal ein Streit geschlicht­et werden oder eingeschri­tten werden, wenn eine Verhandlun­g ausufert. Außerdem überprüft sie, dass die Plattform nicht ausgenutzt wird. Wenn beispielsw­eise eine Anfrage oder ein Spendenauf­ruf suspekt vorkommt, wird nachgefrag­t, was dahinter steckt. Gibt es keine plausible Er

klärung, wird der Beitrag gelöscht. Und wenn ein Objekt einmal nicht abgeholt werden kann, wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht. Ganz alleine ist der Arbeitsauf­wand mittlerwei­le nicht mehr zu schaffen. Sakalla hat einen „normalen“Job bei der VHS, der sie bis zum Nachmittag fordert und betreut an zwei Nachmittag­en zusätzlich eine Seniorin. Und die eigene Familie und den Haushalt gibt es auch noch. Daher ist sie über die Hilfe von Arbeitskol­legen Markus Schäfer und Manuel Adam, den sie über die Gruppe kennengele­rnt hatte, sehr dankbar. Aber auch wenn ihre Aufgaben sehr viel Zeit kosten, erledigt Sakalla diese gerne. „Die Hilfsberei­tschaft der Ratinger ist überwältig­end, was uns sehr glücklich macht. Es wird so vielen Menschen geholfen, die ihre Dankbarkei­t auch zeigen. Ich habe soviel nette Menschen kennengele­rnt und konnte auch bei anderen Problemen helfen, wie beispielsw­eise Kontakte zu Pflegedien­sten oder anderen Hilfsorgan­isationen herstellen“, sagte sie. Sie kann sich gut in die Lage der Leute versetzen, die nicht so viel haben und freut sich, sie zu unterstütz­en. Die Harmonie in der Gruppe ist sehr stark, man hilft sich ohne großen Verwaltung­saufwand und innerhalb kürzester Zeit. So mache „Geschäftsp­artner“haben sich innerhalb einer Stunde oder gar noch schneller gefunden.

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RP-FOTO: BLAZY Madeleine Sakalla am Laptop mit ihrer Facebook-Seite.

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