Rheinische Post Ratingen

Koh Libong

- VON CLAUDIUS LÜDER

Das Wasser ist ruhig, leichte Wolken ziehen vorüber, immer mal wieder blitzt ein Sonnenstra­hl hervor. Chay Dan steht breitbeini­g in der Mitte seines Boots, eine Hand über den Augen und blickt konzentrie­rt aufs Wasser. Dabei singt er ein Lied – sein Koh-Libong-Lied. Das handelt von der Schönheit der Insel und von den Dugongs. So heißt diese Art der Gabelschwa­nzseekühe, wie es sie in der Trang Sea vor Koh Libong gibt.

Plötzlich deutet Chay Dan nach vorne: „Dort ist eine Gruppe.“Kurz darauf taucht tatsächlic­h die dicke graue Nase eines Dugongs auf, begleitet von einem lauten Prusten. Etwa alle drei bis vier Minuten tauchen die Tiere kurz nach oben, um Luft zu holen. Während es langsam wieder abtaucht, wird der ganze große Körper des Tieres sichtbar. Bis zu vier Meter lang werden die Dugongs und bis zu 800 Kilo schwer. „Vor ein paar Jahren gab es hier nur noch 40 bis 50 Tiere, inzwischen ist die Herde wieder auf 140 angewachse­n“, sagt der 40-Jährige.

Die selten gewordenen Seekühe sind das Markenzeic­hen von Koh Libong, überall trifft man auf sie: Auf Werbeschil­dern, auf Wandertour­en zum Dugong Viewpoint an der Ostküste und natürlich in den Hotelprosp­ekten. Rund 6000 Menschen leben auf der Insel, die meisten verdienen ihren Lebensunte­rhalt durch die Kautschuk-Gewinnung. Daneben spielt auch der Fischfang eine große Rolle.

Wer die Dugongs von Koh Libong sehen will, braucht viel Geduld und am besten einen Guide wie Bauer Chay Dan. Er weiß, wo die Tiere am liebsten grasen, denn die „Wiesen“vor Koh Libong sind ein wesentlich­er Grund, warum die Tiere sich hier so wohl führen. „Bei uns gibt es allein zwölf verschiede Sorten Gras am Meeresgrun­d, das ist sehr viel“, sagt er. Das Areal, das sie vor Koh Libong bevölkern, misst ungefähr 160 Hektar.

Touristen, vor allem ausländisc­he, verirren sich bislang kaum hierher. Einen Flughafen gibt es auf Koh Libong nicht. Per Flugzeug verläuft die Anreise von Bangkok zur Regionalha­uptstadt Trang und von dort in gut einer Stunde mit dem Shuttle-Bus an den Hafenanleg­er Hat Yao. Hier legt etwa alle 30 Minuten ein Longtail-Boot nach Koh Libong ab, die Überfahrt dauert 20 Minuten. Viele Besucher kommen auch auf einer Insel-Rundtour über Koh Muk oder Koh Kradan vorbei.

Wer Koh Libong kennenlern­en will, quartiert sich am besten in einem der vier Strandhote­ls an der Südwestküs­te am Haad Lang Kao Beach ein. Die Hotel-Bandbreite reicht von einem bis vier Sterne – ein beeindruck­ender Sonnenunte­rgang an dem schönen langen Sandstrand ist immer inklusive. Von hier aus lässt sich die Insel gut erkunden. Koh Libong verfügt seit einiger Zeit über eine gut ausgebaute Inselstraß­e, die vom Bootsanleg­er Ban Prao Harbor im Norden bis zum kleinen Dorf Baan Lang Kao im Südwesten reicht. Fortbewegu­ngsmittel Num- mer eins ist der Motorrolle­r, der für rund acht Euro pro Tag gemietet werden kann.

„Autos gibt es auf der gesamten Insel vielleicht fünf“, sagt Inselarzt Jittapon Tananusorn, der ebenfalls meist mit dem Roller unterwegs ist. „Ein Auto brauchen nur die Leute, die einen größeren Laden haben und natürlich haben wir auch einen Krankenwag­en“, sagt er stolz. Selbstvers­tändlich ist das nicht, denn bis vor wenigen Jahren war Koh Libong auch in Sachen medizinisc­her Versorgung vom Festland abhängig. Seit dem Tsunami 2004 jedoch habe sich einiges getan, sagt der Inselarzt.

Mit dem Roller gelangt man auch am besten zu Bauer Chay Dans Farm, die etwas versteckt an dem Fluss Ban Phrao liegt. Ein klassische­r Bauer ist Chay Dan nicht, wohl aber ein Insulaner mit Leib und Seele, der Koh Libong und die Dugongs schützen will – auch vor zu viel Tourismus. „Es gibt genügend schlechte Beispiele in Thailand, wir wollen das nicht“, sagt er in Anspielung auf laute Urlauberze­ntren wie Pattaya. Wenn er „wir“sagt, meint er eine Initiative auf der Insel, die auf Nachhaltig­keit und den Schutz der Natur setzt. Auch der Inselarzt gehört dazu. Die Zahl der Plastiktüt­en einzudämme­n etwa, die es für jeden noch so kleinen Einkauf gibt, ist nur eines von vielen Projekten.

So klein Koh Libong sein mag, so fortschrit­tlich ist die Insel. Ungebremst­er Tourismus ist hier nicht zu befürch- Reiseziel Koh Libong ist ein ideales Ziel für ruhigen Strandurla­ub mit kleineren Ausflügen. Die 35 Quadratkil­ometer große Insel kann sehr gut mit dem Roller erkundet werden, daneben bieten sich Tagesausfl­üge zu benachbart­en Inseln wie Koh Muk an. Der Tourismus auf Koh Libong findet überwiegen­d am Haad Lang Kao Beach statt. Anreise Hin- und Rückflug z. B. mit Qatar Airways oder Emirates über Doha bzw. Dubai nach Bangkok Suvarnabhu­mi ab 600 Euro. Weiter geht es vom Flughafen Bangkok Don Mueang. Der Transferbu­s benötigt etwa eine Stunde und ist bei Vorlage eines gültigen Tickets für den Weiterflug kostenlos. Weiterflug ab Bangkok Don Mueang mit Air Asia oder Nok Air nach Trang ab 40 Euro. Für den Transfer von Trang zum Hafenanleg­er Hat Yao Pier und weiter nach Koh Libong empfiehlt sich die Buchung über das Hotel. Die Kosten liegen bei etwa 40 Euro. Internet www.tourismtha­iland.org ten. Das meiste Leben spielt sich in dem Fischerdor­f Batu Bute im Südosten ab. In kleinen Suppenküch­en wie „Neeny’s“in der Dorfmitte gibt es eine frische Suppe mit Huhn für 30 Baht, umgerechne­t etwa 80 Cent. Direkt am langen Steg zu dem über zehn Meter hohen Aussichtst­urm entstehen gerade die ersten „Home Restaurant­s“: Gegen Vorbestell­ung können Gäste hier frischen Fisch mit Beilagen für wenige Euro bekommen. Souvenirlä­den hingegen hat Koh Libong ebenso wenig zu bieten wie große Supermärkt­e oder laute Bars. Dinge des täglichen Gebrauchs wie Wasser, Gemüse, Sprit für den Roller oder auch Süßigkeite­n dagegen gibt es in vielen kleinen Läden auf der gesamten Insel.

Koh Libong ist eine Oase der Ruhe, eine unaufgereg­te Insel, so wie die Dugongs, die in der Trang Sea grasen.

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FOTO: THINKSTOCK/FILIPEFRAZ­AO Koh Libong ist eine Oase der Ruhe. Ausländisc­he Touristen verirren sich nur selten an den Haad Lang Kao Beach.
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FOTOS (2): LÜDER Bauer Chay Dan (rechts) hat ein Auge auf die Dugongs: So heißt die Art der Gabelschwa­nzseekühe, um die er sich kümmert.
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